Donnerstag, 30. Dezember 2010

Freud und das autobiographische Gedächtnis

Auf der Suche nach einer Idee, die ich vor mehr als 10 ahren im Internet gelesen habe. Mit Anleitung für die Daten-Sammlung, die für eine Rekonstruktion der eigenen Person in der fortgeschrittenen Zukunft dienen soll. Am Ende läuft alles auf die alte, schwierige Frage hinaus: Was ist das, was wir als Person oder dann eben als Ich bezeichnen?

Sofern es im Zuge biografischen Arbeitens zu Widersprüchen kommt oder ein feststellbares Faktum dem subjektiv Erlebten sogar deutlich entgegensteht, stellt sich die Frage nach der Wahrheit des Erinnerten und damit nach der Funktionsweise unseres Gedächtnisses. Lange Zeit wurde angenommen, das menschliche Gehirn sei zu Beginn eine Art unbelichteter Film (Tabula rasa), auf dem nach und nach die Eindrücke des Lebens originalgetreu abgebildet würden. Die Tatsache des Vergessens versuchte man mit Ermüdungserscheinungen oder Funktionsstörungen des Gedächtnisses zu erklären. Diese auch heute noch verbreitete Vorstellung geriet spätestens mit der Erfahrung an seine Grenzen, dass wir offensichtlich in der Lage sind, „falsche“ Erinnerungen zu produzieren. Größenverschiebungen (was früher groß erschien, erweist sich als klein) und Verschiebungen von Ort und Zeit sind häufig vorkommende Ergebnisse von Erinnerungen, welche die Vorstellung eines „objektiven“ Gedächtnisses erschüttern. Bereits Sigmund Freud hat daher grundsätzliche Zweifel an der Wahrhaftigkeit von Kindheitserinnerungen geäußert: „Vielleicht ist es überhaupt zweifelhaft, ob wir bewusste Erinnerungen aus der Kindheit haben, oder nicht vielmehr bloß an die Kindheit. Unsere Kindheitserinnerungen zeigen uns die ersten Lebensjahre, nicht wie sie waren, sondern wie sie späteren Erweckungszeiten erschienen sind. Zu diesen Zeiten der Erweckung sind die Kindheitserinnerungen nicht, wie man zu sagen gewohnt ist, aufgetaucht, sondern sie sind damals gebildet worden, und eine Reihe von Motiven, denen die Absicht historischer Treue fern liegt, hat diese Bildung sowie die Auswahl der Erinnerungen mit beeinflusst“.

Die moderne Neurobiologie hat die von Freud erhobenen Zweifel mit naturwissenschaftlichen Methoden bestätigt und vertritt heute ein ganz anderes Modell von der Funktionsweise des Gehirns.

Höflichkeit: ein schöner Wikipedia-Fund

gerade eben, hier:

... Der Ton bei de:WP ist leider als sehr unfreundlich bekannt; es mangelt an der grundlegenden Höflichkeit. Ich bin da empfindlich, und arbeite nach dem Waldschall-Prinzip: wie rein, so raus! Wenn einer Kritik nicht als solche, sondern als Kasernenhof-Anpfiff formuliert, dann lasse ich meinem Jähzorn freien lauf. Ich bin ein wenig zu alt und erfahren, um mich wie ein Sextaner vom Rektor abkanzeln zu lassen. Die Ursache für die mangelnde Feinfühligkeit Einiger hier ist wohl eine urdeutsche Eigenschaft, die den international arbeitenden Wissenschaftlern schnell abhanden kommt, während sie bei den meist mehr oder weniger im eigenen Saft Kochenden stark ausgeprägt bleibt: das Oberlehrertum. Schade! Halt da mal die Oberlippe steif! -- HMallison 12. Nov. 2010 (CET)

Seltene Erden: Adjektive

Auch so eine Wikipedia-Diskussion:

In der aktuell gültigen Version der "Amtlichen Rechtschreibung" ist der Begriff "seltene Erden" ausdrücklich genannt -- und zwar mit kleinem s. Wikipedianer haben gemeinhin eine große Tendenz zur Großschreibung von Adjektiven. Ich könnte mir vorstellen, daß eine Schwäche der Wiki-Software dem zugrundeliegt, die eine Großschreibung des ersten Buchstabens eines Lemmas erzwingt. Dennoch schreibt man Adjektive im Deutschen normalerweise klein.


Da kann ich nur sagen: Was für ein Wortfuchser, dieser Mensch! Und: Ich schreibe die Seltenen Erden auch weiterhin groß. Vorefer, sozusagen.

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Terror

Ein Kommentar zu den Mohammed-Karikaturen vor einer Stunde im Deutschlandfunk, aus gegebenem Anlass: Warum denn dann die Holocaust-Leugnung-Karikaturen im Iran nicht zugelassen, sondern bei uns als Volksverhetzung gelten würden? Das klingt ja erst mal schwer nach aufklärerischer Gleichbehandlung.

Nur -- haben die deutschen Juden ein Mordkommando losgeschickt, um Holocaust-Karikaturisten im Iran umzubringen?

Woher nur kommt der Reflex bei den "kritischen Journalisten", zwanghaft solche Scheinparallelen zu konstruieren? Sind auch daran die 1968er schuld, die den eigenen Vätern auf die Brust schlugen? Und ist der fragliche Journalist denn der Meinung, dass Jesus-Karikaturisten auch gleich mit dem Tod bedroht werden können? Und hätte, sagen wir mal, der Haderer den Mut zu Jesus gefunden, wenn er wie die Dänen behandelt worden wäre bzw. hätte damit rechnen müssen, dass er behandelt wird?

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Nachtrag: "In Kopenhagen nahm die Polizei einen 44-jährigen Tunesier, einen 29 Jahre alten Schweden mit libanesischer Herkunft sowie einen 30- jährigen Schweden zunächst noch unbekannter Herkunft fest. Sie waren erst in der Nacht zuvor mit einem Mietwagen aus Schweden über den Öresund nach Kopenhagen eingereist. Als einziger mit Wohnort in Dänemark gehörte ein 26-jähriger irakischer Asylbewerber zu der in Kopenhagen gefassten Gruppe.
Nach Angaben der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau wurde zudem in Stockholm ein 37-jähriger Schwede tunesischer Abstammung festgenommen. Seine Rolle und die Hintergründe für die Festnahme blieben zunächst unklar."
Woher nimmt Sarrazin auf die Schnelle nur all diese Unterstützer!?

Bankberater überwachen?

Jedes Argument gebiert in der heutigen politi- schen Landschaft sofort ein Gegenargument. Wie sich da zurechtfinden?

Frau Ministerin Aigner will die Bankberatung kontrollieren.

Nein, wirft da gleich einer ein. Die Berater führten nur Weisungen aus. Darum müssten die Bankvorstände das Ziel sein. 

Nun ja, aber lässt sich denen irgend etwas nachweisen? Es wäre etwa so, als würde man verlangen, nicht die Mechaniker und die Rechnungssteller bei einem Werkstatt-Test zu kontrollieren, sondern die Chefs der Autohäuser. Die weit weg sind von allen Schraubenschlüsseln und konkreten Rechnungen. 

Was also ist richtig? Natürlich die Aigner-Formel. Und dann vom konkreten Einzelfall zurück zu den Quellen. Gab es da Anweisungen von oben? Vielleicht hat ja auch nur der Berater, gegen alle Anweisungen, eine bessere Provision für sich selbst herausschlagen wollen. So wird ein Schuh aus der Kontrolle.

Diktate im virtuellen Büro

Es gibt ja fast alles im Netz!

E-Büro 1
E-Büro 2

Hintergrund ändern bei Blogger-Blogs

Schnell gesucht, schnell bei den Girls gefunden:

Eine der ersten Fragen, die mir für Girls Guide Guide To Blogging gestellt wurde, war wie man in den den Hintergrund seines Blogger-Blogs (Blogspot Blog) ein Hintergrundbild einfügen kann.

Blogger ist, wenn es um Designfragen geht, extrem flexibel und lässt fast alles zu, was du dir vorstellst. Die Zauberformel hierfür liegt im HTML-Bereich deines Blogger-Blogs.

