Sonntag, 22. März 2015

Quasseln, sorry und bescheuert

Eine blonde junge Frau beim FOCUS spricht einen Kommentar. Über Griechenland und den Euro. Sie plädiert dafür, Griechenland "kontrolliert pleite gehen zu lassen". Die Szene ist etwas unglücklich aufgenommen. Die Frau wirkt wie eine Krankenschwester vor dem Bett eines Patienten. Na ja, vielleicht ist das ja vom FOCUS beabsichtigt und bildlich zu verstehen: Antonia Schäfer, die Kommentatorin, steht vor dem Bett des todkranken Patienten Griechenland. 


Wie auch immer. Es kommen dann Kommentare der Leser resp. Zuschauer. Einer dieser Kommentare geht so:

"Sie hat nichts verstanden! || von Jan Appel 19.03.2015 || Quasselt über eine Sache, die sie nicht versteht! Sorry, die ist mehr wie bescheuert! Es geht nicht um die Griechen, es geht um eine neuen Weltordnung und wir sind nur die doofen Konsumenten! Der Euro wird weiter gehen, egal was das kostet und die Griechen sind dabei! Sie wollen die Regierungen dezentralisieren! EU in Brüssel als Hauptstadt! Je weniger Regierungen um so leichter lässt es sich für die Großen Banken handeln und die Regierungen unterdrücken! Damit die 4 Großen Familien der Welt noch reicher werden, denen ist das egal wieviele Menschen sterben! Rockefellers, Rothschild, Kuhn Loeb, Warburgs! Das sind die die bestimmen was hier ab geht!"

Es ist schon erstaunlich, für wie klug sich der Jan Appel wohl hält. Er glaubt, dass er andere einfach so, mir nichts dir nichts, "bescheuert" nennen darf? Ja reicht seine eigene Intelligenz dafür wirklich aus? Hat er sich das mal gefragt? Oder hat er das gar prüfen lassen? Die 4 großen Familien? Woher weiß denn der große Jan so genau, dass das die entscheidenden Player sind? Hat er das von einem Geheimdienst, der die neuen Zion-Protokolle gesichtet und das rausgefunden?

So, und nun mal im Ernst: Ich plädiere für einen Kommunikationsunterricht an den Schulen, mit Nachschulungsmöglichkeit für Erwachsene: Wörter wie quasseln, sorry (in der Verwendung wie hier; Also, ey, sorry, ne! Aber da ...) und bescheuert schließen einen Menschen von jeder sinnvollen Unterhaltung aus. Oder sagen wir mal so: Diese Leute, die diese Wörter lieben, die dürfen ihre eigenen Räumlichkeiten aufmachen und ihre Lokale besuchen und sich mit ihresgleichen unterhalten. Ich möchte solchen Menschen möglichst in keiner denkbaren Situation begegnen. Und weil dem so ist, werde ich halt doch von nun an drei mal überlegen, ob ich noch bei FOCUS Online nachsehe oder gar den FOCUS kaufe. (Was ich eh sehr selten getan habe.)