Montag, 28. Februar 2011

Ach Gott, der Guttenberg, der Arme!

Man wird gallig. Und ich habe noch immer nichts gegen unseren Verteidigungsminister...

... Auch beim Telefon-Entscheid von BILD sagten 87 Prozent der Anrufer: „Ja, wir stehen zu Guttenberg“. Doch in etlichen Online-Umfragen votierte jeweils eine Mehrheit für den Rücktritt des Ministers, auch bei der Online-Abstimmung auf BILD.de. (Dort bekam die Option „Rücktritt“ zuletzt 58 Prozent der Stimmen.)

Schließen wir daraus: Die, die lesen und schreiben können, sind für einen Guttenberg-Rücktritt?

Weder unter Terrorverdacht, noch ...

Wieder ein Beispiel dafür, dass man sich der Frage stellen muss, was lassen wir um der (Daten-) Freiheit willen denn so durchgehen? Terror und Kapitelverbrechen werden bekämpft. Und die Leute, die Aids-Medikmente, die für Südafrika bestimmt sind, in Deutschland verkaufen und dabei den großen Reibach machen, die dürfen nicht mit "illegaler Software" überwacht werden? Kann ja sein, dass das Beschlusslage ist. Aber das sollte man offen sagen.

[...] Doch der betroffene kaufmännische Angestellte steht weder unter Terrorverdacht, noch wird er eines Kapitalverbrechens beschuldigt. Gegen den Landshuter läuft seit 2008 ein Ermittlungsverfahren wegen "banden- und gewerbsmäßigen Handelns und Ausfuhr von Betäubungsmitteln". Er ist in einer Firma angestellt, die Psychopharmaka vertreibt. In Deutschland legal, im Ausland möglicherweise nicht - das ist strittig. Die Polizei nutzte die Spionage-Software jedenfalls nicht zur Gefahrenabwehr, sondern um eine mutmaßliche Straftat aufzuklären.

Ausgerechnet in Bayern regiert seit 2008 die FDP mit, die sich in Sachen Online-Durchsuchung als Vorkämpferin der Bürgerrechte profiliert hat. Schon in den Koalitionsverhandlungen mit der CSU hatten die Liberalen gegen das Ausspähen von Computern gewettert. Und kürzlich beschied die bayerische Landesvorsitzende Sabine Leutheusser-Schnarrenberger in ihrer Funktion als Bundesjustiz- ministerin dem verärgerten Bundesinnenminister, mit ihr werde es keine neue Ausweitung der Anwendung von Spionage-Software geben.


Es muss einmal die Skala des falschen Verhaltens aufgemacht werden, von der einfachen Ordnungswidrigkeit bis hin zum Kapi- talverbrechen. Und dann fragen wir, bei welcher Stelle  der Skala welche Mittel eingesetzt werden dürfen.

Meine neueste Verschwörungstheorie: zu-Guttenberg-Dissertation

[ Alle Postings zum Thema Plagiat -- nicht nur bei Guttenberg. siehe Label "Plagiat", unten. ]


Also so könnte -- ich betone: könnte es gewesen sein:

Die SPD-Baracke hat, kaum hatte sie den jungen zu Guttenberg zum ersten Mal ins Visier genommen und als begabten CSUler erkannt, ein Komplott geschmiedet. Sie hat ein U-Boot bei zu Guttenberg eingeschleust, und dieser falsche Freund hat dem jungen Abgeordneten und Familienvater was von einem Ghostwriter vorschwadroniert, der schon ein paar "Freunden" zum Doktor verholfen habe. Der blauäugige, weil so junge Herr zu Guttenberg beißt an und die SPD lässt für ihn über ihren Mann -- eine prima plagiatvolle Dissertation schreiben und weiß: den zu Guttenberg, den haben wir jetzt in der Hand! Wir können die Sache jederzeit hochgehen lassen. Jetzt gleich? Nein, warten wir noch ein wenig, sagt der KfSD (Koordinator für Schmutzige Dinge), von dem der Parteivorsitzende Gabriel gar nichts wissen will. Und also auch nichts weiß. Da sei doch nächstes Jahr, sagte der KfSD Ende 2010, so ein Super-Wahljahr. Nach der Hamburg-Wahl damit rauszukommen, ja, da sei es günstig!
Irgendwann bekommt ein Professor Andreas Fischer-Lescano -- allein schon: was für ein Name das! -- einen Hinweis: "Schreib doch mal bitte eine Rezension der Guttenberg-Diss, und achte bitte auf mögliche Plagiatsstellen." Und der Tanz beginnt!
Diese Abläufe, diese perfid-professionelle Falle, das alles erklärt auch, warum Herr zu Guttenberg am Anfang der ganzen Sache so im Brustton der Überzeugung sagte, dass er vorübergehend, "ich betone: vorübergehend!", seinen Doktortitel ruhen lassen werde. Er war sich sicher, so war es ihm doch von dem U-Boot-Freund gesagt worden, dass da eine wirklich grundsolide Dissertation abgeliefert worden war. Der Herr Minister überblickte seine Arbeit natürlich nicht. Hätte er sie selbst geschrieben, er hätte ja von den einkopierten Stellen gewusst. So etwas passiert ja nicht versehentlich. Nun, vielleicht ein Mal. Aber doch nicht ständig. Und wenn er tatsächlich selbst die Arbeit geschrieben hätte, er hätte doch nicht so überzeugt davon gesprochen, dass sich bald herausstellen werde, alles sei in Ordnung.

Ja! So könnte es doch gewesen sein! Allerdings: Die Stasi in Gestalt des Herrn Guillaume beansprucht dann in wenigen Wochen aus dem Jenseits das Copyright für diesen Clou. Und siehe da! Der Schuss ist nach hinten losgegangen, und zu Guttenberg wird, von der gerührten Öffentlichkeit auf ewig in die Arme geschlossen, schon 2012 Bundeskanzler!

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Nachtrag aus aktuellem Anlass: "Der SPD-Abgeordnete Björn Böhning fordert auf Twitter, Guttenberg müsse nun endlich damit rausrücken, wer der Ghostwriter seiner Doktorarbeit war." Ich glaube, der Herr Abgeordnete Böhning liest nicht jeden Tag meinen Blog. Sonst wäre er gewarnt gewesen und hätte nicht so vorschnell getwittert.

Sonntag, 27. Februar 2011

Sprache: Wie heißt es denn nun?

Letzthin in der BR-Sendung "Sozusagen" die Frage, ob es denn heißen muss

a) ich mache mich am Herd zu schaffen
b) ich mache mir am Herd zu schaffen

Man kann es hier nachhören. Das Problem findet sich schon im Internet. Interessant für Linguisten, weil die Antworten 50:50 ausfallen. Relativ klar: die Jüngeren sind für den Akkusativ, die Älteren für den Dativ. Sofern sie diese Redewendung überhaupt noch kennen. Die Grammatiken sind einhellig der Meinung, dass...

Na, was wohl richtig ist?

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Nachtrag (18.09.2014): Ich bin mir auch jetzt nicht sicher. War das Ironie? Wollte der Moderator Thomas Meyerhöferda zu verstehen geben, man solle sich gefälligst selbst im Internet umschauen, als er im Sozusagen "Lauter Legendäres" am 5. September 2014 auf eine Hörerfrage hin sagte, wann diese "legendäre Sendung" mit dem mir / mich am Herd zu schaffen war, das wisse er auch nicht mehr. Ok, da kann ich ja vielleicht aushelfen. Die Sendung, wenn der Name des nicht mehr funktionierenden Links denn korrekt ist, war am 18.02.2011. Was ja nun nicht mehr viel nützt. Es sei denn, für eine nicht mehr überprüfbare Quellenangabe.

Dateiname war, hier mal aus dem toten Link herauskopiert:

110218_1520_Sozusagen_Macht-uns-zu-schaffen.mp3

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Nachtrag (07.03.2019): ich behelfe mir / mich

https://grammis.ids-mannheim.de/fragen/4248

Schön. Und auch empirisch. 

Westerwelle ante portas!

Wie viel glaubwürdiger wäre es, wenn unser Herr Außenminister solche Worte gefunden hätte, als Gaddafi noch ganz fest im Sattel saß! Jetzt klingt das doch sehr nach dem Eins-Draufsatteln, weil keine Gefahr mehr besteht, es sich mit einem Mächtigen, einem Öllieferanten gar, zu verderben. Und im Normalfall gilt weiter: Wer die Macht hat, wird hofiert. Wer politisch strauchelt, dem versetzt die deutsche Politik noch einen Stoß. Man muss sich ja mit den Demnächst-Mächtigen des fraglichen Landes schon mal gut stellen!