Bücher

Büchermarkt
  • Aus dem literarischen Leben
  • Beatrice von Bismarck:
    Auftritt als Künstler -
    Funktionen eines Mythos
  • Mircea Cartarescu: Travestie
  • Sergio Bizzio: Stille Wut


Mircea Eliade -- und jetzt ein anderer Mircea, den ich lesen sollte. Dazu auch, vielleicht, Sergio Bizzio.

Telefonzellen

Die Telefonzellen werden abgebaut. Und der Rundfunkmoderator witzelt: Dass da doch früher so manches Gespräch aus der Telefonzelle geführt wurde, von dem die Familie nichts wissen durfte. Ja, wirklich. So war das.

DEUTSCHLANDFUNK. Seit 15:05 Uhr. Corso. Kultur nach 3
Reif fürs Museum: Das Ende der Telefonzelle naht. Ein Abgesang auf die gelben Häuschen.

Sprachwandel: ganze 5 Institute

Gerade in "Campus & Karriere" im Deutschlandfunk: In Göttingen gibt es ganze 5 Max-Planck-Institute". Diese seltsame Sprachveränderung aus Unwissenheit!

Fliegen und Sicherheit: Risikogruppen

SPRECHBLASEN VON HEUTE:

Stigmatisierung
Gut aufgestellt
Verfassung
Menschenrechte


VERLEICHEN WIR:

Mindestlohn



Sprachverfall

Eigentlich suche ich ein Streiflicht der SZ, an das ich mich recht genau erinnere, über die Stichworte abitur, saarland, grundkurs, mathematik. Ich finde etwas ganz anderes: eine Seite gegen die Sprachverhunzung und den Sprachverfall. Dazu ließe sich nun viel sagen; aber belassen wir es erst mal bei der Notiz.

Sonntag, 26. Dezember 2010

Robert Fisher

Eine Notiz noch dazu:

Die ersten Antisemitischen Äußerungen machte Fischer 1962 bereits in dem Interview mit Harper's. Schach sei zu sehr mit Juden bevölkert, die armselig gekleidet seine und dem hohen Ansehen des Schachs nicht entsprächen. Auf die Frage, ob er auch Jude sei, antwortete er, zum Teil, seine Mutter sei Jüdin.

1962 übersiedelte Regina Fischer in die DDR und studierte an der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität in Jena (s. Lebenslauf im Anhang zu Regina Pustan: Hb-Reihenuntersuchungen bei Arbeiterinnen in vier Großbetrieben im Kreise Saalfeld, Jena/DDR, 1967) Das Staatsexamen legte sie Dezember 1964 ab; die mündliche Prüfung im Promotionsverfahren folgte am 16. Februar 1968. Während ihrer Zeit in der DDR heiratete Regina ihren zweiten Ehemann Cyril Pustan, einen Gesinnungsgenossen, mit dem sie u.a. anderem in Portugal ein Buch über eine "Kooperativ-Farm für Kaffeebau in Portugal" veröffentlichte, die in Alentejo entstanden war und sich zu einer kommunistischen Hochburg des Widerstands gegen die Salazar-Diktatur entwickelt hatte. Nach Cyril Pustans Tod kehrt Regina Pustan um 1973 zurück in die USA und lebte nun in Kalifornien in Pablo Alto, wo ihre Tochter Joan bereits seit 1962 wohnte. Mitte der Siebziger soll sie in Nicaragua, einem Flüchtlingslager in Honduras und in einem Indianerreservat in den USA gearbeitet haben.

Regina Fischer sprach sieben Sprachen und übersetzte in den Neunzigern noch das Buch von Luisa Gonzales, einem Autor aus Cista Rica.

Das Schweigen der Fälscher

Ich halte fest, aus der FAZ:

Kunstmarktskandal (II)
~
Der millionenschwere Kunstfälschungsskandal um die Sammlung Jägers stellt die Praxis des Kunstmarkts in Frage. Warum waren die Täter so erfolgreich? Warum versagten die Experten? Wie soll man sich schützen?

Von Niklas Maak

Max Pechsteins "Seinebrücke bei Paris": auf der Fälschung wird der Kirchturm zur Rauchwolke
20. September 2010
Der Fälscher war gut, und das wusste er auch. Er konnte malen wie ein Expressionist, er kriegte die überhitzten Farben und das Schrille und Zackige und Rissige der modernen Klassiker herrlich gut hin - aber dann, wie immer in diesen Geschichten, unterlief ihm ein Fehler, der alles auffliegen ließ. Der Fälscher hatte sich Vorlagen gesucht, ein Gemälde und eine Zeichnung des Expressionisten Max Pechstein, das die Seine und Boote zeigt; er wollte ein Bild malen, das aussehen würde, als stamme es aus der Zeit, als Pechstein serienweise Schiffe und Brücken malte. Also sollte sein Bild der echten Zeichnung möglichst ähnlich sein. Für den Fälscher ärgerlich waren die verschwommenen, expressionistisch überhitzten Konturen seiner Vorlage. Was sollte das Gezacke, das Pechstein da aufs Papier brachte, bitte darstellen? Der Fälscher war ratlos. Er machte einen Fehler - er interpretierte die Form. So wurde aus einem Kirchturm im Hintergrund eine schiefe Rauchfahne. Nun hatte Pechstein durchaus ein revolutionäres Gemüt, er war Mitbegründer der Novembergruppe und des Arbeitsrats für Kunst - trotzdem ist es unwahrscheinlich, dass er sich entschied, in Varianten seiner Bilder nur noch Rauchsäulen zu lassen, wo Kirchen waren.
...

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Wie schreibt man eigentlich: Pla.ebo?


Darf man anstatt Placebo auch Plazebo schreiben oder ist das falsch? -- navili (nicht signierter Beitrag von 62.2.176.4 (Diskussion) 08:37, 2. Dez. 2010 (CET))

Plazebo funktioniert auch;-) Gruß, --RainerSti 08:44, 2. Dez. 2010 (CET)

Dankeschön. Wäre eventuell von Vorteil, das in den Text aufzunehmen, ich habe nämlich durch googlen sonst nichts gefunden, wo es mir bestätigt wurde, dass ich auch Plazebo schreiben darf. --navili (nicht signierter Beitrag von 62.2.176.4 (Diskussion) 08:46, 2. Dez. 2010 (CET))

Nach der Rechtschreibreform, darf man fast alles schreiben. Einfach mutig sein und behaupten, das ginge jetzt auch und sei sogar modern. Schaut eh keiner nach. Die Frage bleibt allerdings: Warum willst du denn unbedingt Plazebos schreiben, wenn du weißt, dass alle Welt ein c verwendet? --Delabarquera 11:07, 23. Dez. 2010 (CET)

Unken

... ist, wie man weiß, eine SPIEGEL-Spezialität.

Abrüstungsvertrag Start
Obamas letzter Sieg für lange Zeit
Ein Kommentar von Marc Hujer, Washington

Verbrechen

Ich habe die Statistiker gefressen, denen alle Zahlen vergleichbar sind und die die Benennungen einfach weglassen. So als bestünde das Leben aus reiner Mathematik! Es kann jeden treffen, ob abbrechender Ast oder Überfall oder Terror -- gleichviel. Als ob wir so denken und empfinden würden!

Polizei sucht nach unbekanntem Mann.

Wenn Verbrecher alte Leute überfallen, ausrauben, töten. Das sind keine abbrechenden Äste oder Stürze von der Leiter! Hier gehen ekelerregende Leute um im Land, die, wenn es in ihren Augen sein muss, alte Leute töten.

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Airport Sarrazin International

Da braut sich doch was zusammen! Wenn die deutschen Politisch Inkorrekten sogar in die USA ausweichen! Tombstone...? Spielten da nicht früher die Western, beim Grabstein?

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widmet sich vornehmlich der Politik, der Wirtschaft, den Medien, der Geschichte und Zeitgeschichte.


Es ist konservativ, politisch-inkorrekt, kapitalistisch, religiös neutral, anti-islamistisch, anti-ideologisch, vertritt aber die christ- lichen Wurzeln des Abendlandes und deutsche Interessen.

Warum verfolgt der Staat auf meine Kosten Kunstfälscher?

Damit ich es nicht vergesse, frage ich bei einer Wikipedia-Diskussion an und nehme das gleichzeitig hierher. Damit ich es nicht vergesse.

