Donnerstag, 27. Februar 2014

Iceman4 und die reine Utopie

Auch die SZ hat es gemeldet. Hier nach RP. 27. Februar 2014 | 07.27 Uhr

Studie von Wirtschaftsforschung 1 / So ungleich ist Vermögen in Deutschland verteilt / Berlin. Nirgendwo in Europa sind Vermögen so ungleich verteilt wie in Deutschland. Immerhin nahm die Ungleichheit seit 2002 nicht zu, zeigt eine Studie. Westdeutsche haben doppelt so viel wie Ostdeutsche, Männer ein Drittel mehr als Frauen. Von Birgit Marschall.

Schon um 08:11 Uhr kommentiert ein iceman4 -- der Name passt ja irgendwie -- meinungsstark und argumentschwach:

Na, da wird mal wieder kraeftig neid geschuert. In einem gesunden staat kann es nur ein ungleichgewicht geben. Es gibt keine chancengleichheit. Das ist reine utopie. Nur idioten glauben an eine gerechte verteilung.

Mit welcher Entschlossenheit unser Mann aus dem Eis dekretiert! Nur Idioten ... Glaubt unser Ötzi wirklich, dass auf diese Weise irgendein Argument entsteht? Und das Stichwort Neid soll die Inhalte in den Boden stampfen. Neid -- ein so wohlfeiles, wie in diesem Zusammenhang unsinniges Wort. Ich bin nicht im mindesten auf irgend jemanden neidisch. Ich kann aber trotzdem noch denken und mir die Auswirkungen ausmalen. Wie bei der Freien Fahrt für freie Bürger, bei der unser sozialdarwinistischer Eismann mit hoher Wahrscheinlichkeit auch sagt, dass die Menschen eben unterschiedlich schnell fahren und auch unterschiedlich schnell 'fahren dürfen müssen' -- wie bei der Freien Fahrt also gilt: Man muss auf die anderen Staaten schauen!* In einigen Ländern gibt es eine deutlich geringere, in anderen eine deutlich größere Ungleichheit der Einkommens- und Vermögensverteilung. Ungleichheit wird natürlich politisch gemacht, via Steuergesetzgebung und Erbrecht usw. Und wie wir inzwischen zur Genüge wissen auch durch Steuerhinterziehung. Man muss, denke ich, die Länder betrachten, die auf der einen, und die, die auf der anderen Seite stehen. Wo lebt es sich besser? In den Staaten der Großkapitalisten und Tellerwäscher-Millionär-Ansichten (prototypisch: die USA) und der Oligarchen (prototypisch: Russland, China) oder in den Staaten, die mit geeigneten Maßnahmen ausgleichend eingreifen (die skandinavischen Staaten beispielsweise)? In letzteren gibt es ja auch Wohlhabende und sogar Superreiche. Es kommt halt auf die Anzahl und die Relationen an. Die Frage ist: Wollen wir auf lange Sicht zu einem Großkapitalisten, gar zu einem Oligarchenstaat werden oder wollen wir das nicht?

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|* Ok, in Sachen Geschwindigkeit steht Deutschland ziemlich einzigartig da. Wie immer man das interpretiert, gewichtet und wertet. Das hatten wir hier schon ziemlich oft. Bei der Geldverteilung sieht das aber ganz anders aus. -- Wenn man argumentieren und mitreden möchte ist es im Übrigen von Nutzen, wenn man mit dem Stichwort Gini-Koeffizient was anfangen kann und diesen Koeffizienten für die verschiedenen Länder kennt.
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Nachtrag: Hey, wie man sich täuschen kann! Ein Fund mit der rechten Sucheinstellung bei Google: "iceman4:

"Ich bin sehr wohl der meinung, dass man den beschriebenen personenkreis [der Autobahn-Drängler] zum umdenken bewegen kann. [...] Zum beispiel: 5 jahre (in worten: fuenf) fahrverbot und / oder eine geldstrafe von 3 bis 5 monatsgehaeltern und eine meldepflicht an die versicherung des risikofahrers, die dann einen riskozuschlag zu erheben hat, wuerden da wunder wirken und die draengler in aller kuerzester zeit zum umdenken bewegen. Gut zureden bringt bei diesen charakterschwachen ueberhaupt nichts." (Hier. Kommentar 13 / 16

Jetzt, nach diesem Fund, überlege ich tatsächlich schon, ob das da oben mit dem Neid und der reinen Utopie vielleicht ironisch gemeint ist ...