Sonntag, 21. Juni 2009

Piratenpartei

Manchmal poste ich wirklich an unerwarteten Stellen. Weil ich neugierig bin, wie die Menschen mit ganz unterschiedlichen Interssen zu Fragen, die mich interessieren, Stellung nehmen. Hier war es im Forum von COMPUTERBILD, eine Frage zum Thema Urheberrecht, Raubkopieren, Piratenpartei. -- Das Ausgangsposting:

Mich würde interessieren, wie die CB-Leser zum Thema "unrechtmäßiges Kopieren von allem und jedem" stehen.
Ich selbst bin der Meinung: Wo gilt "kein Unrechtsbewusstsein der Normalmenschen + technische Möglichkeiten", führt das zur Situation, dass das "Raubkopieren", wie das früher mal hieß, nicht mit normalen juristischen Mitteln zu bekämpfen ist. Im vagen Sinn dieser Formulierung. Weil aber die "Urheber" natürlich Rechte und berechtigte finanzielle Interessen haben, sollten auf die unmittelbare betroffene Hardware (Brenner, CDs, DVDs, Kopierprogramme, usw.) eine (niedrige) Steuer erhoben werden, die dann entsprechend den, dann ja legalen, Downloadzahlen unter die Rechteinhaber verteilt werden.
Was meint ihr?

Es folgen eine ganze Reihe von Stellungnahmen, die ich nicht hierher kopiere, weil ich das Urheberrecht der Schreiber achten will. ;-) Solange CB die Seite erhält, dann es jeder nachlesen. (s. URL oben)

Gestern habe ich ein Resümee gezogen, heute ergänzt um den Hinweis auf den hochinteressanten Artikel in der ZEIT. (s. unten)

Ich schau mal wieder vorbei. Dank für die Meinungsäußerungen erst einmal.
Wenn ich alles unterm Strich zusammenzähle, bleiben für mich folgende Argumente:

a) Ich will nicht für anderer Leute Kopiererei bezahlen.
Meine Meinung: Es geht um sehr geringe Beträge, und da alles genau aufzurechnen ist wie bei jeder Bürokratie: Pauschalbeträge machen die Sache einfacher. Die GEZ mag, zum Beispiel, schlimm sein, und die Öffentlich-Rechtlichen vergeuden vielleicht zu viel Geld; aber diese Pauschalgebühr, bei der ja auch nicht nach Einschaltzeiten und gesehenen Sendungen abgerechnet wird, ermöglicht immerhin eine gute, unabhängige Berichterstattung ohne Werbepausen.
b) Bei Cassetten ging es auch, mit den Abgaben.
MM: Natürlich ist eine zunehmend verrauschte Cassettenkopie was anderes als eine immer Bit-originale digitale Kopie.
c) Die Industrie ist gierig, usw.
MM: Je nun, alle wollen möglichst viel verdienen. Eine nicht-kapitalistische bessere Welt kriegen wir nicht hin. Und ohne die Industrie gäbe es die Stars und die Mega-Produktionen, auf die viele ja doch so sehr abfahren, einfach nicht. (Wer raubkopiert schon die Heimaufnahme aus dem Garagenstudio von Daniel Mustermann?)
Unterm Strich bleiben die Probleme: Es gibt ein Urheberrecht, und das ist eine Errungenschaft. Es gibt keinerlei Unrechtsbewusstsein, zumindest nicht bei 98% der Kleinkopierer. Über kurz muss sich da was ändern.
Immer wieder die Frage: Wie könnte eine Lösung, die nicht über Pauschalgebühren läuft, auf lange Sicht denn aussehen?
Auch exotische Ideen sollten beachtet werden. Beispiel: Die Künstler usw. organisieren sich über Fanclubs, bei denen man einen Mitgliedsbeitrag zahlt, richtige Vorteile, auch des freien Kopierens, hat, und die Urheber ziehen eine eigene Infrastruktur, jenseits der heutigen CD-Industrie auf. Natürlich immer die Frage, ob solche Clubs eine Filmproduktion wie TITANIC hinbekämen. ;-)
Exotisch ist auch: Der Markt wird's schon richten. Möglich, dass es nur so geht, mit allen Prozessen, Strafen, Kopierschutz-Ausheblern usw.

Nachtrag: In der ZEIT, 18. Juni 2009, WIRTSCHAFT, S. 26, gibt es einen interessanten Überblickartikel zu diesem Thema. Kerstin Bund: "Pauschal genießen". -- Wie ich eben gesehen habe, wurde der Artikel auch von der ZEIT ins Netz gesetellt.

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Ach ja, und das, was ich vor einiger Zeit mal in einer Wikipedia-Diskussion zu Bildrechten geschrieben habe, finde ich zusammen mit der nachgeschalteten Diskussion nach wie vor interessant.

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Noch ein Nachtrag: Musikindustrie. Schwerindustrie. Hat sich schon mal jemand über die Semantik dieses Begriffs Musikindustrie Gedanken gemacht? Musikverlage, ok. Aber -industrie! Warum kommen mir da Schwerlaster in den Sinn. So eine Art Betonmischer, die durchs Land fahren und Musik ausliefern, damit diese wie Beton in die Köpfe der Leute gegossen werden kann? Die Kunst, mit Abtötung des Denkens Geld zu verdienen.

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