Kunstfälschung -- Offizialdelikt?

Ich wollte gerade eine Information aufgrund des Fälscherskandals um die Pseudo-Kunstsammlung Werner Jägers.

Meine Überlegung, hier nicht zum ersten Mal: Warum verfolgt die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft in einem solchen Fall überhaupt Fälschungen und Fälscher? Andersherum und zur Verdeutlichung: Ich zahle als Steuerzahler dafür, dass eine extrem kleine Minderheit der Kunstsammler ihr Privatvergnügen vom Staat beaufsichtigen lässt. Die Kunstsammler sollten doch Privatverträge über Geld und Echtheit von Bildern usw. abschließen, und wenn etwas nicht in Ordnung ist, dann sollen sie gefälligst einen Zivilprozess auf eigene Kosten führen! Der Staat sollte sich, schon allein aus Kostengründen, da vollständig heraushalten. -- Diese Argumentation lässt sich natürlich auf viele andere Bereiche ausdehnen. -- Zum Artikel hier: Ich fände es gut, wenn etwas zur Historie des Offizialdelikts mit hereingenommen würde, das die Sichtweise auf das Offizialdelikt verdeutlicht.

Hier nachzulesen. Keine Antworten so far.

Getrennte Wege

Dialog auf einem Kreuzfahrtschiff im Indischen Ozean.

Sagt er: "Sei anderer Meinung. Und wir gehen von nun an getrennte Wege!"
Sagt sie: "Rationale Analyse! So machen wir's. Ciao!"

Unter diesen Umständen blieb ihr nichts anderes übrig, als über die Reling zu springen.

Tykwers 'Drei'

Wenn ich mir einen Film nicht anschauen werde, dann Tykwers 'Drei'! Das, was ich an Berichten und Rezensionen lese, lässt auf verquast und überkonstruiert schließen und anderes auf peinlich. Jedenfalls mir peinlich. In der Summe ergibt sich daraus -- für mich, für mich! wir haben doch die Freiheit der Kunst und des Geschmacks -- das Prädikat überflüssig.

Als Einstimmung auf den Film ein Ausschnitt aus der SZ-Besprechung des Films:

Das, was ist, genügt nicht

Zwischen Schicksalsverdichtung und Alltagshumor, großem Konstrukt und kleinem Beziehungsglück: Tom Tykwers 'Drei'

Die Mutter hat Krebs, im Endstadium. 'Und das sagst du mir jetzt?' erregt sich der Sohn. So beginnt eine Sequenz in Tom Tykwers 'Drei'. Ein paar Schnitte weiter schluckt die Mutter schon Schlaftabletten, wird aber entdeckt. In der Klinik pumpt man ihr den Magen aus. Jetzt ist sie hirntot. Momente später liegt sie bereits zu Hause. Dort gibt der Sohn ihr Sterbehilfe, schaltet alle Geräte ab. Dann eilt er hinaus auf die Straße, wo ihm die Verblichene als Engel erscheint und Hermann Hesses 'Stufen' zitiert.

Vielleicht erschöpft sich da gerade etwas, was das Kino betrifft. Beim Festival von Venedig ist Tykwer gegen Sofia Coppolas 'Somewhere' angetreten. Sie hat dieselbe Diagnose: Das, was ist, genügt nicht. Aber sie gibt eine völlig konträre, entschleunigte und entdra- matisierte, von Schicksalsschlägen geradezu bereinigte, trotzdem unglaublich starke Antwort, die den 'Goldenen Löwen' gewonnen hat. Wo dort das wahre Kino anfängt? Keine Ahnung, würde Sofia Coppola wahrscheinlich sagen und dazu die Stirn runzeln: seltsame Streberfrage.

Süddeutsche Zeitung, 22. Dezember 2010, S. 11

Dienstag, 21. Dezember 2010

U-Bahn-Aggression

Wird es eines Tages, wenn der Bürgerkrieg nahe ist, eine Rückschau geben auf so etwas?

Was schaust Du mich so blöd an?” Das fragte ein unbekannter Mann einen Fahrgast in der U-Bahn. Kurz darauf schlug er brutal zu.

Oder ist das alles Panikmache und Ausländerhatz, weil es Aggression immer und überall gibt? Zu bedenken ist: Wenn das Kind im Brunnen liegt, ist es für eine Gefahrengründe-Diskussion zu spät.

Ein lukratives Geschäft ruft -- zum x-ten Mal

Heute geht eine Mail ein, die mir einen nicht unerheblichen Gewinn verspricht. Weshalb sie festgehalten sei. Und natürlich auch, weil diese Mail im Ton ein wenig neu ist. Wer verehrt sie nicht, die real- und radikal-kapitalistische Kreativität?

[Alle eingefügten Links sind von mir gesetzt. -- Delabarquera.]

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-------- Original-Nachricht --------
Datum: Mon, 20 Dec 2010 23:55:24 +0100 (CET)
Von: yasme5555@voila.fr
Antwort an: yasme5555@voila.fr
An: undisclosed-recipients:;


Ich grüße Sie ist es verständlich, dass Sie vielleicht ein bisschen ängstlich, weil Sie mich nicht kennen, aber ich habe ein lukratives Geschäft Vorschlag von gemeinsamem Interesse mit Ihnen teilen. Ich habe Ihren Hinweis bei meiner Suche nach jemandem, der mein Geschäft Vorschlag passt. Lassen Sie mich durch die Einführung von mir zu starten. Ich bin Herr Cheung Pui [1] [2] Executive Director & Chief Financial Officer der Hang Seng Bank Ltd Ich habe ein Geschäft Vorschlag verdeckt für Sie.

Ich brauche Sie mich in der Ausführung eines Business-Projekt von Hong Kong, um Ihr Land zu unterstützen. Es geht um die Übertragung einer großen Geldsumme. Alles über diese Transaktion wird rechtlich ohne Kupplung erfolgen. Bitte Endeavour auf höchste Diskretion in allen Belangen dieses Problem zu beobachten.

Sobald die Mittel wurden erfolgreich in Ihr Konto überwiesen, so werden wir im Verhältnis Aktie von uns beiden zu vereinbaren. Sollten Sie Interesse haben senden Sie bitte folgende Details zum Kick-Start des Prozesses;

Vollständiger Name
Adresse, Nationalität
Alter, Geschlecht, Beruf Familienstand Statue,
Private Telefonnummer, Private Faxnummer.

Ich will lieber Sie erreichen mich über meine private E-Mail-Adresse: (cheungpui79@yahoo.com.hk) und schließlich nach, daß ich Sie mit mehr in Formationen über diesen Vorgang zu erbringen. Bitte, wenn Sie nicht interessiert sind, löschen Sie diese E-Mail und nicht agen mich, weil ich meine Karriere setzen und das Leben meiner Familie auf dem Spiel mit diesem Projekt bin. Obwohl nichts wagte ist nichts gewonnen. Ihre früheste Reaktion auf dieses Schreiben wird geschätzt.

Mit besten Grüßen,
Herr Cheung Pui

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"...daß ich Sie mit mehr in Formationen über diesen Vorgang zu erbringen." Isses nich schön?! Gibt es nicht doch einmal einen Spaß-Detektiv, der der Sache nachgeht und aufzeichnet, was da so alles passiert?