Und irgendwo habe ich gehört, dass der Herr Minister Westerwelle sagt, die Mächtigen Libyens sollten nicht darauf vertrauen, ihr geraubtes Geld an ihrem Lebensabend auf ihren Latifundien verprassen zu können. Da haben wir es wieder, dieses Wort! Gut, wer seinen Wortschatz noch im Erwachsenenalter erweitert hat.


Berlin: Außenminister Westerwelle hat sich am Nachmittag zu den UN-Sanktionen gegen das libysche Regime geäußert. Westerwelle sagte, kein Mitglied der Herrscher-Familie könne damit rechnen, davonzukommen. Wer Krieg gegen sein eigenes Volk führe, müsse strafrechtlich verfolgt werden. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hatte in der Nacht Strafmaßnahmen gegen das Gaddafi-Regime in Tripolis beschlossen. In Libyen selbst bildete die Opposition in der Stadt Bengasi eine Übergangsregierung. An ihrer Spitze steht der ehemalige Justizminister Dschalil. Nach seinen Angaben soll die Übergangsregierung drei Monate im Amt bleiben und dann durch eine gewählte Führung ersetzt werden."

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"Es ging also darum den faulen Plebejern das Brot wegzunehmen, sondern viel mehr den Superreichen ihre Latifundien, um diese an potentielle Bauern zu verteilen. Und genau dies versuchten ja viele Reformer immer wieder zu tun – allerdings mit sehr mäßigem Erfolg.
Herr Westerwelle und seine Klientelpartei sind meiner Ansicht nach nun wieder fleißig dabei dafür zu sorgen, dass die Reichen noch reicher werden und noch weniger Steuern bezahlen. Mehr kann man Geschichte kaum verdrehen."

Sidney Rome

Ich suche nach dem Namen einer Schauspielerin. Sidney? Portier? Das ist ein Schauspieler. OK. Und, siehe da, auch eine Schauspielerin inzwischen!

Sydney Tamiia Poitier
DEATH PROOF-Star in KNIGHT RIDER-Serie
Die Schauspielerin Sydney Poitier (Grindhouses „Death Proof”, „Veronica Mars”) ergatterte eine Rolle in dem zweistündigen Film zur Neuauflage von „Knight Rider“, der im Auftrag des amerikanischen TV-Senders NBC entsteht und als Pilotfilm einer möglichen TV-Serie über das sprechende Wunderauto dienen soll, berichtet The Hollywood Reporter.

Noch ein wenig suchen. Bilder, Assoziationen. Viel Nicole Kidman unter den Funden. Dann, endlich!


Jetzt haben wir's! Und wir haben auch das:

Sydne Rome heißt sie!

Alle Abgeordneten-Dissertationen prüfen?

Ich hab es im Radio gehört. Das musste ja so kommen, und ich darf sagen: Ich hab es vorausgesehen!

(das nur wg. eines Tippfehlers bisher PlagiPedi statt PlagiPedia heißt)

Hinweis: Der Name dieses Wikis ist gegenwärtig in Diskussion.

Entgegen anderslautenden Medienberichten ist dieses Wiki nicht von den Initiatoren des GuttenPlag Wikis, sondern als unabhängige Inititiative gestartet worden.
...
Nach dem großen Erfolg des GuttenPlag-Projektes ist vielen klar: Eine erfolgreiche politische Karriere unter einem akademischen Titel fußt nicht zwangsläufig auf ehrlicher Arbeit. Karl-Theodor zu Guttenberg hat eindrucksvoll gezeigt, dass der Wunsch nach einem akademischen Grad nicht immer mit korrekten wissenschaftlichen Mitteln erfüllt wird.
Lasst uns daher zusammenarbeiten und erst einmal grob überprüfen, ob es sich hierbei um einen bedauerlichen Einzelfall handelt, oder ob Herr Guttenberg in trauriger Gesellschaft weilt. Dieses Wiki soll die Bemühungen all jener organisieren, die das Ziel eines integren wissenschaftlichen Abschlusses von Persönlichkeiten überprüfen wollen, die in herausragenden verantwortungsvollen Positionen unserer Gesellschaft stehen.

Die Idee dahinter ist jedoch keinesfalls die Unterstellung, dass es sich bei den gelisteten Arbeiten um Plagiate handelt, sondern um den Versuch einer öffentlichen Besprechung. Ein Ideal-Ergebnis dieses Projektes wäre es, wenn alle überprüften Arbeiten wissenschaftlich korrekt entstanden sind.

Rechtschreibreform: abwägig

Nun ja, ich komme einfach nicht davon los! Was die Recht- schreibreform so alles nahelegt und produziert. Hier wieder so ein Fund!

"Meine Antwort bezog sich auf das Theme des Firefox und da scheint es eher abwägig, dass es sich um eine Datei handelt die mit einem Editor geöffnet werden muss."
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Und ich trage noch nach: "Das mit dem "Intelligent" klingt etwas zweidäutig: ist er ein Genie?"

Elisabeth Strökers Bild

Ich suche über Google nach einem Bild der verstorbenen Philosophin Elisabeth Ströker, und ich finde die Bilder -- vieler Buchumschläge.


Und das erste Bild, das Menschen zeigt, zeigt zwei -- Männer. Dazu ist die Seite auf Türkisch verfasst.

Bilim Kuramına Giriş, Elisabeth Ströker, çeviren; Doğan Özlem, İnkilap Yayınları.

Vikipedi 20. yüzyıl felsefesi // Resimleri Adorno, Horkheimer ve Habermas // 20. yüzyıl felsefesinde filozof portresi (Popowa, 1915) // Bu Bilgiyi Paylaş

Wieder einmal fällt auf, wie bildfeindlich die Wissenschaft oft immer noch ist. Man fühlt sich an den Islam und an das Zeitalter der Kaiserin Eirene erinnert.

Dienstag, 22. Februar 2011

Fußball: Kleine Bizzarerien

Wer hat denn nun das Tor geschossen, lieber Kicker?!

Ronaldo? Wirklich? Oder doch Benzema?

Urteil im Krimi-Prozess

Das wollte ich schon immer mal festhalten. Jetzt denke ich zufällig daran.

13.01.2003
Münsteraner Krimi-Posse
Wilsberg und der zornige Professor

Von Kristina Wahl

Weil er sich in einem Lokalkrimi verunglimpft fühlt, zieht ein Münsteraner Hochschullehrer vor Gericht. Aus Angst vor einem Karriereknick will er ein Verkaufsverbot des jüngsten Romans aus der "Wilsberg"-Reihe erstreiten. Der Krimi-Autor indes kann darüber nur lachen.



.Keine Verletzung der Persönlichkeitsrechte durch Übereinstimmung mit realen Orten und Personen

Das Landgericht Münster hat im Prozess des Privatdozenten Dr. Klaus Siewert gegen den Grafit Verlag und seinen Autor Jürgen Kehrer geurteilt: Eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte des Klägers durch den Krimi „Wilsberg und der tote Professor“ sei nicht gegeben.
Selbst wenn eine solche vorläge, sei die Tätigkeit von Autor und Verlag durch die Kunstfreiheit gerechtfertigt. Es sei der hier verwendeten Kunstgattung des Kriminalromans mit Lokalkolorit wesensimmanent, dass es gewisse Übereinstimmungen mit der Realität gebe. Mache man die Veröffentlichung und Verbreitung des Romans davon abhängig, dass keinerlei Übereinstimmung mit realen Orten und Persönlichkeiten erkennbar bleibe, nähme man der hier verwendeten Kunstgattung gerade ihr prägendes, wesenseigenes Merkmal. Eine derartige Untersagung liefe auf eine komplette Verdrängung der hier vorliegenden Kunstgattung hinaus und würde die Kunstfreiheit nicht nur einschränken, sondern eliminieren. (AZ 12 0 601/02) Ob der unterlegene Kläger Rechtsmittel einlegen wird, ist noch nicht bekannt.
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Mehr, für den Interessierten!

Montag, 21. Februar 2011

Dr. Westerwelle et al.

Steht als nächstes die Dissertation von Herrn Dr. Westerwelle auf dem Prüfstand? Und was, wenn dann alle Doctores ab dem Staatssekretär auf Landesebene gebrieft werden und wir plötzlich ohne Regierungen sind? Nur die Physikerin, Frau Dr. Merkel, wird keine geklauten Stellen im Text haben. Und wenn sich selbst da herausstellt, dass "Untersuchung des Mechanismus von Zerfalls- reaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden" in den USA schon abgehandelt worden war?

Fragen über Fragen! Man möchte aufstöhnen und sagen: Hättet ihr doch den Deckel auf dem Topf gelassen! Politik ist doch eh ein Dampfdruckkochtopf, und da ruckartig den Druck abzulassen -- das muss doch zu einem Unglück führen!

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Zwischendurch: Alle Beiträge mit dem Stichwort Plagiat in diesem Blog.

