Donnerstag, 16. Mai 2013

Der Surfer in der Lübecker Bucht 1


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Oder: Unsere Reichen: Ein Fallbeispiel

Die Diskussion über Reiche und nicht ganz so Reiche und Arme in Deutschland wogt ja schon eine Weile hin und her. In der ZEIT von heute, unter DOSSIER (S. 15ff), ein Bericht von Henning Sussebach, der dieser Diskussion eine Facette hinzufügt: Vor zwei Jahren. Ein heute 63jähriger Mann surft in der Lübecker Bucht. Ein sehr erfahrener Surfer. Erfolgreich im Leben, recht wohlhabend. Es kommt ein reicher Mann, Unternehmer, der seinen Namen nicht in der Zeitung mit diesem Unglück verknüpft sehen will, mit einer großen, schnellen Motorjacht dahergebraust und fährt den Surfer zum Krüppel. Unzählige Operationen, der Mann hat ein Bein verloren und war insgesamt schwerst verletzt. Viele Dinge werden in dem Dossier angeführt, auch zur seltsamen Rechtslage mit "Wer muss wann und wo wem ausweichen?". Vor allem aber, dass der Unternehmer sich nie bei dem Opfer mit nur einem Wort gemeldet hat. Die rechtlichen Dinge regeln Anwälte. Und die Werft, die diese Reichen-Boote baut, droht, die Ermittler wegen Geschäftsschädigung zu verklagen. Das ist die Welt der Reichen, heute.

Dann dies:

"Karl Dröhmer [der Unternehmer, ein Tarnname wg. des deutschen Medienrechts] ist für die ZEIT nur ein einziges Mal zu erreichen, auf seinem Handy. Die Bitte, seine Sicht der Dinge dazulegen, schlägt er mit den Worten ab: ´Sie kennen meinen Stundenlohn nicht.`"

Mir ist die Luft weggeblieben, als ich das gelesen habe. Allein wegen dieses Satzes in diesem Zusammenhang sollte der wahre Name und der Mensch dahinter öffentlich werden. Und dann sollte dieser Mann, während der ganzen Zeit beobachtet von der TV-Sendung Deutschland heute, eine Jedermann-Aufführung in Salzburg anschauen müssen. Ich würde da, als Zuschauer, wieder einen kleinen Mosaikstein haben, auf dem Weg zur Beantwortung der Frage: "In was für einer Welt lebe ich eigentlich?"