Montag, 20. Dezember 2010

Wikileaks

Wikileaks zwingt uns, unser Staatsverständnis zu überdenken und zu präzisieren. Was gibt dem modernen demokratischen Staat das Recht, gewisse Dinge vor seinen Bürgern als "geheim" und "streng geheim" einzustufen? In welchem Verhältnis steht der Bürger zu seinem Staat und der Staat zu seinem Bürger? 
Wer sehr schnell sagt: "Ist doch klar!" der zeigt schon mal, dass er nicht nachgedacht hat und wahrscheinlich auch nicht nachdenken will. Es gibt sicherlich Gründe, Dinge geheim zu halten, aber diese Gründe müssen genannt und ggf. in Frage gestellt werden. Wenn und solange Staaten als Kriegsparteien auftreten und Geheimdienste unterhalten, wird es natürlich und über eine gewisse Zeit hin Geheimnisse geben müssen. Zum Schutz der Soldaten, der Informanten, usw. Aber darüber hinaus? Wenn die Sache vom mündigen Bürger nicht nur eine Floskel ist, dann kann doch der amerikanische Botschafter unverschlüsselt sagen, was er von Angela Merkel denkt und hält. Es entfällt halt einfach diese Unter-uns-gesagt-Attitüde, die natürlich zutiefst menschlich ist. (Was sagen wir alle nicht alles hinter dem Rücken über Kollegen, was wir ihnen nie ins Gesicht sagen würden!) 
Es gibt also zwei Staatswege in die Wikileaks-Zukunft: a) Wir verschlüsseln ab jetzt besser und kontrollieren die Zugänge sorgfältiger. b) Wir, die Diplomaten, lassen das mit dem Menscheln und befleißigen uns einer korrekten Ausdrucksweise. Merke: Sage und schreibe nichts, von dem du nicht möchtest, dass es morgen in der Zeitung oder eben: in Wikileaks steht. -- Auf Dauer geht nur b).

Lemminge

Verkehrsstörungen allenthalben. Luxusleutchen, die sich darüber beklagen, dass sie nun zu Weihnachten nicht in die Karibik fliegen können. Ich hätte am Morgen gerne einen Cartoon gesehen:

"Die Lemminge beklagen den Zustand der Klippe".

Und siehe da! Eine Lemminge-Seite, eine wunderbare, gibt es bereits. Und noch eine! Und sogar Videos gibt es!

Allerdings natürlich noch nicht den gewünschten Cartoon. Den muss ich also vielleicht doch selbst zeichnen.

Sonntag, 19. Dezember 2010

Welt - TV - Berlusconi

Genießt ihn! 
Seine schöne Unbeschwertheit! 
Seinen Erfolg!



Samstag, 18. Dezember 2010

Geld, Finanzsysteme und Verständlichkeit

Ich lese am Morgen in der SZ über Madoffs Erbe und höre im Radio einen Kurzbericht über den Länderfinanzausgleich. Was fehlt: eine anschaulichmachende Website, die die teilweise unverständlichen Größenverhältnisse ins Verständliche holt.

Gehen wir mal von folgender Feststellung aus:


Nach Berechnung des RWI beträgt das Durchschnittseinkommen in Deutschland je Haushalt rund 2.700€. Hierbei handelt es sich um das Netto-Durchschnittseinkommen nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben. Von diesem Durchschnittseinkommen bleiben dem Durchschnittshaushalt rund 1.350€ zur freien Verfügung nach lebensnotwendigen Ausgaben für Miete und Lebensmittel. Das höchste Durchschnittseinkommen erreichen dabei Beamtenhaushalte. Das niedrigste Durchschnittseinkommen verzeichnen Studenten nach Arbeitslosen und Rentnern. Das höchste Durchschnittsgehalt im Ländervergleich der OECD wird in Luxemburg verdient. Dort beträgt das durchschnittliche Gehalt rund 36.000 US-$. Deutschland liegt mit einem Durchschnittsgehalt von rund 22.000 US-$ innerhalb der wichtigsten Industriestaaten auf Platz 15"

Wie müsste man Madoffs Betrug umrechnen und mit dem Durchschnittseinkommen in Relation setzen, wie den Länder- finazausgleich? Welche Szenarien wären zu entwerfen, damit der Durchschnittsmensch eine Vorstellung von dem bekommt, was da in Riesenzahlen durch die Welt und die Nachrichten geistert?

Was ist der Mensch?

Ich würde dieses -- inzwischen berühmte -- Bild, als einen der Ausgangspunkte zur Beantwortung dieser Frage nehmen:


(Vergleichen Sie auch hier!)

Freitag, 17. Dezember 2010

Stil der Wikipedia

Für meine Sammlung schön-schwülstiger, abgefahrener Wikipedia-Sätze: "Der Tod ereilte ihn in seinem Palast, nicht aber öffentlich im Circus." ereilen, der Tod, ihn -- was für Sprache! 

Dämmerung, im Winter




Manfred Hausmann

Weg in die Dämmerung


Bald will's Abend sein.
Stumm steht das Geheg.
Und ich geh' allein
den verschneiten Weg,

der, vom Hang gelenkt,
sich mit leisem Schwung
leiser abwärts senkt
in die Niederung.

Birken, starr von Eis,
Pfahlwerk, unbehaun,
Dorn und Erlenreis,
ein verwehter Zaun

geben seiner Spur
anfangs das Geleit,
dann gehört er nur
der Unendlichkeit,

die verdämmernd webt
und ihn unbestimmt,
wie er weiterstrebt,
in ihr Dunkel nimmt.

Reif erknirscht und Schnee
unter meinem Schuh.
Weg, auf dem ich steh',
dir gehör' ich zu.

Wer des Lichts begehrt,
muss ins Dunkel gehn.
Was das Grauen mehrt,
lässt das Heil erstehn.

Wo kein Sinn mehr mißt,
waltet erst der Sinn.
Wo kein Weg mehr ist,
ist des Wegs Beginn.

--

Immer wieder die Überlegung, ob man heute die beiden letzten Strophen nicht weglassen sollte. Nicht nur wegen der Verliebtheit ins Grauen und der seltsamen Dialektik, der zufolge das Weglose der Weg ist.

--

Nachtrag, am 13.11.2014: Früher gab es mal eine große Diskusson im Rahmen der sog. Faschismus-Theorien. Frage immer: Wie konnte der Faschismus das werden, was er am Ende war? Man muss dieses Gedicht mit in diese Überlegungen einbeziehen. "Was das Grauen mehrt / lässt das Heil erstehen." Viele haben das wohl 1930 so empfunden. Wie konnte das sein?

Und noch ein Fund dazu, hier.

Sind Menschenrechte relativ?

Zu Tradition und althergebrachter Kultur? Ein lesenwerter Artikel heute in der SZ. Auszüge:

Diesem [die Menschenrechte relativierenden] Kulturbegriff zufolge ist China vor allem China und eben nicht der Westen, ein homogenes Gebilde mit eigenem Menschenbild und eigener Ethik, das 'ganz Andere', das aus sich selbst heraus verstanden werden und seinen 'eigenen Weg' gehen muss. Entsprechendes gilt für den Westen; ihm sind Menschenrechte und Demokratie, als hätten sie nicht mühsam erkämpft werden müssen, schon in die kulturelle Wiege gelegt, während sie in der chinesischen fehlen.


[...]


Die Sinologie liegt mit einem solchen Chinabild allerdings in einem breiteren Trend der Geistes- und Sozialwissenschaften, der mit dem Ende des Kalten Krieges den 'Faktor Kultur' zum neuen Paradigma erhoben hat. Auch die Moderne, die ihrem klassischen Selbstverständnis nach die Verwirklichung eines universal gültigen Prinzips der 'freien Subjektivität' mit seinem institutionellen Pendant, der freien, von ihren Bürgern konstituierten Republik sein wollte, wird wieder in den 'objektiven Geist' der Kulturen oder der großen 'Zivilisationen' zurückgeholt: Als 'multiple' Moderne soll sie nun neben der nur noch 'westlichen' auch in anderen Formen, darunter einer chinesischen, präsent sein, die sich durch ihre indigenen 'primordialen' Wertungsaxiome signifikant voneinander unterscheiden. Seltsam: Während der Erdball von ein und derselben Logik der Ökonomie und der Technik überzogen wird, geraten die ethischen Normen, die ihr Grenzen setzen müssten, unter die Ägide der je relativen Einzeltraditionen.

Alle sind gleich. Nur die Chinesen nicht. Sind Menschenrechte universal? Zur Debatte um den Friedensnobelpreis und den Kulturalismus. Von Heiner Roetz. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 292, Freitag, den 17. Dezember 2010, S. 12.

Liebe Süddeutsche Zeitung,

ich war soeben willens und bereit, die Umfrage mitzumachen, die du über bzw. mit IRQuest durchführen lässt. Aber irgendwann wurden aus kurzen Fragen ziemlich umfangreiche und ins Detail gehende Fragentabellen, z. B. ellenlang und ganz genau zur Internetnutzung, und dann ging es auf einmal auch noch in detaillierte Angaben über das Einkommen der Familie und der einzelnen Familienmitglieder. Da habe ich dann abgebrochen. Was zuviel ist, ist zuviel.

