Donnerstag, 28. Februar 2019

Grischa Speitel


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Dossier · Oliver Geyer

»Sie kam in mein Zimmer. Sie sagte, sie muss jetzt weg, kämpfen«

Grischa Speitel war sieben Jahre alt, als sich seine Mutter 1977 der Roten Armee Fraktion anschloss – genauso wie vorher sein Vater. Im Gespräch mit OLIVER GEYER erzählt er, wie es ist, als Sohn zweier Terroristen aufzuwachsen, die dem Staat den Krieg erklärt haben

Unser Interviewer, der Journalist Oliver Geyer, und Grischa Speitel haben eine gemeinsame Geschichte. Sie begann vor vielen Jahren, als die beiden noch Jugendliche waren. Wie es dazu kam und warum sie sich danach für lange Zeit aus den Augen verloren – auch das war Thema dieses Treffens.

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Die Wikipedia vermeldet über den Vater Volker Speitel:

Speitel wurde am 2. Oktober 1977 in einem Zug in Puttgarden verhaftet.

Er wurde zusammen mit Hans-Joachim Dellwo im Dezember 1977 angeklagt. Speitel sagte sich im Herbst 1977 von der RAF los und sagte umfangreich aus. Er belastete dabei Peter-Jürgen Boock, Gert Schneider und Christof Wackernagel erheblich. Der gerichtlichen Überprüfung seiner Aussagen waren durch kommissarische Zeugenvernehmung im Ausland Grenzen gesetzt, weil Speitel – trotz gerichtlicher Vorladung – zu einigen Gerichtsverfahren nicht erschien und der Bundesminister des Innern sich weigerte, eine „ladungsfähige“ Anschrift bekanntzugeben. Speitels Aussagen besitzen eine Bedeutung für das Verständnis der Vorgänge in der Todesnacht von Stammheim.

Speitel wurde am 14. Dezember 1978 wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu drei Jahren und zwei Monaten Gefängnis verurteilt, nachdem er umfangreiche Angaben gemacht hatte, was sich strafmildernd auswirkte. Einzeltaten wurden nicht angeklagt.

Am 1. September 1979 wurde Speitel entlassen und tauchte mit Hilfe des Zeugenschutzprogramms des Bundeskriminalamts ab. Zunächst war Speitel unter einem anderen Namen mit Hilfe der Behörden in Brasilien untergetaucht, wo er eine Werbeagentur betrieb. Bereits nach kurzer Zeit erhielt sein Unternehmen Aufträge von VW do Brasil. Da jedoch in Brasilien die Gefahr der Entdeckung gegeben war, siedelte Speitel wieder nach Deutschland über. Unter dem Namen Thomas Keller wurde er unter anderem 1985 Werbechef des Anhänger-Herstellers Westfalia.

1980 veröffentlichte Der Spiegel in drei Teilen Speitels autobiografischen Text mit dem Titel „Wir wollten alles und gleichzeitig nichts. Volker Speitel über seine Erfahrungen in der westdeutschen Stadtguerilla“.

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Vieles ist da erstaunlich. Mich erstaunt am meisten, dass es mit dem Können und den Vorkenntnissen von Volker Speitel -- "Speitel erlernte den Beruf des Grafikers" -- offenbar mir nichts dir nichts zum Chef einer Werbeagentur in Brasilien und dann zum angestellten Werbechef gereicht hat. War es, weil RAF-Mitglieder etwas von Werbung mit schmalem Budget verstanden haben? Außer Spinnereien nichts vorweisen können, aber in aller Munde sein. 

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