Samstag, 19. Februar 2011

Wenn sich die Leute prügeln wollen

... muss dann die Polizei das verhindern? Wie wäre es mit einer Lautsprecher-Verlautbarung: "Wer diese Linie überschreitet, der ist für sich selbst verantwortlich!"

Freitag, 18. Februar 2011

Plagiat 3: Begriffsverwirrung

Es scheint ein Problem zu geben mit dem Begriff 'Plagiat'. Manche -- auch der Herr Minister -- scheinen davon auszugehen, dass ein Plagiat dann vorliegt, wenn ein Text von A bis Z abgekupfert ist. Wenn also der eigene Name über einen fremden Text gesetzt wird. 

In der Wissenschaft ist das aber anders. In der Wissenschaft liegt ein Plagiat auch dann vor, wenn nur einige Stellen nicht ausgewiesen worden sind. Natürlich kann einer mal eine falsche Seitenzahl bei einem Zitat-Beleg setzen oder ein falsches Buch angeben, weil er einen falschen Zettel vor sich hatte. Aber dass man einen fremden Text in den eigenen Text wortwörtlich ohne Anführungszeichen und Beleg einfügt, das geschieht nicht versehentlich. Dann könnte einer auch versehentlich ein Auto bauen, obwohl er nur mit Metallteilen rumgespielt hat. 

Eine Vermutung, von der ich nicht gehört habe: dass zu Guttenberg einer Sekretärin einen Stapel Papier hingelegt hat, damit sie Angestrichenes abschreibt, und dass die Frau vergessen hat, die Stellen zu kennzeichnen. Das war nicht ihr expliziter Auftrag. Und dann hat er aus Abgeschriebenem, von dem er nicht mehr wusste, dass es gar nicht von ihm stammt, seine Doktorarbeit kompiliert.

Und was die Bayreuther Kommission auch prüfen sollte: Wieso man nicht standardmäßig vor Beginn einen Hinweisbogen bekommt, auf dem noch einmal steht, was auf keinen Fall sein darf. Denn, nicht vergessen: einen fremden Gedanken anzuführen, das ist nicht verboten! Wenn man nicht dauernd zitieren will, dann tut es eine Formulierung wie: 

Ich folge in den nächsten Abschnitten der Auffassung von XY, bes. S. 112 - 123. 

Und dann paraphrasiert man munter drauf los und schreibt die Sache "mit eigenen Worten" hin. So etwas gilt nicht als Makel, sondern  als Ausweis der Belesenheit, und das kann doch jeder, der halbwegs schreiben kann.

Plagiat 2: Die Rhetorik

Erst mal: ich habe nichts für und nichts gegen Herrn zu Guttenberg. Ich finde nicht, dass er eine Lichtgestalt ist. Dazu ist er mit zu glatt gegeelt und den Mund zieht er mir zu prätentiös zur Schnute. Aber sonst -- er macht seinen Job eigentlich ganz gut. Und ich weiß mich jederzeit in der Rolle des Schweins an der Eiche und vergesse das nicht.

Aus diesem Wissen heraus also: Des Herrn zu Guttenberg Rhetorik, gerade eben im Bayerischen Rundfunk zu hören -- da war der Herr zu Guttenberg doch blauäugig und unerfahren. Denn das Betonen, mehrfach, mit "..., ich betone, ..." usw. + Wiederholen des Halbsatzes, das hat eine vollkommen ungute Tradition im politischen Deutschland, und das immerhin hätte der Verteidigungs- minister wissen müssen.

Und hier ... Ach Gott, diese Idee verschiebe ich auf später.




Die Ehrenwort-Erklärung Barschels
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Nachtrag: Das mit dem Ehrenwort scheint im Falle des Ministers zu Guttenberg ja einer Eigenart der Bayreuther Promotionsordnung zu entspringen, wo am Ende von Dissertationen nicht einfach nur rechtsgültig erklärt wird, sondern auch noch ein Ehrenwort gegeben wird. Aber vielleicht hab ich da auch nur was falsch in der Zeitung gelesen. Ich weiß schon nicht mehr wo.

Das tötende Tier in dir

Im Bayerischen Rundfunk eine Sendung über ein Buch von dem israelischen Historiker Daniel Blatman. Wie normale Menschen am Ende des 2. Weltkriegs KZ-Flüchtlinge ermordet haben. Keine aufs Töten gedrillten Bestien, nicht einmal auf Himmlersche Menschenkälte fanatisierte SS-Männer. Fazit: Die richtige Zeit und Situation vorausgesetzt -- du wärst wahrscheinlich dabeigewesen!

Ein Fall wird genannt, den ich leicht im Internet finde. Wichtig dabei: Das waren 'normale Leute', die das mit dem Morden in Szene gesetzt haben. (Dass ich das so formuliere, ist kein Versehen: Es wurden ganz offenbar Aufführungen vor der "Volksgemeinschaft" veranstaltet.)

Neues Buch über Todesmärsche

Die letzten Tage des Dritten Reiches: Tausende KZ- Häftlinge schleppen sich durch deutsche Dörfer. Wer nicht weiter kann, wird erschossen. Doch es sind nicht nur SS oder Wehrmacht, die morden. Auch ganz normale deutsche Bürger jagen die Häftlinge. Diese Verbrechen beschreibt der israelische Historiker Daniel Blatman in seinem jüngsten Buch "Die Todesmärsche 1944/45".

Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune bei Gardelegen
→ Hauptartikel: Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune
Am 13. April 1945 wurden in der etwas außerhalb der Stadt gelegenen Isenschnibber Feldscheune 1016 KZ-Häftlinge ermordet. An der Bewachung und Ermordung waren KZ-Wachmannschaften, Luftwaffensoldaten und Angehörige des Reichsarbeitsdienst beteiligt. Der Hauptverantwortliche für den Massenmord war der NSDAP-Kreisleiter Gerhard Thiele, der zwar 1946 in der SBZ in Abwesenheit verurteilt wurde, aber in der späteren Bundesrepublik untertauchen konnte und 1994 als „unbescholtener Bürger“ unter dem Namen „Gerhard Lindemann“ in der Nähe von Bochum starb.

Donnerstag, 17. Februar 2011

Plagiat 1: Aus gegebenem Anlass...

Was für eine Formel, das da oben. Man muss sie sich auf der -- Zunge zergehen lassen. Auch das eine Formel.

Hübsch geklaut
Kölner Professorin muß um ihren Doktortitel fürchten Köln

Zur Zeit liegt Frau Professor krank zu Bett. Ihre Lehrveranstaltungen hat sie abgesagt, ihr Amt als Geschäftsführende Direktorin des Philosophischen Seminars an der Universität zu Köln gar nicht erst angetreten. Zum Auftakt des Wintersemesters kam es ans Tageslicht: Elisabeth Ströker, seit neunzehn Jahren ordentliche Professorin in Köln, soll „geklaut", abgeschrieben haben. Ihre Doktorarbeit, der Grundstein für ihre beachtliche Karriere, ist, so lautet der Vorwurf, ein - großenteils wörtliches - Plagiat. Und keiner hatte es gemerkt.

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Nachtrag: Und wenn unser Herr Verteidigungsminister nach Vorbildern für Abwehrstrategien sucht, dann könnte der hier fündig werden:

"In einem „Offenen Brief“ wurde die einseitige Berichterstattung gegen Frau Ströker als „unverantwortlich, unwürdig und unfair“ von über 100 Gelehrten zurückgewiesen. Zu den Unterzeichnern gehörten die Professoren [...] [umfangreiche Namensliste]. Die Unterzeichner „stützen sich in ihrer Beurteilung auf ihre zum Teil jahrzehntelange wissenschaftliche Kooperation mit Frau Prof. Dr. Ströker und sehen keinen Anlass, ihre Wertschätzung des Gesamtwerkes dieser wissenschaftlich bestens ausgewiesenen Kollegin ändern zu müssen. Sie verweisen auf einen Beschluss der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn zur Dissertation von Frau Ströker, der schon seit Monaten vorliegt und den Täuschungsvorwurf zurückweist."

Aber Vorsicht! Der Außenstehende fragt sich nämlich, vollkommen unbeeindruckt von der Namensliste, wie diese Menschen angesichts des Faktischen -- bei Ströker -- zu diesem Urteil kommen konnten. Und dass die Bonner sich damals drehten und wandten und dann was Faseriges konstatierten, macht die Sache noch nicht zum Beleg für Unschuld.

Nachtrag (05.09.2013): Dass jemand später große und anerkannte Leistungen vollbracht hat, mach ein früheres Vergehen ja nicht ungeschehen. Was, wenn man die Ärzte ohne Abitur und Examen hätte weitermachen lassen? Vielleicht wäre ein Nobelpreisträger aus ihren Reihen hervorgegangen. (Na gut, das wohl eher nicht.)

