Mittwoch, 12. Dezember 2018

"Männer"

Notizbuch

Immer wieder muss ich an Harald Martenstein denken, der mit der ihm eigenen Komik gebeten hat, in der Berichterstattung über Verbrechen nicht immer die Männer als den Hort des Bösen herauszustellen. Die bösen Männer seien eine absolute Minderheit. Man solle da doch bitte nicht verallgemeinern!

Ich ärgere mich jedes Mal, wenn in den Polizeimeldungen pauschal von "Männern" die Rede ist. Kein Mann, den ich kenne, würde in ein Lokal reinschießen, von denen kann überhaupt keiner schießen. So was soll nur die Männerfeindlichkeit anheizen, das steckt dahinter. Sie müssten fairerweise "Person" schreiben. Ich will nicht jeden Tag lesen müssen: "Ein Mann hat etwas Kriminelles getan." (zeit.de)

Das hat, leicht zu sehen, etwas Hilfloses. Wie ja Humor oft etwas Hilfloses an sich hat. Es geht in den meisten Männer-Fällen um die Angst der Medien, Fremdenfeindlichkeit zu schüren, wenn sie die Herkunft von Tätern benennen. Das Alter, ja, aber doch nicht Marokko oder Afghanistan! Was sie schüren, die "Medien", ist aber ein latentes Misstrauen auch und vor allem bei den Normalos.

Fallbeispiel (Meldung spiegel.de)

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Die Polizei im finnischen Oulu ermittelt seit Wochen in drei mutmaßlichen Fällen von Vergewaltigung und sexuellem Missbrauch von Minderjährigen. Nun ist ein Verdächtiger in Deutschland festgenommen worden. Das teilte die finnische Polizei auf ihrer Webseite mit. Nach dem Mann war international gefahndet worden.

Wie der finnische Rundfunk Yle berichtet, soll der 25-Jährige zu einer Gruppe von insgesamt acht Männern gehören, die ein junges Mädchen über Monate vergewaltigt haben sollen. Die Polizei schließe nicht aus, dass noch andere Personen in den Fall verwickelt seien.

Außerdem wird dem Rundfunkbericht zufolge gegen zwei weitere Männer ermittelt. Der eine werde der schweren Vergewaltigung verdächtigt, der anderer des sexuellen Missbrauchs von Kindern. Alle mutmaßlichen Opfer seien jünger als 15 Jahre gewesen, hieß es von der Polizei.

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Natürlich ist da jeder halbwegs normale Leser und jede normale Leserin längst bei der Frage: Haben da acht Finnen 15jährige Mädchen vergewaltigt? Sie müssen aber doch warten, die Leserin und der Leser! Ganz verschweigen mag der SPIEGEL die Herkunft der "Männer" dann doch nicht. Wahrscheinlich weil er weiß, dass das dann doch zu auffällig wäre und vielleicht irgendwann zu einem -- ökonomisch für das Magazin schmerzhaften -- Vertrauens- = LeserInnen-Verlust führt, wenn so krass verschwiegen wird. Dann also endlich ...

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Ein Zusammenhang zwischen den drei Fällen sei bisher nicht erkennbar. Alle Verdächtigen seien als Flüchtlinge oder Asylbewerber nach Finnland gekommen. Sie stammten aus vier verschiedenen Ländern.

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Aus welchen Ländern, das wird dann natürlich nicht gesagt.

Die ZEIT hingegen, die die Sache nicht einfach und vollständig unter den Nicht-Fakten-Teppich kehren mag, schneidet die dpa-Meldung an der passenden Stelle einfach ab. Bei ihr bleibt es also bei den Männern.

Einfach so?

Ja, einfach so.

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P. S. Bin ich rechts? -- Nein, ihr Deppen, die ihr das fragt! Ich bin gerade dabei, die SPD zu retten. So sieht's aus!

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