Ach, und weil ich an der Theorie der Demoskopie und ganz allgemein des Befragens interessiert bin: Es sollte schon klar sein, dass mit solchen Befragungen eine ziemlich sinnlos-unrepräsentative Auswahl und jedenfalls kein repräsentativer Querschnitt erreicht wird. Erst einmal sind da a) nur die versammelt, die überhaupt freiwillig solche Befragungen mitmachen, unter b) fallen die weg, denen es allmählich zu viel wird, und dann bleiben nur die übrig, die bei a) und b) übrig bleiben und die sich dann auch noch c) solche sehr persönlichen Fragen gefallen lassen. Was willst du, liebe SZ, mit diesem kleinen Häuflein anfangen? Auf was willst du da hochrechnen?

Deutsch-türkische Mischkultur?

Dass türkischstämmige Fußballer für Deutschland wichtig sind, ist evident. Ich sage nur: Özil. Nun aber zeigt sich ein bemerkenswerter Retour-Effekt. Das morgenländische "Respekt"-Verhalten wird in Deutschland adaptiert. Beispiel Michael Ballack, zitiert nach der SZ von heute: 

Michael Ballack hat seine Kritik an Bundestrainer Joachim Löw und Philipp Lahm erneuert. In einem Interview des Kölner Express monierte der Fußball-Profi von Bayer Leverkusen den Umgang mit ihm in der Debatte um seine Rolle in der Nationalelf. 'Diese Sache hatte etwas mit Respekt gegenüber dem Kapitän zu tun', sagte Ballack über Lahm, der ihn bei der WM in Südafrika als Spielführer vertreten und dort seinen dauerhaften Anspruch auf das Kapitänsamt formuliert hatte. (S. 29)

Nun gibt es aber ein aufgeklärt-utilitaristisches Paradigma, welches gegen diese Respekt-Forderung steht. Das erlebt gegenwärtig doch auch Guido Westerwelle...

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Vgl. auch diesen Taz-Bericht:

04.10.2010
BROSCHÜRE SOLL AUFKLÄREN
Respekt für Schwule auf Türkisch
Eine Broschüre des LSVD erklärt Homosexualität auf Türkisch und Arabisch - weil migrantische Jugendliche besonders vorurteilsbeladen seien. VON ALEXANDRA ROJKOV


"Kai ist schwul. Murat auch!" Mit diesem Slogan machte der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) 2004 mobil gegen Diskriminierung. Nun legt der Verein nach: Eine Infobroschüre in deutsch-türkischer und deutsch-arabischer Fassung soll über Homosexualität aufklären.


Laut LSVD zeigt eine Umfrage von 2006 unter knapp 1.000 Berliner Schülern: Fast 80 Prozent der türkischstämmigen Jungen halten es für "abstoßend", wenn sich zwei Männer auf der Straße küssen. Bei deutschstämmigen sind es 48 Prozent. Und nur 37,5 Prozent der "Türken" spricht Homosexuellen die gleichen Rechte zu wie Heterosexuellen, bei den "Deutschen" sind es immerhin 74 Prozent.

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Nachtrag am 10.11.2012:  "...halten es für 'abstoßend', wenn sich zwei Männer auf der Straße küssen". Was ist daran so erstaunlich? Die jungen Leute haben halt die Feinheiten bürgerlich-sprachlicher Feinabstufungen im Deutschen nicht drauf. Dafür sind sie zweisprachig.

Also mal genauer: Küssen kann vieles heißen. Vom leichten Wangenkuss bis zum minutenlangen Zungenkuss-Dauerknutschen. Zungenküsse auf der Straße, die sind für mich, ohne jeden Migrationshintergrund, auch: befremdlich. Auch wenn da ein Mann eine Frau küsst und umgekehrt. Und ich gebe auch zu: Es gibt da Abstufungen: Zwei Männer, die sich auf der Straße oder meinetwegen: auf dem Gehsteig zungenküssen, halte ich für noch befremdlicher. Na und? Soll ich meine Gefühle politisch korrekt unterdrücken, oder was?

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Ochsenziemer

Im Radio in den letzten Tagen: Eine Sendung über die Zustände in den Heimen der 1950er und 1960er Jahre. Betroffene sind eingeladen. Einer sagt, dass sie von einem Lehrer mit einem Ochsenziemer geschlagen wurden. Die Moderatorin will erklären: Ochsenziemer, das sei eine Peitsche. Nein, widerspricht der Mann, ein Ochsenziemer sei der getrocknete Penis eines Bullen und eine gefährliche Schlagwaffe. Ich lese heute erst in der Wikipedia nach, die diese Auskunft bestätigt. Beim weiteren Suchen Erstaunliches. Die Bestätigung, dass ganz allgemein in Schulen mit Ochsenziemern geschlagen wurde.

Notwehr war es nicht

Aber was war es dann? BILD meldet's. Die anderen Zeitungen auch, aber natürlich zurückhaltender. Wie wird das vom Volk und vom Gericht beurteilt werden?

ER WURDE VON 5 MASKIERTEN IN SEINEM HAUS ÜBERFALLEN
Muss Rentner (77) ins Gefängnis?
ER HATTE EINEN GANGSTER (16) ERSCHOSSEN

SITTENSEN -- MILLIONÄR ERSCHIESST 16-JÄHRIGEN INTENSIVTÄTER

Von M. BITTNER und T. KNOOP

Hamburg – Es ist ein Fall, der für hitzige Diskussionen sorgt: Ein alleinstehender Rentner wird von fünf maskierten Männern in seinem Haus überfallen. Aus Angst um sein Leben greift der 77-Jährige zur Pistole, erschießt einen der Gangster († 16).

...

[Die] Komplizen flüchten mit einem geliehenen Alfa Romeo. Später findet die Polizei in einem Graben eine Soft­air-Waffe und Masken. Gestern stellten sich die Flüchtigen in Neumünster (Schleswig-Holstein). Die vier – ein kurdischstämmiger Iraker (23), ein Kongolese (22) und zwei Deutsch-Türken (22, 24) – sind wegen zahlreicher Straftaten polizeibekannt.

Die menschliche Unwissenheit

... ist schier unbegrenzt. In den Verkehrsnachrichten wird Königslu -- wie schreibt man das überhaupt? Königslutter, Königsluther. Und wurde da eben gesagt, das liege in der Nähe von Wolfsburg? Ich hätte es irgendwo in die Nähe von Bonn getan. Also schauen wir mal nach.


Ich hab mich also doch nicht verhört. Ich weiß, dass ich fast nichts weiß. Aber jetzt bin ich schon wieder ein wenig schlauer.

Fragen des Tages, in der Vorweihnachtszeit

Umgeben von einer Welt voller Probleme, und das in der Vorweihnachtszeit. Thaci und der Organhandel. Westerwelle und seine Rolle in der niedergehenden FDP. Lukaschenko als Nicht-Demokrat. Die Präimplantationsdiagnostik, kurz PID. 

