Freitag, 7. November 2008

Politik verquerst


Es gibt in der Politik einfach Dinge, die nicht zusammen- und nicht aufgehen. Das ist wieder so ein Ding. Irgendein Journalist konnte am Nachmittag schon nicht anders als zu kalauern: "Der Wulff im Schafspelz". Und dann auch noch, mitten im Halbsinnfreien: "Wulff macht den Sinn".
Wie will man es fassen? Das von Christian Wulff, den zu verteidigen ich nicht den geringsten Grund habe, wird also so berichtet:

"Es war am Donnerstag, die N24-Sendung Studio Friedman war reichlich fortgeschritten, als sich Christian Wulff auf Geheiß des Moderators zu 'unangemessen hohen' Managergehältern äußern sollte. Nach kurzem Zögern sprach der 49-Jährige von einer Neiddebatte und befand forsch: 'Ich finde, wenn jemand 40 Millionen Steuern zahlt und Zehntausende Jobs sichert, dann muss sich gegen den hier nicht eine Pogromstimmung entwickeln.'"

In der Sache halte ich das für 'voll daneben'. Die Manager, um die es da geht, haben ja eben keine Jobs gesichert. Das zum einen. Wie viele Jobs sie vernichtet haben, die Manager, als Kaste, das wird sich demnächst zeigen. Außerdem muss man die Sache wohl einmal als ziemliches Gerede auf der Schiene von 'großer und darum groß zu bezahlender Verantwortung' als schlicht dämlich bezeichnen. Wenn ich bedenke, wie viele Menschen der Lokführer Karl Müller verant- wortungsvoll in einem Jahr durch die Lande fährt, dann müsste der 500.000 Euro plus Erfolgszulage bekommen. Es ist wohl einfach so, dass Leute der Wirtschaft halt nur einen Maßstab haben, nämlich Geld. Also bekommen sie, wenn sie, nicht selten ja voll zumwinkelnd, oben angekommen sind, viel Geld. Andere Maßstäbe haben sie ja nicht. Arme Kerle! Eine riesenhafte Zulage in Sachen riesig-grotesker Lebenssinn. Eine groteske Sicht, die der Ministerpräsident da zum Besten gibt.

Aber nun dieses Wort Pogrom. Dass es jetzt reflexhaft reserveriert wird und der Ministerpräsident dann den Kotau vor dieser Reservierung macht, das ist genauso grotesk unhistorisch. Pogrome sind alt, oft gegen die Juden gerichtet, oft auch gegen andere Minderheiten. Der Blödsinn des Inhalts der These wird hinter einen Aufschrei um ein sinnlos reserviertes Wort verschoben. Als ob man jetzt Lustmord reservieren wollte für den Haarmann Fritz. Mit dem Tanz um die geschützten Wörter sollten wir aufhören. In den Inhalten sollten wir sorgfältiger sein.

Ach so, dass der Friedman wieder da ist, darf man auch mal so ganz nebenbei und lustvoll grinsend erwähnen. Wie war das noch mit dem, damals vor unvordenklichen Zeiten, im Jahr 2003?

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