In der ZEIT findet sich das:
"Die Toleranz des Islams vermitteln"
Der ägyptische Schriftsteller Alaa Al-Aswani sieht nach dem Minarett-Verbot in der Schweiz liberale Moslems gefordert. Sie müssten in Europa für ein anderes Islam-Bild werben.
...
Frage: Ist die Schweizer Entscheidung Indiz für wachsende anti-islamische Ressentiments?
Al-Aswani: Wir müssen diese Abstimmung sehr ernst nehmen. Die Schweiz ist ein multikulturelles Land im Herzen von Europa. Hier leben Menschen in vier Sprachen zusammen. Die Schweiz ist eine vorbildliche Demokratie. Insofern zeigt das Votum klar, wie die Menschen in Europa inzwischen denken. Was in der Schweiz geschehen ist, kann in jedem anderen Land passieren. Ich habe keinen Zweifel, in Deutschland hätten noch mehr Leute gegen Minarette gestimmt.
Al-Aswani: Wir müssen diese Abstimmung sehr ernst nehmen. Die Schweiz ist ein multikulturelles Land im Herzen von Europa. Hier leben Menschen in vier Sprachen zusammen. Die Schweiz ist eine vorbildliche Demokratie. Insofern zeigt das Votum klar, wie die Menschen in Europa inzwischen denken. Was in der Schweiz geschehen ist, kann in jedem anderen Land passieren. Ich habe keinen Zweifel, in Deutschland hätten noch mehr Leute gegen Minarette gestimmt.
Jetzt lassen wir mal die Frage, wie viele Prozesse in islamischen Ländern geführt werden in der Frage, ob man da und da eine Kirche bauen oder, was die Frauen angeht, im Minirock und bauchfrei überall in den Städten herumlaufen darf.
Mehr aber als das hat mir eine Besprechung eines Buches zu Denken gegeben. Ich muss extra ins Esszimmer laufen, um die Zeitung herauszusuchen. Der Text geht dann so:
Wir werden Maghreb. Christopher Gladwell warnt vor der Islamisierung Europas.
SZ 22.07.2010, S. 12.
Wie sich die Bilder gleichen: Als eine euphorisierte Generation um 1968 neue Rechte reklamierte und liberale Moralvorstellungen durchsetzte, gaben konservative Kritiker zu bedenken, eine haltlos relativistische Generation von Hedonisten im Westen habe der ideologisch gefestigten und kampfbereiten Jugend des Ostblocks im Konfliktfall nichts entgegenzusetzen. Heute ist es die Immigration in die EU, die in Christopher Caldwells Buch 'Reflections on the Revolution in Europe' ähnliche Argumente auf den Plan ruft. Caldwell, ein konservativer Journalist aus den Vereinigten Staaten, entwirft eine beängstigende Zukunft für ein Europa der Migranten. Europa werde, so zitiert er den Historiker Bernard Lewis, 'Teil des arabischen Westens, des Maghreb'. Die Werte einer modernen Demokratie würden immer weiter unterhöhlt.
Was aber der Rezensent Philipp Blom an Schluss schreibt, das nennt man wohl eine Volte:
Ist Europa tatsächlich durch Relativismus und Wohlstand geschwächt und dekadent geworden, oder wirkt es nur schwach, weil seine Werte lange nicht mehr ernsthaft herausgefordert wurden? Könnten diejenigen Migranten, die europäische Werte wie Gleichberechtigung und Toleranz nicht automatisch anerkennen, nicht auch die Funktion haben, unsere Gesellschaften zu zwingen, sich neu mit ihren eigenen Werten auseinanderzusetzen und diskursiv zu bestimmen, was verhandelbar ist und was nicht? Warum sollte Europa mit unterschiedlichen Menschen gleich bleiben, wenn es an dieser Auseinandersetzung wachsen könnte?
Ist Europa tatsächlich durch Relativismus und Wohlstand geschwächt und dekadent geworden, oder wirkt es nur schwach, weil seine Werte lange nicht mehr ernsthaft herausgefordert wurden? Könnten diejenigen Migranten, die europäische Werte wie Gleichberechtigung und Toleranz nicht automatisch anerkennen, nicht auch die Funktion haben, unsere Gesellschaften zu zwingen, sich neu mit ihren eigenen Werten auseinanderzusetzen und diskursiv zu bestimmen, was verhandelbar ist und was nicht? Warum sollte Europa mit unterschiedlichen Menschen gleich bleiben, wenn es an dieser Auseinandersetzung wachsen könnte?
Das hat die schöne Logik von: Erst in der Todesgefahr erkennt der Mensch, zu was er eigentlich fähig ist. Was ja mit Blick auf die Realität immer nur meint: Manche, nämlich die Fähigen, überleben, andere nicht. Gehört Europa zu den Fähigen? Das ist die Frage.
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