Sonntag, 22. Mai 2011

"Leichenteile werden an den Strand gespült..."

Darum lässt sich so fein Theater machen. Und dann lässt sich darüber, über das Theatermachen, im Radio sprechen. In Kultursendungen, die alles in einem affektierten Tönen zerreden. 

Wenn in Europa die Menschen -- Festung hin oder her -- sagen, dass sie nicht mehr sorgen wollen für Fremde, dann werden immer mehr angestellte KritikerInnen der herrschenden europäischen Zustände auftauchen, die sich empören. Bewirken wird das gar nichts. Denn die KritikerInnen müssten eigentlich nach Afrika gehen, um dort für menschenwürdige Verhältnisse zu sorgen. Statt hier für Aufnahme sorgen zu wollen, die sie nicht herbeiführen können, weil sie keine politische Macht und keine legitimierte Befugnis haben.

"ein Stück machen - auf Recherche gehn - Materialsammlungen, wo man dann überlegt, wie geht man damit um - wer weiß schon, was Dublin 2 ist - Schicksalsberichten -- weil wir waren, also mit einem professionellen Kameramann aus Sizilien - als seien wir nun die Experten in der Sache - wie einen vierten Akt - noch kurz angerissen - die Kollegen in Palermo - Palermianern - ja, das ist ja ein - der hat ein Recht auf Entschädigung - Vampirismus - ergänzen würd ich gerne noch - die Kollegen aus Tel Aviv - und gleichzeitig eben - sag ich jetzt mal - in Workshops - die anfängt Verbindungslinien zu ziehn - 6 europäische Theater - Emergancy entrance - Chefdramaturgin am Theater in Graz"

War das eben ein Gespräch mit Regina Guhl? Oder mit Irmgard Rieger. Ist der Frauenerfolg doch vielleicht nicht immer ein Fortschritt?

Dieser angebrannte, wohlfeile Tonfall der Kultursendung-Modera- torInnen! Zum Davonlaufen.

Wieder: Die Frage müsste lauten, wie man in Afrika die Verhältnisse ändern kann, damit die Menschen nicht gezwungen sind davonzulaufen. Das Tun müsste sein: mitzuhelfen, diese besseren Verhältnisse herbeizuführen.

Übrigbleibt [sic] ein knapper Eintrag beim Deutschlandfunk:


23:05 Uhr
  • Kultur vom Tage u.a. -Internationale Filmfestspiele Cannes
  • Die Goldene Palme ist vergeben!
  • Das Theatertreffen ist zu Ende - eine Einschätzung
  • -R.E.M. "Out of time"
  • "Boat people"-Projekt -- UA in Graz


UA -- Uaah! Die bösen Routinen des betroffenheitseligen, gutmenschlichen Kulturbetriebs.

Auf diese Deutschlandfunk-Site ist nicht direkt zu verlinken. Also nehme ich einen Bericht in der Kleinen Zeitung. Infoshow! Was für ein Wort wieder.

"Theater-Infoshow rund um das Flüchtlingselend
Mit den Tragödien rund um die Flüchtlinge auf der italienischen Insel Lampedusa beschäftigt sich das Drama "Boat People", das am Samstag auf der Probebühne der Grazer Schauspielhauses Premiere hatte."

Oder das hier, aus Mittelhessen:

"Flüchtlingsdrama "Boat People" in Graz
"Boat People"
Graz - Genau das hatten die Initiatoren des internationalen Theaterprojekts "Emergency Entrance" im Sinn: aktuelles Theater, das sich mit dem brennenden Thema Flucht, Migration, Sicherheits- und Asylpolitik auseinandersetzt.
Der Grazer Beitrag "Boat People" beschäftigt sich mit dem seit Jahren akuten Flüchtlingsdrama auf der Insel Lampedusa.
Eine Recherche-Reise führte das Grazer Team nun in der zugespitzten Situation in Libyen auf die italienische Flüchtlingsinsel. Das Team war dort, als Anfang Mai ein überladenes Boot mit 300 Flüchtlingen Schiffbruch erlitt und drei Menschen starben. Ein solches Maß an Aktualität erreicht das Theater selten. Am 14. Mai wird "Boat People" in Graz uraufgeführt."

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Ich habe am vergangenen Freitag gesehen, an einer österreichische Universität: menschenleere Wochenend-Flure, in einer Ecke vor der Bibliothek eine schwarze Putzfrau, unsäglich trauriger Blick, abweisend, die sich auf einen Stuhl gesetzt hat und mit einem Handy telefoniert. Ein so trauriger Anblick.

Theater? Der Hang, sich auf Kosten anderer wichtig zu machen.

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