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[ Alle Einträge zum Fall Ströker in diesem Blog. ]

Hipstamania

Nun also das:

iPhone-Reporter gewinnt Fotografen-Preis

Der New-York-Times-Fotograf Damon Winter hat einen Preis gewonnen. Eigentlich ein Grund zur Freude. Trotzdem ruft die Auszeichung Kritiker auf den Plan. Denn Winter hat seine prämierte Fotoreportage “A Grunt’s Life” über die Arbeit des 2. Battalions der US-Infanterie nicht mit großen Equipment geschossen, sondern mit einem iPhone 4 und der App Hipstamatic. Unter Fotografen ist nun ein Streit darüber entbrannt, was Fotografen dürfen und ob ein Smartphone-Bild noch etwas mit Fotojournalismus zu tun hat."

Meine Antwort: Wie ein Bild technisch zustande kommt ist piepschnurzegal. Es zählt allein das Ergebnis. Oder muss man mit der Hasselblad und heute mit der -- ach, ich weiß nicht welcher Kamera fotografieren, um preiswürdig zu werden?

Was ist nur dran an diesem App Hipstamatic?

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Ok, der Link oben funktioniert nicht mehr. Ich lasse ihn trotzdem stehen. Aber natürlich -- wer sucht, der findet. Zum Beispiel hier. (03.10.2014)

Sprache, Witz und Tod

Ich komme nicht jeden Tag auf das Stichwort Zyankali. Hier war es mal wieder so weit, ein neues Bild des Zyankali-Schluckers Heinrich Himmler aufgetaucht sein soll. Und ein wenig herumschauen bringt dann Fragen über Fragen und auch einige Entdeckungen. Die zum Beispiel: dass Menschen sich instinktiv in Witzischkeit flüchten, um nicht fühlen zu müssen. Manchmal kommt dann tatsächlich was raus, was auch ich witzig finde. Beispiel, wenn aus einem fehlenden Spatium ein schönes konstruiertes Missverstehen wird:

Dicky Fox
hab mal 217-jährige gekannt, die sich das gebastelt und genommen haben. :(
Eine Sauerei. Bei so alten Leuten sollte es das auf Rezept geben.

Ausdrucksfehler: eine These

Feinheiten der Sprache. Meine These: Die Formulierung X ist genetisch bedingt verweist stets auf etwas Neutrales oder Negatives. Die von den Erbanlagen gesteuerten positiven Fähigkeiten müssen anders erfasst werden. Vergleichen wir diese Formulierung aus der Wikipedia .

"Nur etwa 20–50 % der Menschen sind – genetisch bedingt – in der Lage, den auf die Gefährlichkeit hinweisenden Bittermandelgeruch wahrzunehmen."

Gut, manche Leute haben eine bessere, speziellere Geruchswahrnehmung als andere. (Offen ist hier, ob diese Leute allgemein besser riechen können als andere oder ob sie speziell diesen Geruch wahrnehmen können, den andere nicht riechen können.) Dieses Besser würde ich nicht mit genetisch bedingt ansprechen. Ist nur so eine These.

Mittwoch, 16. Februar 2011

Zum Thema "Ägyptisches Museum"

Ja, wir waren vor zwei Jahren im Ägyptischen Museum. Die Erinnerung: Immer diese Selbstüberwachung, dass ja nicht post-kolonialistisch geurteilt werde, und die Gedanken dann doch nicht ganz runterschlucken können. ("Mein Gott, ein paar Putzkolonnen, das wär' was! Vor allem: mal die Fenster putzen. Und dann die Wände streichen. -- Die vielen Mumien in einem einzigen Saal! Der auch noch happig gesonderten Eintritt kostet. Für jede Mumie wäre ein eigener kleiner Saal richtig, um sie zu würdigen und die Umgebungsgeschichte zu erklären...")

Und jetzt nach den Demonstrationen -- die Tradition der Grabräuber lebt.

...18 Objekte fehlten.." -- "Das sind Objekte, die man sofort sieht." Da braucht man keine Datenbank. Heißt es in der Morgensendung von Bayern 2.

Nein, die Dinge gehören Ägypten. Aber in der Nähe der Pyramiden ist viel Wüste. Könnte das UNESCO-Kulturerbe nicht die Aufsicht über ein großes internationales Museum übernehmen? Und die reichen Nationen sollten spenden! Und es gäbe eine Bewachung durch relativ gut bezahlte ägyptische Elite-Soldaten.

Oder gehören die Dinge Ägypten doch nicht? Denn: Dass das heutige Ägypten das Erbe des antiken Ägypten beanspruchen kann -- das ist einfach und seltsam gedacht. Da ist viel Zeit dazwischen und viel Wandel. Weltkulturerbe, das ist das Stichwort.

Nur so eine Idee. Ein Weltmuseum hinter den Pyramiden...

Dienstag, 15. Februar 2011

Obsoleszenz

Eine kleine Unterhaltung, wie es sie in Foren halt so gibt:

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Ein Freund -- Geschäftsmann -- behauptet, er wisse verlässlich, dass große Hersteller eigene Abteilungen haben, deren Aufgabe es ist, die "Verfallszeit" der hergestellten Geräte zu "optimieren": Kaputt auf keinen Fall in der Garantiezeit, aber auch nicht zu lange nach Ablauf derselben. Wenn da was dran ist, dann hat diese Abteilung bei Siemens Küchengeräte in unserem Fall gute Arbeit geleistet. Nun denn -- unsere Spülmaschine Siemens SD 11 TT 1S

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Ich (Fachfrau) sage, dass dein Freund (Geschäftsmann) eine wahre Räuberpistole in die Welt setzt. Solche Hersteller wie Siemens, Bosch oder Miele trimmen ihre Geräte bestimmt nicht darauf, dass sie nach Ablauf der Garatiezeit kaputt gehen. Bei Miele kannst du inzwischen die Garantiezeit auf 10 Jahre verlängern und das nicht bei Kaufabschluss sondern innerhalb der 2-jährigen gesetzlichen Garantiezeit. Bei Siemens gibt es inzwischen etwas ähnliches. Würde dein Freund recht haben, würden sich die Firmen damit ja ruinieren.

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Nun gab es heute um 20:15 Uhr eine Sendung auf ARTE, der der Sache einen Namen gibt. Selbst die Wikipedia kennt die Sache gut: Obsoleszenz.



Heute gekauft und morgen schon Schrott? 
Wie unsere Wegwerfgesellschaft den Planeten verwüstet.

"Geplante Obsoleszenz" bedeutet in Wirtschaftssprech gezielter Verschleiß bzw. "Veralterung" eines Industrieprodukts. Ob Haushaltsgeräte, Drucker, Handys oder Modeartikel: Die Nutzungsdauer vieler Produkte ist kurz, weil die Hersteller dies so initiieren oder die Verbraucher Neues begehren - Wegwerfen statt Reparatur, Trendigeres muss her. Was unsere Wirtschaft anheizt, hat andernorts verheerende Folgen für die Umwelt. Gründlich recherchiert, liefert die Doku einen schonungslosen Blick auf die Konsum- und Wegwerfgesellschaft. Eine Diskussion folgt.
Themenabend: Die Wegwerfer || 21.30 | 75 Min. Wdh. am 18.2.

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Noch ein Nachtrag: "Also, ich wollte ja noch sagen, was aus der Sache [mit der kaputten Spülmaschine] geworden ist: Kundendienst kam. Ein schnöseliger junger Mann, dem kein persönliches Wort und schon gar kein Lächeln zu entlocken war, diagnostizierte: Es sei da ein Teil (Pumpe?) verdreckt und verstopft. Das Geschirr sei halt nicht ausreichend vorgereinigt worden... (Unterton: Ihr Schmutzfinken!) Meinen Hinweis, dass ich, der ich diese Spülmaschine in der Hauptsache bestücke, immer auf eine gute Vorreinigung geachtet hätte und dass die Kinder vielleicht mal -- aber wirklich selten, wenn wir nicht da waren -- vielleicht nicht so gut vorgereinigt hätten, nahm er nicht mehr zur Kenntnis. Genau so wenig wie meine Überlegung, dass die Vorsiebe eigentlich den groben Schmutz ja zurückhalten sollten. Wozu seien die denn da? Und wozu habe man eine Spülmaschine, wenn man ohnehin mit der Hand vorspülen muss.
Die Alternative, vor der ich stand: Das sei eine "vollintegrierte Maschine", und die koste neu so 850 Euro. Die Reparatur mit dem Ersatzteil 320. Ich habe reparieren lassen.
Dass bei der gleich, als 3 Jahre alten Mikrowelle der Motor für den Drehteller kaputt war, hat der Mechaniker nicht mehr zugunsten von Siemens begründen mögen oder können. Aber auch wieder: Gutes Stück. Neu 350 ungefähr. Ich habe dann auch gleich reparieren lassen. Neuer Motor. Kosten: 120 Euro.
Vielleicht ist es tatsächlich besser, gleich bei Miele mehr zu bezahlen...?"