"Ein Untersuchungsbericht des Europaratsabgeordneten Dick Marty bringt den kosovarischen Ministerpräsidenten Hashim Thaci in Bedrängnis. Der Schweizer Politiker behauptet, Thaci und weitere Führer der Kosovo-Befreiungsarmee seien während und unmittelbar nach dem Kosovo-Konflikt Ende der neunziger Jahre am Handel mit Organen serbischer Gefangener beteiligt gewesen." (SZ)

"Der interne Druck auf FDP-Chef Guido Westerwelle nimmt zu. Vier Parteimitglieder aus Baden-Württemberg forderten Westerwelle auf, im Mai 2011 nicht wieder für den Vorsitz zu kandidieren. Der FDP-Spitzenkandidat in Rheinland-Pfalz, Herbert Mertin, riet davon ab, Westerwelle zu Wahlkampfveranstaltungen einzuladen. Der Vorsitzende hänge der Partei 'wie ein Klotz am Bein'. Zu Wochenbeginn hatte der schleswig-holsteinische Fraktionsvorsitzende Wolfgang Kubicki mit Kritik an der Führung für Aufregung gesorgt. Die Parteizentrale in Berlin wollte sich zu den jüngsten Vorgängen nicht äußern." (SZ)

"Außenminister Guido Westerwelle hat sich bei seinem Besuch in Weißrussland mit der Forderung nach demokratischen Wahlen bei Staatschef Alexander Lukaschenko unbeliebt gemacht. "Es gibt nur einen Weg nach Europa: Er führt über freie und faire Wahlen" sagte der FDP-Chef." Westerwelle mahnte zudem die Einhaltung von Menschenrechten und internationalen Rechtsstandards an." (SZ)


"Embryonen-Selektion || Eizellen, die im Reagenzglas befruchtet wurden, dürfen in Deutschland auf Gendefekte untersucht und aussortiert werden, so ein Grundsatzurteil des Bundesgerichtshofs. Selektion nach Geschlecht oder Augenfarbe bleibt weiterhin strafbar. Kritiker warnen, damit sei der erste Schritt zum deutschen Designerbaby vollzogen." (SPIEGEL)

Was die PID angeht, so muss ich mich darüber informieren, warum aus dem Verbot nicht folgt: "Direktes Prüfen des Embryos in vitro auf wahrscheinliche genetische Defekte, zur Beantwortung der Frage, ob denn ein behindertes Kind geboren werden wird, das ist verboten. Ihr müsst den Embryo einpflanzen, austragen lassen, testen. Dann könnt ihr abtreiben. Und zwar in der Praxis bis zur Geburt hin." -- Das kann ja gar nicht sein. So widersprüchlich und dumm kann doch die deutsche Gesetzgebung nicht sein! Aber wie und warum ist es anders?

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Zur PID gibt es vieles, das weltanschaulich geprägt ist. Verständlich. Man findet auch diese Seite:

""Einige legen uns in den Mund: Laßt uns Böses tun, damit Gutes entsteht. Diese Leute werden mit Recht verurteilt." Röm 3,8 || "Handelt als Freie, aber nicht als solche, die die Freiheit als Deckmantel für das Böse nehmen, sondern wie Knechte Gottes!" 1 Petr 2,16" (cloning.ch) Und diese Site zum Thema PID.

Was fällt auf? Eine Schweizer Site mit daß, vulgo mit sz. Das ß hat es in der Schweiz schon vor der Rechtschreibreform nicht gegeben. Also eine Seite, die aus Deutschland kommt und sich so konsequent zum Extremkonservativen bekennt, dass die Rechtschreibreform ausgeblendet wird?

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Enttäuschte Hoffnung

Ich dachte, Simon Beckett könnte einer "meiner" Autoren werden, so wie Daniel Silva oder Barry Eisler. Doch jetzt werde ich ein Buch -- was ich ewig lang nicht gemacht habe -- abbrechen. "Obsession" habe ich noch durchgelesen; aber "Flammenbrut", was für ein deutscher Titel und was für eine krude Story! Kate Powell, erfolgreiche Geschäftsfrau, will ein Kind über eine künstliche Befruchtung. Und dann die über Seiten sich hinziehenden Einzelheiten! Brhh!

Dienstag, 14. Dezember 2010

Gutternberg-Reise

Ich bin kein großer Anhänger des Freiherrn von und zu Guttenberg. Aber die, die ihm jetzt Publicity-Sucht vorwerfen? Was ist mit denen? -- Wer auf ein Pöstchen giert, und sei es das des Bürgermeisters von Neuhäusling, der hat die Publicity gern. Es ist eine Eigenschaft des Politikers. Also -- keine Aufregung. Das sind Trivialitäten.

Die Stars, das Geld und die Politik

Das halte ich einmal etwas fest, was mich zum Nachdenken gebracht hat:

Der Sport und seine Moderatoren: Abgehoben oder nur blauäugig - jedenfalls überbezahlt!

Montag, den 13. Dezember 2010
von hma tornow


Spätestens seit 2008, als die Presse feststellte, dass viele der Moderatoren/innen der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten durchschnittlich mehr als eine halbe Million Jahresgehälter erhielten, versuchte man, in des Sinnes wahrsten Wortes, „den Ball flach zu halten“ und holte die Sport-Moderatorin Monica Lierhaus aus der Schusslinie! Ob man bei Sport-Sponsoren interveniert hatte, der Presse Maulkörbe anzulegen, ist nicht bekannt. Jedoch verschwanden die weiteren Berichte schnell aus den Medien.

Das solche Gehälter den Bezug zu denen, die letzlich die Kosten für den Gesamtapparat „ARD und ZDF“ aufzubringen, völlig verloren haben und überhaupt nicht mehr in der Lage sind, zu verstehen, dass 18 Millionen arbeitslose Hartz IV Empfänger und Rentner, die schon abgeschrieben und in den Statistiken der Arbeitsagentur nicht mehr auftauchen, fast unterhalb der Armutsgrenze liegen.
...

Und der Kommentar dazu:

ROLF EHLERS am 14. Dezember 2010
Lieber HMA Tornow,
Sie haben hier ein besonderes Ärgernis ausgegraben! Die Zweiklassengesellschaft richtet sich überall ein. Wenige Begünstigte erhalten unmäßige Zuwendungen, die große Masse der Zuarbeiter in Funk und Fernsehen kriegt keine sicheren Arbeitsverträge und lausige Honorare. Das System ist so krank, dass es die Sportreporter, wenn sie nur einmal allgemein bekannt sind, auch noch zu Talkmastern macht, die dem Volk ihre politischen Sichtweisen nahe bringen dürfen.
Wir sollten es machen wie die Schweden mit der allgemeinen Offenlegung der Vermögen und Einkommen. Das würde solche Auswüchse zurückdrängen!

Da muss ich bei Gelegenheit mal grundsätzlich darüber nachdenken. Vorgestern: Gespräch mit einem Anwalt und FDP-Mitglied. Ich frage, wie er zum Mindestlohn steht. Seine These: Auf keinen Fall Mindestlohn! Und bei der Post -- die alten Beamten müssen weg. Würden heute alle Briefträger so wie früher bezahlt, dann würde der Brief 6 Euro kosten. Und wer wollte und könnte das bezahlen?! -- Die Frage, wie es denn die Post früher mal geschafft hat, Briefe für 80 Pfennig zu transportieren und zuzustellen, diese Frage ist mir da vor lauter Überraschung nicht eingefallen. Also entweder war die Post früher viel effizienter als heute, oder sie wurde gesponsert. Woran ich mich nciht erinnern kann. Oder die Gehaltspyramide wurde einfach neu eingemessen, und die Verwaltung verdient gut auf Kosten der Leute, die bei Wind und Wetter rausgehen und die Briefe zustellen. -- Vielleicht stelle ich diese Frage mal der heutigen so marktwirtschaftlich-effizienten Post...

--

Nachtrag, weil wir doch beim Thema Fernsehen waren: Ist es unbillig, zu verlangen, dass die Gehaltspyramiden auf den Websites der Sender dargestellt werden? Wobei die Stars unter den Verdienern mit Namen genannt werden. Ich meine -- die Gebührenzahler sind die Aktionäre. Haben die nicht das Recht zu wissen, was ihre Angestellten so verdienen? Und müssten sie, die Gebührenzahler bzw. ihre gewählten Vertreter, nicht eigentlich auch ein Mitspracherecht bei den großen Verträgen haben?

Sonntag, 12. Dezember 2010

人不

人不知而不慍,
不亦君子乎?

rén bù zhī ér bú yùn,
bù yì jūnzǐ hū?

Von den Menschen verkannt zu werden, aber sich nicht zu grämen,
ist das nicht die Haltung eines Edlen?

Wasch mir den Pelz (Skizze)

Sie liest im Magazin der Süddeutschen Zeitung einen Artikel über die Liebe. Sie legt ihm den Artikel am nächsten Morgen neben die Kaffeetasse. Ein klares, schweigendes Siehst-du.

