Die Süddeutsche macht manchmal doch das, worauf die Leser warten. Hier: Mit einiger journalistischer Sorgfalt mit Pegida-Anhängern reden.
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9. Februar 2016
Seite Drei über Pegida-Anhänger
Hausbesuch
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Täglich schreiben Leserinnen und Leser an die "Süddeutsche Zeitung". Vor allem die Briefe der Anhänger von Pegida sind voller Wut, oft auch voller Hass. Zeit für ein paar Gespräche.
Von Bernd Kastner
Die Reise ins Pegida-Land beginnt mit der Lektüre älterer E-Mails an die Redaktion. "Der Artikel strotzt nur so von Blödheit", schreibt eine Leserin. Der Artikel hatte über den Protest gegen ein Asylheim berichtet, Rechtsextremisten waren die Wortführer - und sie fühlte sich angesprochen, "als aufmüpfiges rechtes Pack abgetan". Dabei sei die "Massenzuwanderung" schuld, dass München "nicht mehr die ehemals lebens- und liebenswürdige Stadt, sondern von Asylanten besetzt" sei, schreibt die Frau. Sie nennt, was nicht selbstverständlich ist, ihren Namen samt Anschrift. Jutta Wölk, München, Stadtteil Laim. Gleich nebenan entsteht ein Containerheim für Flüchtlinge. Frau Wölk, darf die Süddeutsche Sie mal besuchen?
Pegida-Land ist kein Ort, nicht Dresden, nicht Sachsen, auch wenn die Bewegung das Image dieser Region prägt. Pegida-Land ist eine Gedankenwelt. Man kennt Pegida als gesichtslosen Block in der Nacht, man liest anonyme Hassbotschaften im Internet. Aber wie ist es bei den Leuten daheim? Bei denen, die mitlaufen und die Diskussionskultur in diesem Land zunehmend prägen?
Ein reizvoller Gesprächspartner wäre auch der Mann, der bei einem Finanzdienstleister arbeitet und in Mails an die Lügenpresse schreibt: "Der Hass, den Ihr hier beklagt, ist nur die Antwort auf die Hass-Religion Islam. Nehmt das endlich mal zur Kenntnis, Ihr Knallchargen von der vierten Gewalt, die Ihr noch nie den Koran gelesen habt! Ich persönlich würde sogar bewaffnete Gewalt gegen den Münchner Moscheeneubau begrüßen." Der Mann schreibt so etwas von seinem Firmen-Account aus. Ruft man ihn an, legt er auf.
Jutta Wölk reagiert anders: "Herzlichen Dank für das interessante Angebot." Sie staunt, dass ein Journalist mit ihr reden will. "Sie erwartet", schreibt sie zurück, "eine kritische, manche sagen auch liebenswürdige, alte Dame im 80. Lebensjahr mit viel Freude am Diskutieren politischer Ereignisse." Es gibt nur eine Einschränkung. "Nicht Montag und Donnerstag. Da gebe ich Migranten Deutschunterricht."
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