Was Miele angeht: Vor zwei Tagen sagte mir jemand, dass sie eine Miele-Waschmaschine wegen "hält viel länger als andere Fabrikate" gekauft habe. Ergebnis: Nach drei Monaten Pumpe kaputt. Was soll's. Life is trouble, only death is not!

Sprache: 17jähriger Familienvater

Untersuche einmal die Attribute, die bei Verbrechen Opfern und vor allem Tätern beigegeben werden! 

Ein Ermordeter wird zum "17jährigen Familienvater" (BR2; ich habe es in den Nachrichten gehört, im Internet aber nicht so gefunden), "sie stammen aus einer Großfamilie". 

Wann wird schon so etwas mitgeteilt? Darf man einen 17jährigen, verheiratet, 1 Kind, wirklich einen Familienvater nennen? Großfamilien -- gibt es die noch ein Deutschland? Oder geht es um eine Sippe des fahrenden Volks? Und der Mörder? Ist er ein Hesse ohne Migrationshintergrund oder mit?

Das politisch korrekte Herumreden um den lauwarmen Brei halt. Ein Raster der vernünftigen Attribute sollte her.

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Nachtrag:

Es war ein schneller Erfolg der Ermittler: Nach der Ermordung eines 17-Jährigen bei einem fingierten Autokauf in Fulda am Freitag, nahm die Polizei am Montag gegen 20 Uhr den mutmaßlichen Mörder in Frielendorf-Verna fest.

Ein 38-jähriger Arbeitsloser aus dem mittelhessischen Grünberg soll die tödlichen Schüsse auf den Münchner abgegeben haben. Bei einer großangelegten Aktion eines Einsatzkommandos schlugen die Beamten zu, als der Tatverdächtige mit seiner 30-jährigen Freundin eine Geburtstagsfeier verließ.

Bislang hätten die beiden Verdächtigen aber noch kein Geständnis abgelegt, berichteten die Ermittler. Der mutmaßliche Täter ist der Polizei bereits wegen anderer Delikte bekannt.

Die Maßstäbe der Kulturen

Ich bin erst durch den SPIEGEL von gestern auf diese so eigenartige wie bedenkenswerte Geschichte gestoßen. Die Frage ist: Was macht man, wenn der wahre Bericht über Untaten nach dem Maßstäben einer bestimmten Kultur nicht öffentlich gemacht werden darf? Was gilt dann? "Der westliche Wert" oder der Wert des Ursprungslands? Was sagen da geübte Kulturrelativisten?


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20.12.2003 AFGHANISTAN
Ihlau, Olaf: Blutendes Herz
Der Bestseller einer Norwegerin über eine Familie in Kabul sorgt mit intimen Details für Empörung in dem islamischen Land.
Grollend hockt Schah Mohammed Rais zwischen den Bücherbergen seines kalten Ladens im Hotel Interconti von Kabul und hadert mit den Zeitläuften. Ein Bestseller hat seine Familie zwar international bekannt gemacht, ihm bei seinen afghanischen Landsleuten aber "Schande bereitet".

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Bericht vom 28.07.2010
REINHARD WOLFF: Dichtung und Wahrheit aus Kabul
NORWEGEN Die Bestsellerautorin und Journalistin Åsne Seierstad muss wegen ihres Buches "Buchhändler aus Kabul" Schadenersatz zahlen. Ein weibliches Familienmitglied fühlt sich zutiefst in seiner Ehre gekränkt
(TAZ)

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Die Sache ist offenbar nicht so gerichtlich ausgestanden, wie die taz seinerzeit gemeint hat.

SPIEGEL Heft 7/2011 vom 14.02.2011, S. 96ff.
Katja Thimm: Hi and Salam alaikum
Vier Monate lang wohnte eine Journalistin aus Oslo bei einem Buchhändler in Kabul. Sie schrieb einen Bestseller über das Innenleben der Familie, das sie als unerträglich rückständig empfand. Der Mann fühlt sich verraten. Nun entscheiden Gerichte im Streit zweier Kulturen

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Bald litt sie mit den Frauen, die ihr nur im Hamam befreit erschienen. Immer stärker roch sie die beklemmenden ranzigen Küchendüfte, immer häufiger erfuhr sie von gräulichen Familiengeschichten. Wandelbar wie ein Chamäleon erschien ihr dieser Mann, der in seinem Laden die Toleranz verkörperte und zu Hause Kinder, zwei Ehefrauen und eine Vielzahl abhängiger Verwandter tyrannisierte. Statt seiner jungen Schwester den Schulbesuch zu ermöglichen, beutete er sie im Haushalt aus. Er nahm eine Siebzehnjährige zur Zweitfrau, weil die erste Gattin alt wurde. Wie ein Stein, in Todesangst gelähmt, wirkte das junge Mädchen bei der Brautwerbung, es wusste, dass es den Mann nicht wollte. Jedenfalls sah Åsne Seierstad all das nun so.
Und auch von entsetzlichen Verbrechen erfuhr sie während dieser Zeit. Eine Schwägerin der ersten Frau war von ihren Brüdern mit einem Kissen erstickt worden, weil sie ihrem Mann untreu gewesen war. Der älteste Sohn war Zeuge, als ein Bekannter in der Abseite eines Ladens eine Bettlerin vergewaltigte. Eine befreundete Nachbarin verlor nach einem Rendezvous auf einer Parkbank beinahe ihr Leben. "Sie liegt eingeschlossen in einem Hinterzimmer. Blutergüsse im Gesicht und geschwollene rote Striemen auf dem Rücken", schrieb Åsne Seierstad, als sie ihre Notizen schließlich zusammenfügte.
...
"Ich billige diese Dinge auch nicht", sagt der Mann auf dem geblümten Sofa im Landlord Hotel. "Aber bei uns spricht man unter keinen Umständen über so etwas."
Nach seinem Verständnis vom richtigen Leben hat die Norwegerin ein unbedingtes Tabu gebrochen. Sie hat die Streitigkeiten und die Sexualität einer Familie preisgegeben. "Und", sagt er, es ist vielleicht sein schlimmster Vorwurf, "sie hat meine Gastfreundschaft missbraucht." Gastfreundschaft zählt zu den wichtigsten Prinzipien des Paschtunwali: Für Shah Muhammad Rais ist es unvorstellbar, jemanden abzuweisen - doch umgekehrt darf ein Gast dem Gastgeber unter keinen Umständen schaden. Aber wie soll ein norwegischer Richter darüber urteilen?

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Und, im selben SPIEGEL-Heft, auf S. 79:
AFGHANISTAN - Kampf dem Knabenspiel
Präsident Hamid Karzai hat versprochen, die Rekrutierung von Jungen für Polizei und Armee künftig zu verhindern - und damit den sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Vorgesetzte zu stoppen. In letzter Zeit waren wieder mehr junge Afghanen - teilweise gerade mal neun Jahre alt - mit falschen Papieren in die Dienste eingeschleust worden, um so die Zahl der Polizisten und Soldaten zu erhöhen und der westlichen Forderung nach Ausbau der nationalen Sicherheitskräfte zu genügen. In Wirklichkeit werden die Knaben als Sex-Sklaven beim sogenannten Bacha Bazi eingesetzt, einer Tradition in weiten Teilen des Landes, die übersetzt so viel wie "Knabenspiel" heißt: Dabei müssen die Jungen vor älteren Kommandeuren tanzen; die Vorgesetzten nehmen die Kinder dann mit nach Hause und missbrauchen sie. Die Familien der Jungen akzeptieren dies oft, weil sie sich bessere Karrierechancen für ihre Söhne erhoffen.

Hätte man gedacht, dass in einem durch und durch muslimisch geprägten Land die sexuelle Ausbeutung von Knaben eine sozusagen altgriechische und zugleich katholische Tradition besitzt? Darüber darf man dann auch nicht sprechen?

Montag, 14. Februar 2011

Monica Lierhaus -- das neue Honorar

Manchmal stellen andere gleich die Fragen, die man sich bei Zeitungslektüre gerade auch gestellt hat.


Ist es verwerflich, wenn man 450 000 Euro Honorar für Frau Lierhaus für sehr hoch hält? 


[...] Sie könnten aber auch darauf hinweisen, dass Monica Lierhaus ein Star war. Und für Stars gibt es Marktpreise. Man denke nur an Harald Schmidt und Anne Will. Niemand neidet ihnen die fantastischen Gagen. Und das gilt erst recht, angesichts ihres schweren Schicksals, für Frau Lierhaus. Jeder gönnt ihr die 450 000 Euro.Aber beim Stichwort Marktpreise muss man sich doch fragen: Was ist das für ein Markt? Bei der Fernsehlotterie "Ein Platz an der Sonne" geht es um Wohltätigkeit. Es geht um die gute Sache einer öffentlich-rechtlichen Anstalt. Und das sind zwei gute Gründe, die Frage nach der Angemessenheit des Honorars zu stellen.Die ARD ist gebührenfinanziert, das heißt: Sie zahlt mit unserem Geld. Und zum anderen sollte das Engagement bei einer wohltätigen Aktion kostenlos sein. Hans Rosenthal, Günther Pfitzmann und Dieter Thomas Heck haben in den 60er-Jahren als Botschafter der ARD-Fernsehlotterie ganz selbstverständlich auf eine Gage verzichtet.So muss man den ARD-Verantwortlichen sagen: Es war gut gemeint, aber schlecht gemacht. Wo es um Wohltätigkeit geht, sollte Geld nur an die Bedürftigen fließen. Wer sich für die gute Sache engagiert, wird mit einer ganz anderen Währung bezahlt, nämlich mit Ansehen und Aufmerksamkeit.

Gegenüber der Million, die einst vor der Krankheit im Gespräch war, sind 450.000 natürlich nur knapp 50%. Auf der anderen Seite: Für dieses neue Geld muss ein ein Dachdecker auch noch ziemlich lang arbeiten...

Selbstgerechtigkeit, politische

In der politischen Grundsatzdiskussion gibt es immer den Punkt, an dem man die Kritiker fragen muss: "Wie hätten Sie's denn gern?" Und dann muss man hinzufügen: "Aber konkret bitte! Wirklich konkret!"

Der Anlass dieser Einlassung: Der "erfahrener Benutzer" dirsch postet im SPIEGEL-Forum:

"west-problem
Das größte Problem hat wahrscheinlich der Westen. Da wird stets und ständig Demokratie propagiert und Freiheit - wenn es aber (besser?) passt, wird eben auch mal ein Diktator gestützt. Eine Ausrede wird man schon finden ("sorgt für Stabilität", "gewährleistet Ordnung") auch wenn man damit wohl oft meint, dass der Zugriff auf Rohstoffe gewährleistet ist oder eine Absatzmarkt für irgendwas... Wasser predigen und Wein trinken... Wenn dann eine Bevölkerung die Sache selbst in die Hand nimmt, dann ist man im Westen plötzlich sprachlos und eier nur noch rum.

Damit ist der Westen in der arabischen Welt wahrscheinlich recht unglaubwürdig (geworden) und im Prinzip wag ich mal die Vermutung, dass so etwas erst recht Tür und Tor für Extremisten aller Art öffnet."

Nun muss man fragen -- nachdem der Schreiber dieser Zeilen ja wahrscheinlich nicht auf den Kleinen Antillen, sondern in Deutschland lebt, warum er in der doch relativ freien Gesellschaft, in der wir hier so sind, nichts unternimmt, um den Zustand, den er kritisiert zu ändern. Denn solang bei jeder sich bietenden Gelegenheit "der Westen" oder "unsere Politiker" angeführt werden und es beim bloßen Gejammere bleibt, ist da natürlich auch und erst recht das Herumgeeiere der Kritiker zu konstatieren. Und auch das oben -- nicht so ganz passend -- eingeführte Wasser predigen und Wein trinken lässt sich trefflich anführen: Unsere gutmenschlichen Kritiker in den entsprechenden Foren genießen sehr wohl die angenehmen Zustände, die durch knallharte, oft tatsächlich verbogene Intressenpolitik der Außenpolitik herbeigeführt und erhalten wird. Sie haben die Autos, die mit dem Benzin fahren, das durch Diktatorenunterstützung gesichert wird. (OK, das passt jetzt hier nicht so ganz, weil Ägypten kein Erdöl hat. Aber der Friedensvertrag mit Israel ist indirekt natürlich auch Erdöl-Sicherung.) Klagen und sich gut und besser fühlen als die Politiker, das ist halt so unglaublich angenehm für's eigene demokratische Wohlgefühl.

Es gelten ein paar alte Sprüche, und die gelten für immer, liebe West-Kritiker:

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!
Man tut es selbst und klagt nicht ein, dass andere und im Zweifelsfall "die Politiker" gefälligst das Gute, das einem so vorschwebt, tun müssten!

Die Grundhaltung 'Wasch mir den Pelz, aber mach nicht nicht nass!' ist bequem und selbstgerecht.
Die Frage heißt also immer: Was schlägst du vor? Und warum trittst du nicht mit Konsequenz, z. B. durch Arbeit in der Öffentlichkeit, für deinen Standpunkt ein? Weil du zwar gerne anklagend herumschwadronierst, aber Angst hast vor der Kleinarbeit, die getan werden muss, wenn man etwas politisch verändern will? Ist es vielleicht das?

Jedes Land hat die Politiker, die es verdient! 
Das ist ein politisches Axiom. Natürlich gibt es im Land immer die Guten. Die gab es auch im Januar 1933 in Deutschland. Aber wenn die Guten zu schwach oder zu untätig oder am Ende gar -- horribile dictu! -- zu dumm sind für politische Tagesgeschäft und für die politische Theorie, die wirkt, dann kommen die Halbguten, die Interessenpolitiker, oder, wenn' ganz blöd zugeht, dann kommen auch mal die wirklich Bösen an die Macht.

Sonntag, 13. Februar 2011

Lücke im Wortfeld: Präsidenten und Gelder-Umleitung

Ich übertrage noch einmal einen Wikipedia-Diskussionsbeitrag:

Im Moment gehen Meldungen um wie "Schweiz blockiert Gelder von Mubarak und seiner Familie". Nun scheinen mir Begriffe wie Bestechung / Korruption nicht sinnvoll, wenn es darum geht, dass Leute an der Spitze eines Staates große Mengen eingehender Gelder (wahrscheinlich auch der Entwicklungshilfe) auf ihre privaten Konten umleiten. Genauer: umleiten lassen. Denn es ist kaum anzunehmen, dass z. B. Mubarak selbst am Wochenende die Buchhaltung frisiert hat.Die Verweise im Artikel treffen diesen Sachverhalt, wie ich finde, allesamt nicht: Abrechnungsbetrug, Kick-back, Schwacher Staat, Lobbyismus, Kamarilla, usw. Wie sollte man diesen Sachverhalt nennen? Wie muss man sich, rein technisch, diese Vorgehensweise vorstellen? Gibt es da Literatur, die diese Art der "Privatvermögen-Schaffung durch politische Macht" erklärt? -- Könnte man diesen Punkt noch in dem Artikel, ev. als Verweis, unterbringen? Oder hab ich einfach was übersehen?

Nachtrag (18.04.2011): Weil ich gerade mal wieder vorbeischaue: Da schheint es tatsächlich eine Bezeichnungslücke zu geben. Ich werde mich also anderweitig umhören. 13.04.2011

Nachrichten im Radio: versteckte Peinlichkeiten

Radio Charivari meldet eben: "... Der Mann soll seine Frau mit einem Stock und einem Messer getötet haben. Und jetzt zum Sport: ..."

Was doch alles leicht peinlich klingen kann! Denn: "Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Raume stoßen sich die Sachen." Oder so ähnlich.

Rendezvous mit Joe Black: Rolle der Filmkritiker?

Zur Diskussion in der Wikipedia habe ich gestern sehr spät (oder heute: sehr früh) festgehalten:

Aus dem Artikel:

"James Berardinelli schrieb auf ReelViews, der Film sei der bis dahin längste Film des Jahres 1998. Er sei besonders langatmig (tedious) und bombastisch. Die Chemie zwischen Brad Pitt und Claire Forlani stimme nicht.
Dagegen meinte der film-dienst: „Das Thema aus der alten Hollywood-Komödie ‚Death Takes a Holiday‘ (1934) von Mitchell Leisen verwandelt sich zu einer bedächtigen und behutsamen Meditation über das langsame Sich-Öffnen der Menschen im Angesicht des Todes. Dabei scheut der Film nicht davor zurück, Gefühlen und Gemütsbewegungen breiten Raum zu lassen. Das Ergebnis ist ein Werk, das heutzutage üblich gewordener Sensationalisierung mit leisen, oft geradezu konventionellen Mitteln entgegenzusteuern versucht. Abgesehen von dem oft überforderten Brad Pitt sind die hervorragenden Darsteller eine verläßliche Stütze, die den Film davor bewahren, einer gelegentlich spürbaren Überbelastung des Stoffes zu erliegen.“

Ich habe den Film jetzt zum dritten Mal gesehen, und es stellt sich mir nun schon die Frage, welche Rolle man selbstherrlichen Filmkritikern in Wikipedia-Artikeln einräumen soll, zumal natürlich bei geschätzt 2000 relevanten Kritiken, die zu Filmen wie diesem weltweit geschrieben werden, die Auswahl prinzipiell willkürlich bleiben muss. Ich persönlich finde an diesem Film nun so rein gar nichts langatmig; ein solches Thema kann man halt schlecht als Actionfilm präsentieren, und wer Actionfilme sehen möchte, soll sich halt Actionfilme anschauen und nicht verquer herumschwadronieren. Die "Chemie zwischen Brad Pitt und Claire Forlani" ist meiner Meinung nach überragend, und außer dem erstaunlich guten bis hervorragenden Brad Pitt könnte ich mir gar keinen anderen Schauspieler in dieser Rolle vorstellen. Und wer als Kritiker Sätze fabriziert, die Stellen enthalten wie "... sind die hervorragenden Darsteller eine verläßliche Stütze, die den Film davor bewahren, einer gelegentlich spürbaren Überbelastung des Stoffes zu erliegen", der sollte erst mal sein Stilvermögen überprüfen lassen, bevor er weiter dem Gewerbe des Filmkritikers nachgeht. So what?