Er ist Journalist, und also setzt er sich am Abend dieses Tages an den Schreibtisch und beginnt einen Essay, der ihn später berühmt macht. Gefeiert bei den einen, gehasst und mit herabsetzenden Kommentaren im Internet versehen von den anderen. Der Titel seines Essays: Wasch mir den Pelz, aber mach nicht nicht nass. Seine Thesen sind eher schlicht und lauten ungefähr so: Wenn die Leute halbwegs frei sind in ihren privaten, also auch in ihren Liebesentscheidungen, dann wollen sie auf einmal alles. Auch das Unvereinbare. Und auf die, die sagen, das Unvereinbare, das könne man definitionsgemäß nicht bekommen, schauen sie herab. Spießer! Rationalisten, unfähig zu großen Gefühlen! Unter dem Pflaster liegt der Strand! Seid realistisch! Verlangt das Unmögliche! Die alte 68er Leier eben. Er hatte nicht vor, auf die 68er zu schimpfen; aber als es soweit war, ließ es sich einfach nicht vermeiden. Er hatte Rainer Langhans in einer Talkshow gesehen. Ein Vorbild für die, die lernen wollen, würdelos zu altern, schrieb er.

Vor allem sein Post-Kommune-Experiment in München fasziniert die Medien noch immer. Zusammen mit Christa Ritter, Brigitte Streubel, Anna Werner und den Zwillingsschwestern Jutta Winkelmann und Gisela Getty lebt Langhans in einem - wie er sagt - Harem.

Sind es vor allem die Frauen, die das Unvereinbare wollen? Weil sie halt, und das halten sie für sehr positiv, so romantisch und gefühlsbetont sind. Das Unvereinbare zu wollen, das ist gut und verständlich, sagte er in seinem Essay. Solche Wünsche seien im menschlichen Wesen nun einmal angelegt. Aber nicht mehr erkennen zu können, dass der Wunsch nach heiler Familie und ruhigem Leben auf der einen Seite, und der Wunsch nach täglicher Liebesaufgeregtheit ein ziemlich bescheuertes Alles-auf-einmal-Begehr ist – das nicht erkennen zu können, sei intellektuelle Unfähigkeit, die sich für Echtheit und Unbedingtheit ausgibt. Die Schmetterlinge im Bauch der gesettelten Bürger, die seien, allein schon als Vorstellung, ziemlich unappetitlich.
--
Sie verließ ihn dann, und sie lernte das Unbedingte der großen Gefühle noch einmal kennen. (Oder, um genau zu sein: Kennengelernt hatte sie den Unbedingten schon ein halbes Jahr früher. Jetzt lebte sie ihre großen Gefühle aus.) Als langsam, nach einem weiteren halben Jahr mit einigen Tagen des Übergangs, der Alltag in ihre neue, zu Beginn so romantische Beziehung einkehrte, stand sie fassungslos vor ihrem neuen Mann, der sich nun Tag für Tag als ein halbwegs gutaussehender, egoistischer Idiot präsentierte. Zu sagen oder auch nur zu denken, dass sie aufgrund eines behämmerten Zeitungsartikels einen Fehler gemacht hatte, verbot ihr der Stolz, der ihr als letzte Zwangsjacke und zum Schutz ihres Lebensentwurfs noch geblieben war.

Er hatte geschrieben: "Wer guten Gewissens und ehrlich sagen kann, dass ein Jahr Sich-Glücklich-fühlen ein Restleben in dahin- dämmernder Unzufriedenheit aufwiegt, der soll seine Leidenschaft leben und sich hinterher nicht beklagen." Und also beklagte sie sich nicht.

Samstag, 11. Dezember 2010

Lucy Liu -- Rise

Film mit Lucy Liu: Rise! Verrücktes Stück -- dieser Film.

Freitag, 10. Dezember 2010

Monsterwelle und Rechtschreibung

Die Aufnahme einer Monsterwelle mit Surfer ist spektakulär, und verständlich ist: Wer auf Hawaii surft,der hat nicht so viel Zeit für Schule. Aber muss es gleich so dick kommen?!

ko007777 vor 1 Jahr 14 die is nie 30 meter hoch ich surf auch in hawai aba die is vielleicht 15 meter hoch man muss mal realistisch bleiben eine 30 meter hohe welle verschlinkt Schiffe und kommt nur in starken Meeresströmungen und starkem wind vor wie zb. in südamerika und das auf hoher see und der is ganz sichher nicht auf hoher


Ich korrigiere mich: Das ist keine mangelnde RS-Kenntnis, das ist eine bewusst eingesetztes Mittel, ein Sprachkunstwerk zu erschaffen.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Vernunft und Demokratie



Es gibt eine Vernunft 
jenseits der Beschlusslagen 
und der Kungelei. 


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Und wie verhält es sich also mit der Demokratie?
Pispers zitiert gerne:

"Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn.

Verstand ist stets bei wenigen nur gewesen.
Bekümmert sich ums Ganze, wer nichts hat?,...

Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen.
Der Staat muß untergehn, früh oder spät,
wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet.

Friedrich von Schiller

WikiLieaks: BILD klärt auf


Kann man Wikileaks nicht einfach abschalten? Der US-Konzern Amazon hat das Enthüllungsportal abgestöpselt. Ein paar Stunden waren die Dokumente nicht oder nur eingeschränkt erreichbar. Auf Dauer lassen sich Informationen aber nicht blockieren.

...

In China ist die Enthüllungsplattform scheinbar* durch die Regierung geblockt worden. Weder die Seiten wikileaks.org noch cablegate.wikileaks.org konnten am Mittwoch aufgerufen werden.

Das wirft Fragen auf: a) Kann China das auch nicht -- auf Dauer, nämlich WikiLeaks blockieren. Und b) wenn doch: Warum können die USA es nicht? Haber die Chinesen die besseren IT-Unterdrücker?

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* anscheinend, nicht scheinbar, liebe BILD! Anscheinend.

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Tja, der Hase und der Igel...

WikiLeaks, die Internet-Cholera der Mächtigen

Eigentlich habe ich keine besonderen Sympathien für Assanges WikiLeaks. Er und es sind weit, weit weg. Auf der anderen Seite: Vielleicht stehen wir einfach vor einer Situation, dass sich die politisch und wirtschaftlich Mächtigen überlegen müssen, was sie sagen und schreiben. Weil das Gesagte und Geschriebene jederzeit öffentlich werden kann. Ist das so eine ganz schlechte Entwicklung?

Mich erinnert das alles, was da in den letzten Tagen über den Ticker geht, an einen einfachen Grundsatz aus der Korruptionsbekämpfung: "Handle immer so, dass von dem, was du tust, morgen in der Zeitung berichtet werden könnte!" (Die Grenzen, was ein kleines Geschenk und was eine korrumpierende Zuwendung ist, ist vage, aber die Intuition funktioniert da bei den Leuten recht gut.) Warum sollte es ein Recht von Diplomaten und Wirtschaftsgroßkopfeten sein, über andere gegenüber Gleichgesinnten und Vorgesetzten in einfach-dümmlichen Formulierungen herziehen zu dürfen? Sie können doch sachlich sagen, dass Frau Merkel wenig risikofreudig ist. Um das zu erkennen, muss man allerdings nicht einen Botschafter bemühen. 

Dass es militärische Geheimnisse gibt -- mag sein. Aber solche wichtigen Geheimnisse liegen immer in der Zukunft. Diese Operation steht an... Wenn etwas geschehen ist, heißt "ein Geheimnis wahren" immer auch "die Fakten vertuschen". So ist das heute, in den Zeiten der Internet-Cholera, nun mal. Keiner hat das recht, unbeobachtet zu foltern. Allerdings gilt natürlich, ihr lieben kritischen West-Intelligenzlerinnen nur mal so als Beispiel, was Volker Pispers in seiner Rolle als Henri, der Franzose sagt: "Isch bin gespannt, was die Emanzen, die multikültürkürell und für den Islam sind, sagen, wenn der Islam erst mal an die Macht gekommen ist!"

(BTW -- wie stehen eigentlich unsere amtlich bestallten Datenschützer zu WikiLeaks? Und wie die liberalen VertreterInnen der Freiheit und Pressefreiheit? Ich kann es mir denken, aber gesichert weiß ich es nicht.)

Mäusemelken

Die Medion Funkmaus, die immer klaglos ihre Arbeit getan hat, fällt auf einmal nach Sekunden aus. Ein Drücken der Taste auf der Empfängerstation setzt sie wieder in Gang, doch wieder nur für Sekunden. Irgendwann öffnet sich dann unten rechts ein Hinweis, der sagt, dass die TREIBER nicht mehr aktuell seien, und ich solle doch bitte hier klicken!

