Donnerstag, 12. September 2013

ZEIT-Magazin: "Deutschland, eine Reise"

Noch kein Wintermärchen, sondern, Mitte September, "eine Reise". Eine Reise, die, von wegen Wintermärchen, an die Lebkuchen erinnert, die jetzt schon wieder bei Tengelmann liegen. Aber der Reihe nach ...

Der Donnerstag beginnt bei mir seit geraumer Zeit mit einem Ritual: Ich lese am Morgen als Erstes die Kolumne von Harald Martenstein im ZEIT-Magazin. Und heute? Ich ahne nichts Böses, als da ein Heft vor mir liegt, betitelt mit "Deutschland, eine Reise. Mit Magnum Fotografin Olivia Marthur im Westen". Dann blättere ich. Kein Inhaltsverzeichnis zu finden. Kein Martenstein nirgends. Nur eine große Anzahl von größtenteils nichtssagenden bis vollkommen bescheuerten Fotos. Dass der moderne Kunstgedanke sich im ZEIT-Magazin-Foto widerspiegelt, das hatten wir hier in diesem Blog ja schon. ("Tagebuch einer jungen Frau". "Brigitte Lacombe, Fotografin".) Das Moderne-Kunst-Muster: "Ich, der Galerist / Museumsmensch / Zeitungsredakteur, mache mich wichtig, indem ich meine kleine Macht einsetze, um XY zum Kunstwerk / zum wichtigen Foto und damit Z zum wichtigen Künstler / Fotografen zu erklären." Wer Berücksichtigung finden will, der muss aber in der Regel (es gibt Ausnahmen, Entdeckungen geheißen) schon mal von anderen für wichtig erklärt worden sein, indem er Magnum-Fotograf geworden ist. Zum Beispiel.  

Heute also kein Martenstein, sondern diese Fotos von "Magnum-Fotografen"*, vom ZEIT-Magazin mit rührenden kleinen Lebensläufen der Auslöser-DrückerInnen für außerordentlich erklärt. Ok, zwei Beispiele (S. 26 und S. 27).



Nein, mein Scanner ist nicht schmutzig oder auf Unschärfe gestellt! So sehen die Meisterfotos tatsächlich aus. Man ist einfach gezwungen, die Kishon-Kunsttheorie [ 1 ]für exakt und richtig zu erklären.

Noch ein kleiner Hinweis: Jeder weiß, dass die "Printmedien" ums Überleben kämpfen. Wenn noch einmal solche Bilder statt Martenstein kommen, dann gibt es einen ZEIT-Abonennten weniger und einen Nur-Google-News-Benutzer mehr. 

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|* Hat eigentlich schon ein Linguist die Wortbildungen dieses Musters einmal näher untersucht? Determinativkompista, mit Determinans aus der Abteilung 'Aufwertung'? (Ok, ein zusätzliches Problem: Sind Bindestrich-Bildungen überhaupt Komposita? Aber -- egal.) Vielleicht, damit es schön wissenschaftlich klingt, führen wir dafür den Terminus Ästimationskompositum ein? Das Muster eben: der Suhrkamp-Autor, der Porsche-Manager, der Magnum-Fotograf.