Mittwoch, 7. Juli 2010

Manfred Stolpe, zum Beispiel

Eine Erinnerung, Abteilung Wichtig: Es war auf einem Boxkampf-Event. Lange her. In Dortmund Westfalenhalle boxte "Gentleman" Henry Maske gegen -- keine Ahnung gegen wen. Wahrscheinlich war es am 17. Februar 1996 gegen Duran Williams. Anschließend war ich in dem VIP-Zelt, das da aufgebaut war und irgendwann wurde von dem, der mich da eingeladen hatte, die Losuung ausgegeben, wir sollten versuchen, den Ministerpräsident des Landes Brandenburg Manfred Stolpe an den Stand zu bekommen. Wir schwärmten also aus, und ich sichtete Stolpe, der gerade mitten in der Menge einem Journalisten ein Interview gab. Neben ihm ein großgewachsener Mann, eine Mischung zwischen persönlicher Referent und Bodyguard. An den wendete ich mich. Kurze Besprechung des Mannes mit Stolpe nach dem Interview. Ein Betrieb aus Brandenburg. Ja, da müsse er dann wohl mal vorbeischauen. So ging der Bodyguard voran, Eisbrecher durch die Menge. Ich trappelte hinterher als Rückendeckung. Und Stolpe sagte ein paar Unverbindlichkeiten an diesem Stand und ließ sich mit dem Juniorchef fotografieren.

So weit, so gut. Warum sage ich das? Ich hielt Stolpe damals schon für einen Karrieremacher vom Martenstein-Typus. Aber als ich neben ihm stand, ihn da mit seiner künstlich tiefen, knödelnden Stimme hörte, da war ich seltsam beeindruckt, fast ängstlich. Da also habe ich erfahren, wie politische Macht ausstrahlt. Und ich habe mich gefragt, ob es vielleicht doch so etwas sie eine tiefinnere Eigenschaft von Menschen gibt, die sie zu politischer Macht befähigt. Ich erinnerte mich auch an einen Lehrer am Gymnasium, Dr. K., der einmal Auslandlehrer in Finnland war und dort zu einer Veranstaltung der deutschen Botschaft mit Chou En-lai (1898 -- 1976) geladen war. Und Dr. K. sagte in seinem Bericht emphatisch, er habe da die Ausstrahlung des Chinesen gespürt. Er sei ein wenig zu spät gekommen, und noch bevor er in der großen Menge Chou gesehen habe, habe er ihn gespürt. Als eine Art Vibration in der Luft.

Da wäre doch eine Aufgabe für die empirisch arbeitenden Psychologen. Die Ausstrahlung von Menschen zu messen.

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