Dienstag, 23. Januar 2018

Dieter Wedel, heute

Kommentar bei der ZEIT, der erst wieder freigeschaltet werden muss.

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Da, nicht nur im Fall Wedel, weiß ich einfach nicht mehr, was ich sagen soll. Es ist verdammt schwer, eine Mitte zu finden zwischen aufgeregter Prüderie, die sich als Vertretung von Frauenrechten geriert, und berechtigtem, gar überfälligem Zorn über das Verhalten mancher Männer.

Beim Fall Dieter Wedel muss man sich, was das Stichwort „Vorverurteilung“ angeht, natürlich fragen, wie es anders hätte laufen können oder sollen. Es ist ja doch wohl eine alte Tradition, solche Diskussionen an konkreten Personen festzumachen. Und Personen des „öffentlichen Lebens“ haben nun einmal weniger Schutz vor öffentlichen Diskussionen als die normalen Bürger; sie, die Berühmtheiten, haben oder hatten ja auch große Vorteile von ihrem Ruhm. Und was Dieter Wedel angeht: Der war, glaube ich, ganz gerne einflussreich und berühmt.

(Woanders in der ZEIT wird gerade gefragt, ob man denn Bundeskanzlerin Merkel „Mutti“ nennen darf. Ich habe diese Bezeichnung immer für ziemlich dämlich gehalten; aber was soll man machen – das Volk will über seine Herrscher spotten; es liebt ja auch Karikaturen. Da kann man wohl einfach nichts machen. Hier ist die Analogie: Über Künstler und anverwandte Berufe wird einfach gerne getratscht. Auch da kann man nichts machen.)