Samstag, 1. November 2008

Scharia und Grundgesetz

Vielleicht hat der bayerische FDP-Abegeordnete Barfuß ja nur einem vorübergehenden Herostrades-Impuls nicht widerstehen können, als er meinte, die Scharia könne, soweit sie dem Grundgesetz nicht widerspreche, auch bei uns Gesetz sein. Und ganz so blöd, wie sich das auf den ersten Horch anhört, ist die Sache nun auch wieder nicht. Natürlich wird ein religiöses Recht nicht Teil unseres Rechtssystems. Sonst müssten Fragen des katholischen Kirchenrechts vor unseren "weltlichen Gerichten" verhandelt werden, nach Vorgaben des Kirchenrechts. Aber freiwillige Bindungen kann es natürlich geben. Wer sich den Sprüchen des Bischofs oder des Imams nicht fügen will, muss halt aus der Kirche oder dem Islam austreten. Dann hat sich die Sache. Bedroht werden darf er dann, wenn er austritt, aber nicht. Versteht sich, Herr Barfuß, oder?

Allerdings gibt es natürlich praktische Probleme, wie immer in solchen Fällen. Sollen wir, das ist so eine Frage, die Feiertage anderer Religionen auch arbeitsfrei halten? Und muss der Ramadan oder meinetwegen auch der Sabbat entsprechend gefeiert werden? Auf welcher Ebene und wie konkret? Das Autofahren am Samstag verbieten? Mal nur so als Beispiel.

Wahrscheinlich ist nur sinnvoll zu sagen: ohne historisch gewordene Grundwerte und Grundgegebenheiten, und das sind bei uns halt nun mal Werte der Aufklärung und des Christentums, funktioniert diese Gesellschaft nicht. Wer hier leben will, der soll sich anpassen. Wenn er das nicht will, dann gibt es ja auch andere Länder.*
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Nachtrag: Erforschen sollte man bei den Politikwissenschaftlern aber schon mal die Frage, was Einzelne und ganze Parteitage** dazu treibt, Dinge öffentlich zu machen, die absehbar Kopf und Kragen oder doch zumindest Wahlergebnisse kosten. Ist es mangelnde Voraussicht oder dieses emporschwappende "Wir sind die Progressiven!"?
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* Ich weiß, klingt nach: "Ihr könnt ja rübergehen!" Je nun, die Gegenargumente müssen aber erst mal gebracht werden, gegen argumentersetzende Historiosierungen.
** "Konkordat und Kruzifix - das sind natürlich unglückliche Debatten", sagt Daxenberger. Viele bei den Grünen würden sich kirchlich engagieren, seine Großmutter habe in der NS-Zeit fürs Kreuz in der Schule gekämpft. Nein, der Kruzifix-Beschluss könne "so nicht bleiben, wir werden das korrigieren". Denn nicht die CSU, sondern die Grünen seien "die Werte-Partei".

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