Freitag, 5. Januar 2018

Der Tag der fetten Katzen

Eine SPIEGEL-Meldung, mal ausführlich. Sie bleibt zu kommentieren.

"Astronomische Gehälter, magere Löhne

Tag der fetten Katzen

Seit Mittwochabend müssen Top-Manager nicht mehr arbeiten - sie haben schon so viel verdient wie der Durchschnitts-Deutsche im ganzen Jahr.

VON FELIX BOHR

Der britische Humor ist berühmt. Und die Engländer sind bekanntlich selbst dann noch zum Witzeln aufgelegt, wenn anderen das Lachen im Halse stecken bleibt: Sie begehen etwa den "Fat Cat Day". Als fette Katzen gelten auf der Insel die überfütterten Topverdiener des Landes. Und Donnerstag, der dritte Arbeitstag des neuen Jahres, ist ihr Tag: Zur Lunchzeit hatten die Vorstandschefs der 100 umsatzstärksten britischen Börsenunternehmen bereits genau so viel verdient, wie der Durschnitts-Brite im gesamten Jahr verdienen wird.

Auch in Deutschland gibt es einen Tag der fetten Katzen. Die Chefs der 30 Dax -Unternehmen konnten ihn schon am Mittwoch feiern: Seit Mittwochabend müssten sie also eigentlich keinen Handschlag mehr tun und würden trotzdem so viel verdienen wie der Durchschnitts-Deutsche.

Denn sie erhalten durchschnittlich 6,1 Millionen Euro brutto im Jahr. Spitzenverdiener war 2016 SAP-Boss Bill McDermott mit 15,3 Millionen. Im Schnitt brauchen die Dax-Top-Manager also nur 2,87 Tage, um auf den jährlichen Bruttolohn des vollbeschäftigten deutschen Durchschnittsverdieners zu kommen. Denn das sind genau 48.936 Euro pro Jahr.

Die übrigen Dax-Vorstandsmitglieder können sich am kommenden Samstag freuen, die Durchschnittsverdiener abzuhängen.

Und künftig müssen die fetten Katzen noch weniger arbeiten. Denn Deutschlands Top-Manager verzeichnen einen steten Gehaltszuwachs. Sie erhalten bombastische Boni und sogar im Fall des Scheiterns häufig horrende Abfindungen. Gleichzeitig stagnieren die Gehälter ihrer gewöhnlichen Mitarbeiter.

Also kommentieren: Das ist natürlich eine polemische Parabel. Aber ist sie deshalb falsch? Klar ist, dass ein Teil der Menschen, auf welche Weise auch immer, sehr sehr viel mehr Einkommen hat als der Rest. Und Besitz natürlich! Wobei – hier werden die Zusammenhänge dann kompliziert, sondern einfach: Wer wirklich viel Besitz hat und das eine nicht vergisst, nämlich sich gute Berater zu suchen, gegen gutes Entgelt natürlich, dessen Besitz vermehrt sich auch ohne Arbeit. Nehmen wir zwei ganz unterschiedliche Beispiele aus der Vergangenheit, bei der auch von unterschiedlichem Glamour umgeben: Da ist zunächst Arndt von Bohlen und Halbach, der mit dem Geld seiner Vorfahren, nachdem er ausgezahlt worden war, ein durchaus verrücktes Leben zu führen wusste. Allerdings mit einem nicht so schönen Ende. Und da ist dann Gunter Sachs, der manchmal, aber auch nur manchmal dem Playboy gab, was aber sein Image in der Öffentlichkeit nachhaltig zementierte. Der war ganz offensichtlich talentiert, polyglott und natürlich auch charmant. Allein schon in den besten Jahren Brigitte Bardot am Ausgang eines Lokals in Saint Tropez zu treffen und gleich mit ihr anzubandeln, mit ihr des Nachts im Motorboot, mit angebundenem Steuer durch die gefährlichen Klippen zu kurven… Na gut lassen wir das. Zurück zum Geld. Was nützt das Geld am Ende des Lebens? Nun gut, ungefähr 80 % der Bevölkerung werden sagen: So darf man nicht fragen! Aber warum eigentlich nicht? Ach so, ja – hatte der Gunter Sachs nur einen schönen Tod oder nicht?