Montag, 15. April 2019

"Schlampige Spurensicherung"

Deutschland wurde doch mal -- über die Grenze zur unangenehmen Übergenauigkeit hinaus -- mit Korrektheit und Genauigkeit assoziiert. Das war wohl mal ...

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Schlampige Spurensicherung

Im Lügder Missbrauchsfall entdeckt ein Abriss-Unternehmen CDs und Disketten – zwei Wochen, nachdem die Polizei den Tatort freigegeben hat

Lügde – Nicht weniger als „vollständige Aufklärung“ hat der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) im Fall des tausendfachen sexuellen Kindesmissbrauchs auf einem Campingplatz in Lügde versprochen. Im Februar kündigte er an, die Ermittler würden „an den Orten des Geschehens jeden Stein umdrehen, notfalls wird der Stein auch geröntgt“.

Doch zu den Ermittlungspannen im Fall Lügde kommt nun eine weitere dazu: schlampige Spurensicherung. Auf der Parzelle des Hauptverdächtigen Andreas V. sind weitere Datenträger gefunden worden – und das gut zwei Wochen, nachdem die Polizei Bielefeld und die Detmolder Staatsanwaltschaft den Tatort freigegeben hatten. [...]

Seit Dezember hatten Dutzende Polizisten und Experten der Spurensicherung die völlig vermüllte und unübersichtliche Behausung, in der Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht und dabei auch gefilmt worden sein sollen, mindestens sechsmal durchsucht. Zunächst im Dezember nach der Festnahme des Hauptverdächtigen, damals noch unter Leitung der Kriminalpolizei Detmold.

Am 26. Februar musste Innenminister Reul im Innenausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags aber einräumen, dass die Detmolder Ermittler den Wohnwagen des Hauptverdächtigen zwar viermal durchsucht hatten, dabei aber nur oberflächlich vorgegangen waren. Und dass die Bielefelder Ermittler später in dem Caravan noch mehr Beweismittel, darunter einen weiteren PC, eine Festplatte und 131 CDs gefunden hatten. Nachdem mehrere Fehler und Versäumnisse der Polizei öffentlich geworden waren, wurde die Parzelle auf Druck des NRW-Innenministeriums Ende Februar erneut drei Tage lang auseinandergenommen. Es zeigte sich, dass der Tatort schlecht gesichert und etwa das Auto und ein weiterer Campingwagen des Hauptverdächtigen noch nicht durchsucht worden waren. Ein Datenspürhund erschnüffelte in einer Sesselritze einen USB-Stick mit Beweismaterial, außerdem fanden die Polizisten weitere Datenträger und Unterlagen. Auch beim Durchsuchen eines weiteren Wohnwagens Anfang März wurden sie fündig.

Die Polizei hatte den Tatort am 27. März freigegeben. [...] (SZ Sa 12.04.2019, S. 12)

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Der Berliner Flughafen wird nicht fertig, die Polizei ermittelt hin und wieder gegen sich selbst -- was den Verdacht nahelegt, dass das nur die Spitze eines Eisbergs ist -- und die Polizei geht schlampig vor, wenn ermittelt wird. Woher kommt das? Ist das die neue, sympathische Lässigkeit, die dank der umfassenden Globalisierung eingewandert ist?

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