Freitag, 11. Februar 2011

Monica Lierhaus und der Wortschatz

Fast hätte ich vergessen, dieses Wort festzuhalten. Ich hatte es mir doch bei der SZ-Lektüre bereitgelegt. säfteln -- nie gehört. Scheint aber eine Lücke im Kritik- und Beleidungswortschatz zu füllen, so in der Gegend von schleimen und schwadronieren.

[ Weitere Funde für säfteln. ]

Jetzt also hat mich die TAZ wieder dran erinnert, indem sie in ihrem Blog die SZ zitiert.

Monica Lierhaus wurde jetzt im ZDF ausgestellt. Zwei Tage später säftelte “Tagesschau”-Chefredakteur Kai Gniffke in einem Blog: “In ihrem Blick war die unprätentiöse Freundlichkeit, die ich schon seit Jahren an dieser Frau schätze.” Von ARD und ZDF ist wenig zu erwarten. Unser öffentlich-rechtliches Fernsehen ist so mittelmäßig, wie es ist, weil die Politik es exakt so will. Nur eins könnten die Anstalten ausnahmsweise tun, und sei es für einen kurzen und nicht ganz so geilen Moment: sich schämen.”
(Alexander Gorkow in der Süddeutschen Zeitung über jenen Monica Lierhaus’ Auftritt in der ZDF-Show Die Goldene Kamera)

Donnerstag, 10. Februar 2011

Seine eklige Zunge

Und ich dachte immer, der schwule Schiri, den die Kinder auf Youtube rauf und runter zeigen, sei ein dümmliches Fake. Und jetzt dass. Die Welt, sie ist komplett aus den Fugen.


Kempter: „Amerell steckte seine eklige Zunge in meinen Mund“

Die Schlammschlacht zwischen Schiedsrichter Michael Kempter und Ex-Obmann Manfred Amerell geht in die nächste Runde.

Der 1. Prozess-Tag vor dem Landgericht Hechingen blieb ohne Ergebnis, die Entscheidung wurde auf den 18. April vertagt. Amerell fordert vom Ex-Referee 150.000 Euro Schadenersatz wegen Verleumdung. Der 63-Jährige behauptet, dass die Beziehung zwischen ihm und dem 28-Jährigen „einvernehmlich“ war. Kempter wirft hingegen seinem ehemaligen Mentor sexuelle Belästigung vor.


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Nachtrag, als ich das noch einmal lese, für die Beweisaufnahme (13:03.2011): Da ist also ein junger kräftiger Mann, und ein älterer belästigt ihn. Könnte sich der jüngere der Belästigung nicht einfach -- so rein körperkraftmäßig -- erwehren? Oder waren da doch Karrieregedanken? Ja, schon gut. Wo gibt es die nicht. Aber trotzdem.

Vivian Maier (Fotografin)

Ich komm grad nicht nach Hamburg, aber diese Bilder der zu ihren Lebzeiten vollkommen unbekannten Fotografin Vivian Maier würden mich sehr interessieren!

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Fotografie
Der Schatz im Pappkarton


Fotos vom Kindermädchen: Vor vier Jahren erstand John Maloof für 400 Euro einen unauffälligen Pappkarton. Darin fand er das Lebenswerk einer der besten Straßenfotografinnen der Welt.

Der Schatz lag in einem unauffälligen Pappkarton. Den hatte John Maloof vor vier Jahren bei einem kleinen Chicagoer Auktionshaus entdeckt. Der damals 26-jährige Immobilienmakler erhoffte sich von den Negativen, die er darin erspähte, ein paar alte Fotos für das Buch über sein Stadtviertel, an dem er gerade arbeitete.

Laura Weissmüller SZ vom 28.1.2011

Alle Bilder aus der Ausstellung "Twinkle, twinkle, little star..." 28. Januar bis 28. April 2011, Galerie Hilaneh von Kories in Hamburg.

Mittwoch, 9. Februar 2011

H&M -- Das Urteil

Ein Satz aus der WELT Online, von heute, gemacht wie für's linguistische Proseminar:


HECKHOFF UND MICHALSKI

AACHENER AUSBRECHER KOMMEN WOHL NIE MEHR FREI

SIE SIND ZWAR KEINE "ZOMBIES", WIE DAS GERICHT FESTSTELLTE. DENNOCH VERHÄNGTE ES FÜR DIE AACHENER AUSBRECHER SICHERUNGSVERWAHRUNG.

Hat das Gericht festgestellt, dass die beiden Zombies sind, in Wahrheit sind sie es nicht? Oder sind H. und M. keine Zombies, und das hat das Gericht denn auch festgestellt?

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Und weil wir schon mal dabei sind, noch ein Wort zu deutschen Gerichten und Verfahrensdauer-Prognosen. So stand im FOCUS, am Donnerstag, den 20. Mai 2010:

Heckhoff war am vierten Tag der Flucht in Mülheim an der Ruhr gefasst worden, sein Komplize Michalski zwei Tage später auf einem Fahrrad in Schermbeck am Niederrhein. Im Prozess wird den beiden Schwerverbrechern Menschenraub, Erpressung und Geiselnahme zur Last gelegt. Der mitangeklagte JVA-Bedienstete muss sich unter anderem wegen Gefangenenbefreiung und Bestechlichkeit und Beihilfe zum Raub verantworten. 17 Verhandlungstage sind angesetzt, das Urteil soll Mitte Juli verkündet werden.

Die erste Nackt-Köchin

Irgendwann, so stand immer zu befürchten, würde es soweit sein. Nun also! Und nicht in RTL2? Nein, in China, dem Land der Prüden und der sozialistischen Emanzipation. Das tut uns aber wundern! Wow!

FLORA CHEUNG
08. Februar 2011, B.Z.
Eine nackte Köchin in China soll den Männern im Land die Arbeit am Herd näher bringen.

In China soll eine Nackt-Köchin die Männer für die Arbeit hinter dem Herd begeistern

Koch-Star Jamie Oliver ist zwar offiziell der "Naked Chef", bleibt dabei aber voll bekleidet. Anders macht es Flora Cheung (26), die bei ihrer Kochshow im chinesischen Fernsehen die Hüllen fallen lässt.

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Nachtrag: 22.03.2015 -- Sieh da. Dieser Post wird aufgerufen, heute. Weil offenbar eine andere Nacktköchin nachgerückt ist?

Ja, ich hab nachgesehen! BILD meldet es natürlich!

Diese nackte Köchin erobert das Internet! | San Isidro (Argentinien) – Die Video-Kochkurse von Jenn (24) aus San Isidro sind DER Renner im Netz. Laut „New York Daily News“ wurde ihr spanisch-sprachiger YouTube-Channel „A Fuego Máximo“ (dt.: Maximales Feuer) in nur einer Woche von 23 000 Usern abonniert. Ihre Videos wurde/n seit dem 10. März mehr als eine halbe Million Mal angeschaut.

Na wer sagt's denn! Sex sells forever!

Also, Männer, nix wie ran an -- den Herd!

Doku Umarow, der Selbsternannte

Hier, in diesem Blog, war schon des öfteren von der formelhaften Anwendung des Attributs selbsternannt die Rede. Jetzt ist wieder ein Selbsternannter aufgetaucht. Doku Umarow heißt er.

Terroristenführer brüstet sich mit Moskau-Anschlag
08. Februar 2011, 18:12

Der selbsternannte Emir des Kaukasus, Doku Umarow, bekennt sich zum Moskauer Anschlag und warnt Russland in einem Video vor weiteren Attentaten.

Zweifel an seiner Autorität Doku Umarows, des selbsternannten "Emir des Kaukasus"
Der tschetschenische Extremist Doku Umarow will für den Anschlag auf den Moskauer Flughafen verantwortlich sein. Nach der Spaltung der Rebellengruppen gibt es jedoch Zweifel an seiner Autorität.

