Samstag, 9. Juli 2011

Anton Zeilinger

Manche Menschen kommen sich schon als Wissenschaftler von Rang vor, wenn sie erklären, dass das und das nicht "anschaulich" zu erklären sei. Dabei vergessen sie, dass Erklärungen immer vom Anschaulichen ausgehen und zu diesem zurückkehren müssen. Oben, in den Höhen der Abstraktion, können die Berechnungen machen, was sie wollen. Wenn sie wieder auf die Erde, in die Bereiche die Anschaulichen kommen, werden sie an der Realität gemessen.

Schauen wir uns diese Meldung an:

"Mit anschaulicher Alltagsphysik hat das Beamen von Licht nichts zu tun, es ist pure Quantenphysik. Grundlage bilden zwei besondere Lichtteilchen. Sie entstehen, wenn ein Laserstrahl auf einen Spezialkristall fällt. Der Kristall spaltet den Strahl in zwei Photonen auf, die in unterschiedliche Richtungen davonfliegen. Das Entscheidende: Die Lichtzwillinge sind verschränkt, sie sind auf spukhafte Weise miteinander verknüpft. Bildlich gesprochen verhalten sie sich wie zwei Würfel, die gleichzeitig geworfen stets dieselbe Augenzahl zeigen - egal, wie groß die Distanz zwischen ihnen ist.

Einen der Zwillinge lassen die Wiener nun mit einem weiteren, einem dritten Lichtquant zusammenstoßen, Passagier genannt. Dabei passiert das Unfassbare: Die Schwingungsrichtung des Passagiers - quasi sein Charakter - übertragt sich auf den anderen, den entfernten Zwilling - und zwar unverzüglich, ohne jeden Zeitverzug. 1997 hatte Zeilinger diese Quantenteleportation quer über den Labortisch, über eine Strecke von einem Meter. Rupert Ursin wollte herausfinden, ob das Spielchen auch über größere Strecken funktionierte - durch einen 600 Meter langen Abwassertunnel unter der Donau."

Was bleibt? Obwohl die Teilchen an unterschiedlichen Orten sind, verhalten sie sich gleich. Das ist am Ende durchaus anschaulich. Kämen die Ergebnisse nicht auf die Erde zurück, so wären sie Ergebnisse von -- nun, von was? Der Theologie, der Esoterik, der Alchemie.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen