Montag, 3. September 2018

Thomas Fischer über Genitalverstümmelung

Thomas Fischer hat einen neuen Platz für Online-Kolumnen. Das wollen wir erst mal nicht wertend sehn. Manche werden darauf gewartet haben. -- Der Platz ist bei SPIEGEL Online.*

Eben einen wie immer langen und durch die Fülle der Verweise, wie damals in alten ZEIT-Tagen, erschlagenden Artikel. (Mit schönen, ab- und ausschweifenden Hinweisen zum Clan-Begriff!)

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* Vom 31.08.2018. Aber schon längst geschlossen, die Kommentarfunktion! Streng und ein wenig im Bundeswehrton klingt es bei SPIEGEL Online so: "Diskussion geschlossen - lesen Sie die Beiträge!"

Nun gut, nehmen wir nur das

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Fazit

(Hinter das man besser keinen Doppelpunkt setzt; aber das nur nebenbei. Ich weiß natürlich: Juristen haben da, im Formalen, ihre altehrwürdig-schrägen Angewohnheiten. Diese seltsamen Doppelpunkte nach Überschriften gehören dazu.)

"Genitalverstümmelung ist ein Verbrechen gegen elementare Menschenrechte. Das gilt für alle Täter und für alle Opfer. Wenn die - zweifelhaften - "Statistiken" überhaupt etwas belegen, dann doch jedenfalls, dass die derzeitige Verfolgungsstrategie überhaupt keinen Erfolg hat. Wenn man verhindern will, dass eingewanderte Menschen aus Dummheit oder Furcht an der Tradition festhalten, muss man so mit ihnen umgehen, dass Vertrauen und Einsicht möglich sind. Eine Skandalisierung von Horrorzahlen schützt nicht, sondern definiert die Fremden zu Unmenschen. Das nützt nicht dem Schutz von Mitgliedern dieser Minderheiten, sondern treibt sie in Ausgrenzung und Isolation. Man muss die Menschen für die Freiheit und Selbstbestimmung gewinnen."

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Zu diesem kurzen Absatz ließe sich vieles sagen. Ich beschränke mich auf drei Punkte:

1. Klar, dass Statistiken in solchen Bereichen der Intimität zweifelhaft sind. Die Dunkelziffer-Kritik, die ich bei Fischer schon einmal gelesen zu haben meine, kommt auch hier ausführlich vor. Nur eben -- was tun? Soll man auf Erhebungen ganz und gar verzichten, die Erhebungen gar verbieten? Nur weil die Sache mit der Korrektheit und der Dunkelzimmer schwierig ist? Oder doch vielleicht die Untersuchungen besser machen? Irgendwie müssen Verantwortliche ja wissen, woran sie sind, wenn sie Entscheidungen treffen.

2. Die Feststellung: Was wir mit Migranten in strafrechtlich relevanten Bereichen machen, ist nicht zielführend. Man darf die falschen Handlungen nicht verfolgen, man muss vielmehr "Vertrauen und Einsicht" aufbauen. Je nun, das lässt sich ausweiten. Ob ein Ehrenmord, von wegen der Tradition der Mörder, anders zu behanden ist als ein normaler "deutscher Mord" -- diese Diskussion ist noch nicht zuende. Wir können die Beschneidungsdebatte gleich mit dazulegen.

3. "Man muss die Menschen für die Freiheit und Selbstbestimmung gewinnen." -- Nie habe ich in letzter Zeit einen edleren und dabei so vollkommen allgemein-leeren und hohl tönenden Satz gelesen. Ließe sich daraus nicht auch eine Strategie gegen die Rechten in Chemnitz und Umgebung bauen? Nur irgendwann kommt halt einer daher und stellt die Frage: 1. Wie stellt man das denn konkret an, die Menschen für das Gute, Edle, Schöne und Wahre zu gewinnen? Sollte man bei Handlungen, die bei uns strafbar sind, erst mal den schönen Weg über die herrliche Küstenstraße "Freiheit und Selbstbestimmung" nehmen? Und hoffen, dass anschließend die Probleme schon verschwunden sind, wenn man bei der Küstenstadt Strafverfolgung ankommt? Oder muss man vielleicht nicht doch gleich jedem Verdacht nachgehen und -- ja nun: vor Gericht bringen und wenn schuldig, dann bestrafen?Einfach weil das Gesetz es so vorsieht.

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