Was für ein Quatsch, das mit der Kritik am Selbsternannt-Status. In einer archaischen Gruppe, wie glaubt denn der westliche Denker, wird da einer zum Anführer? Indem eine freie und geheime Wahl angesetzt wird?! So geht das noch nicht einmal in CDU- und SPD-Ortsvereinen. Einer führt das große Wort, und die anderen nehmen ihn ernst. Es geht um eine natürliche Autorität nach -- und das ist entscheidend -- Maßstäben der Gruppe oder Partei. Wenn Sie ihn nicht mehr wollen, müssen sie putschen, die Mitglieder der Partei oder Gruppe. Das ist dann nicht so ganz einfach. Ja, es ist sogar ausnehmend schwierig. Nehmen wir ruhig einmal das passende Beispiel: wie in der CDU, als man den alten Kohl loswerden wollte. Da braucht es dann eine Angela la Pucelle de la République démocratique allemande Merkel. 

Montag, 7. Februar 2011

Diskriminierung

Ich empfehle als Lektüre:

07.02.2011
Promi-Apartmenthaus in New York

Von Marc Pitzke, New York

Geld ist nicht alles. Das spürt auch der schwarze New Yorker Investmentmanager Buddy Fletcher, der im berühmten Apart- menthaus Dakota am Central Park wohnt. Er fühlt sich von seinen Nachbarn diskriminiert - und schlägt zurück. Manhattan ist gebannt vom pikanten VIP-Zank.

Monica Lierhaus, das Phänomen

Ich lese heute in der SZ, dass ausgerechnet auf der Springer-Veranstaltung am Samstag Monica L. ihrem Freund einen Heiratsantrag gemacht hat. Ausgerechnet: weil Monica L. bzw. ihre Anwälte doch so sehr dagegen war, dass die "Springer-Presse", allen voran die BILD über ihr Kranksein berichtet hat. Und dann schaue ich auf meinen Score und bin baff: Nach der Sendung habe ich -- für meine bescheiden-zurückgezogenen Verhältnisse -- einen Spitzenwert an Seitenaufrufen.
Was ist nur an dieser Frau, dass sie so sehr im Gedächtnis bleibt und neugierig macht? Gesetze der Mediengesellschaft, hinter denen wir herspüren müssen, wollen wir die deutsche Gesellschaft von mal eben heute verstehen wollen.

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Nun fühlt sich -- als Dank sozusagen -- BILD aber verpflichtet, auch weiterhin über Monica L. und die Hintergründe aufzuklären!

Und hier wieder: Alles zu Monica L. in diesem Blog!

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NACHTRAG: Erst heute, Do 10.02.2011, habe ich mir den Auftritt von Monica Lierhaus angesehen. Wenn man sie im Damals sieht, im Minirock, und dann so unglaublich unsicher gehend, im blassblauen Matronenkleid... Sic transit gloria mundi. Am Ende also doch: Mitleid.

George W. Bush -- der große Präsident?

Mubarak, so heißt es, achtet auf sein womögliches Bild in der Geschichte. Er wolle als großer Präsident in Erinnerung bleiben. Dazu die Frage: Welcher Politiker der letzten 500 Jahre wurde von der Nachwelt am meisten umgedeutet, vom Guten zum Bösen und umgekehrt? Oder: Hat George W. Bush die Chance, in Zukunft irgendwann einmal als großer, positiver US-Präsident dazustehen? Bei Ronald Reagan ist das ja, scheint es, der Fall. Dazu nun das, vom SPIEGEL:


Bush glaubte an die Demokratisierung der islamischen Welt
Es war, so schmerzlich dies auch für den einen oder anderen sein mag, der verhasste George W. Bush, der an die Demokratisierung der islamischen Welt glaubte und sich dafür den Hohn und Spott der gesammelten Linken einhandelte.

Ohne auch nur einen Muslim näher zu kennen, wussten alle gleich, warum sich das Modell westlicher Demokratien nicht auf eine rückständige Gesellschaft wie den Irak übertragen lasse und der neokonservative Glaube an den universalen Drang nach Freiheit und Fortschritt naiver Unsinn sei. Möglicherweise hatten die Kritiker sogar recht, wenn auch aus den falschen Gründen. Für viele Menschen scheint die Aussicht auf Stabilität und Ordnung mindestens so wichtig zu sein.

Sonntag, 6. Februar 2011

Versandkosten bei benjaminbeckmann27

Für das Fondue vergessen: die Brennpaste. Tankstelle: Sicherheitsbrennpaste Styx, 3 x 80 g, Euro 4,99. Ist das nicht ein wenig viel? Was kostet das denn bei Amazon bzw. einem, der über Amazon verkauft? Wow! 2,70 Euro!

Ja, gleich 3 Packungen bestellen. Bei

benjaminbeckmann27

Blick auf Versandkosten -- ich sehe nichts. Zur Kasse gehen. So, aber jetzt kommt's.


Ist es nun Nepp oder nur ein dummdreister Versuch, einen, der nicht aufpasst, über's Ohr zu hauen?

Freitag, 4. Februar 2011

Karrieristen

Immer wieder: Die Gesllschaft der Karrieristen, die sich zur "Karriere" bekennen. Dabei ist es doch immer wie in der Bundesliga. Wenn Dortmund, dann Schalke, dann Mönchengladbach. Einer ist immer der Looser ...

Aber natürlich macht auch der SPIEGEL mit beim großen Spiel: Elevator Pitch. Oder doch am Ende:

Elevator Bitch?

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04.02.2011
Studenten beim "Elevator Pitch"
Lifting für die Karriere
Von Daniel Kastner

Stell dir vor, du triffst deinen Chef im Fahrstuhl und hast nur wenige Augenblicke, ihn von deiner Idee zu überzeugen. In Leipzig wetteifern Studenten und Jungunternehmer beim "Elevator Pitch", wer der beste Lift-Laberer ist - und hoffen auf Geldgeber und einen Karriereschub.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Ägypten -- Wo ist das gelobte Land?

Was hat man davon, wenn Leute das, was man selbst denkt, schon gesagt und gut gesagt haben, wenn der Inhalt des Gesagten aber zutiefst deprimierend ist? Man hat nichts davon.

Dschavad Salehi-Isfahani, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Virginia, sagt eine "programmierte Enttäuschung" der revoltierenden Jugend voraus. "Die Protestler glauben, dass die jetzt erkämpfte Meinungsfreiheit ihre Chancen am Arbeitsmarkt verbessern wird", so Salehi-Isfahani. Doch das sei ein Trugschluss. "Ich habe größte Sorge, dass die jungen Araber sich von der Demokratie abwenden, sobald sie merken, dass man freie Wahlen nicht essen kann."

Mögliche Folge: Populisten oder religiöse Fanatiker könnten enormen Zulauf bekommen. Besonders hoch ist die Wahrscheinlichkeit dafür im Jemen: "Für den Jemen kommt jede Hilfe zu spät. Der Staat ist dabei, zu zerfallen", sagt Assaad. Schuld daran sei vor allem die auswegslose wirtschaftliche Lage des Landes. Denn der Jemen stehe vor einem Zwillingsproblem, so Assaad: Einerseits keine Rohstoffe, kaum Wasser und kaum Ackerland, andererseits eine extrem schlecht ausgebildete Bevölkerung. "Ziemlich hoffnungslos", lautet Assaads Fazit.

MALWARE: Uploaded.to

Auf der Suche nach Android-Apps für das Archos 101. Eine Forumseite mit Link. Dort Angebot zum kostenlosen Download. Während des Downloads darf man auf einer Werbeseite surfen. Heißt es da. Großzügig! Und: Wie lange der Download wohl dauert?

Dann schlägt der Virenwarner an: 

MALWARE!
http://uploaded.to/file/v8qq18

Was ist das überhaupt für eine URL? .to?

Wieder mal: ein Gefühl leichter Übelkeit angesichts der tüchtigen Download-Anbieter mit Abzock-Mentalität.

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Ach, und dann schaue ich mich noch ein wenig um. Seltsame Mitteilungen um diese Seite herum.

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TS|2k4
31.01.2007, 19:39
Hatte irgendwann mal folgenden Text bekommen... lest selbst .. kp was man davon halten kann.. Quellen waren eigentlich vertrauenswürdig
DC-Remix Admin = Uploaded.to admin
Bald schon werden wohl uploaded.to & RS mit der Polizei zusammenarbeiten, wenn sie es noch nicht tun. Jemand hat sich mit erfahrenen leuten unterhalten...
Auch mit dem Hacker von dcremix, der das mit uploaded.to=DC Remix herausgefunden hat.
Beide Server stehen in DE, d.h. er kümmert sich ein Dreck um die Sicherheit der User.
Aber lest folgenes einfach selbst durch...

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"... die Sicherheit der User" heißt da wohl: "Er stellt nicht sicher, dass die Polizei nicht dahinterkommen kann, wer Dinge illegal heruntergeladen hat". Jesses na! Das ist natürlich auch ein Standpunkt.