Und dann kommt eine Seite eines driver detective, mit dem ich nichts zu tun haben will. Diese verdammten ungebetenen Gäste, die sich die Software-Strampler da immer ausdenken! Sie kommen daher, ungebeten wie der Löwenzahn im Asphalt. (Ungefähr so wie hier auch!)

Naheliegender* Gedanke: dass ich mir da ein Programm eingefangen habe, das zuerst einmal die Maus spinnen lässt, um dann großzügig anzubieten, den Schaden zu beheben. Es ist zum Mäusemelken! Mal so gesagt.

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Nein, liebes Korrekturprogramm! Nicht nahe liegender!

Mittwoch, 8. Dezember 2010

PISA-Kritiker

Diesen Artikel der Wikipedia über die PISA-Kritiker kann man als Ausgangspunkt nehmen, um einmal nachzudenken. Vorläufig denke ich, es muss klar sein, was die finale Bezugsgröße sein soll, anhand derer die PISA-Ergebnisse zu messen sind. Es könnten sein: Korrelation zu ...

a) späteren Abiturnoten
b) Studienabschluss- oder Berufsausbildungsnoten
c) beruflichem Erfolg, gemessen nach subjektiver Zufriedenheit im 40 Lebensjahr
d) beruflichem Erfolg, gemessen nach Bruttoeinkommen im 40 Lebensjahr
e) Bruttosozialprodukt der Länder
f) ...

Da sich vor allem die Spitzenleute der verschiedenen Bereiche, von den Banken bis hin zur Wissenschaft, wahrscheinlich ungerne in die (Einkommens-) Karten schauen lassen, bleibt eine solche Validierung naturgemäß schwierig. Ohne eine solche Fernvalidierung aber bleibt das alte, nun gewandelte Spruchweisheit richtig:

Non vitae, sed scholae discimus

Und eine kleine Beobachtung noch: Als ich Ende der 1980er Jahre einmal junge Japaner gefragt habe, was für sie der große Unterschied zwischen Münster und einer vergleichbaren japanischen Stadt sei, da war nach einigem Überlegen die Antwort: In Münster sitzen am Nachmittag Männer im Café! Männer im arbeitsfähigen Alter waren gemeint. -- Will sagen: Wer korreliert denn Lebensqualität in den einzelnen Ländern -- die ja natürlich durchaus subjektiv und kulturspezifisch erfahren wird -- mit Pisa-Ergebnissen?

--

Det er stærkt generende.
”Non scholae, sed vitae discimus” (lat. 'vi lærer ikke for skolen, men for livet’) er et hyppigt brugt skolemotto. Citatet er en optimistisk fordrejning af Senecas desillusionerede konstatering af at ”non vitae, sed scholae discimus” (lat. 'vi lærer ikke for livet, men for skolen').

Homöopathie usw.

Ich setze in die größte = längste Diskussionsseite der Wikipedia, die Seite über Homöopathie die folgenden Zitate aus der SZ von heute:

'Ausleitende Verfahren' wie mit Cantharidin-Gift habe bereits Hippokrates (460 bis 370v.Chr.) theoretisch fundiert, erklärt Rampp, denn der Heilgrieche habe behauptet, 'dass keine zwei Krankheiten zur gleichen Zeit da sein könnten'. Und auf den brandaktuellen Experten Paracelsus (1493 bis 1541) gehe die These zurück, dass 'nur der den Namen Arzt verdiene, der mit Canthariden-Pflaster Gicht heilen könne'. // Keine zwei Leiden gleichzeitig - was für ein Mumpitz. Bei Millionen Diabetikern sind außerdem die Gefäße verkalkt und die Augen geschädigt. Krebskranke können einen Infarkt oder Schlaganfall bekommen. Wer Rheuma hat, leidet manchmal auch unter Grippe oder Fußpilz. [...]
...
Ähnlich mager sind bisher die wissenschaftlichen Beweise zur Wirksamkeit von Bach-Blüten, Homöopathie und all den anderen 'alternativen' Heilverfahren. Dafür betonen ihre Vertreter auffällig oft, wie sich die Verfahren abrechnen lassen.
...
Auch finanzielle Verflechtungen scheinen Anhänger der Natur- heilkunde nicht abzuschrecken. 'Klar ist die Studie gesponsert, wir bekommen Geld vom Hersteller', sagt Rainer Stange, Vorsitzender der Ärztegesellschaft für Naturheilverfahren in Berlin-Brandenburg. Er beruft sich auf Dioskurides und Hildegard von Bingen und hat an wenigen Dutzend Probanden untersucht, wie sich ein Lavendel- präparat auf Schlaf und Stimmung auswirkt, die Daten sind noch unveröffentlicht. Jedem Kardiologen, Onkologen oder Psychiater, der sich - was oft vorkommt - die Studie vom Hersteller finanzieren lässt, würden Medizinkritiker zu Recht Abhängigkeit vorwerfen und die Untersuchung um die Ohren hauen. Vor allem, wenn die methodischen Mängel so offensichtlich sind und die Studie nur so wenige Probanden umfasst.
...
Artenschutz für bestimmte Therapien dürfe jedenfalls nicht gewährt werden, sagt Willich. Es ginge nicht, dass ein Behandler behauptet, seine Methode ließe sich nun mal nicht naturwissenschaftlich evaluieren.

Werner Bartens: Alles so schön sanft hier. Giftpflaster, Arsen, Blutegel und Schröpfen - alternative Heilverfahren boomen, auch wenn manche drastisch sind. (Kritischer Bericht vom Kongress für Integrative Medizin am 3.-4. Dezember 2010 in Berlin.) In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 284, 8. Dezember 2010, S. 16


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Die Antworten:


Ach nee, Delabarquera, bitte nicht so. Seit langem wird hier darum gekämpft, nur wissenschaftlich fundierte Quellen zu nehmen - so sie existieren. Das ist bei kritischer Literatur kein Problem. Deshalb bitte nicht einen beleglosen Zeitungsartikel hinzufügen. Davon gibt es dutzende. Wenn noch ein gut recherchiertes Buch (wie von Lambeck) dazukommen würde - okay. Aber kein "Kongressbericht" eines Journalisten als "gute Quelle". :-) Mux 12:27, 8. Dez. 2010

Dem schließe ich mich gern an. Bitte wieder raus.--Gloecknerd disk WP:RM 12:31, 8. Dez. 2010 (CET)


Just done. Und Delabarquera, sei mir nicht böse für das Revertieren. Wenn Du mitarbeiten willst, so bist Du herzlich eingeladen. Wenn Du Deine Vorschläge vorher zur Diskussion stellst, muss auch niemand revertieren. :-) Mux 14:12, 8. Dez. 2010



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Nein, es war wirklich nicht so, dass ich das mit dem Einsetzen des SZ-Berichts nur gemacht habe, weil ich an einer Wikipedia-Studie schreibe und mal sehen wollte, wie die Gemeinde der Eingefleischten reagiert. Vielmehr: Ich gehe davon aus, dass jemand in zwei, drei Jahren eine wissenschaftliche Arbeit über die Homöopathie schreibt; nicht in Medizin oder Statistik, sondern in Fächern wie Geschichte oder Soziologie. Da ist dann sicherlich ein guter Bericht über einen Kongress in aller Regel wertvoller als eine weitere in den eigenen Vorurteilen festzementierte wissenschaftliche Veröffentlichung, die die Grundlagen ihres Vorgehens nicht reflektiert. 


Und immer wieder schön ist es, die Wikipedia-Verehrung "der Wissenschaft" zu sehen! Ich, der ich zwei Drittel meines Leben mitten in der Wissenschaft zugebracht habe, ich finde diese Hingezogenheit immer wieder so rührend wie naiv. Und dann auch noch dieses schöne Peer-group-Gefühl, das sich da in die Brust wirft: Wir, die Wissenden und Eingeweihten, gegen einen Außenseiter...! Ha, dem haben wir es aber gezeigt! -- Aber was kann man erwarten von Menschen, die ihre Antworten mit "Ach nee..." beginnen?


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Hier geht es weiter, mit der H-Diskussion-Statistik.