Montag, 11. März 2019

Staatsfernsehen?

Notizbuch

Surfen heißt das. Diese Tätigkeit, bei der einem unvermutet Medientreibholz entgegenkommt. Manchmal liegt dann solches Treibholz auch am Strand herum.

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Von Stefan  über die aktuelle Studie des Medienforschers Michael Haller gelesen hatte. Haller hat zusammen mit der Uni Leipzig und der Hamburg Media School eine groß angelegte Studie zur Medienberichterstattung während der Flüchtlingskrise 2015 und 2016 erstellt und dafür tausende Zeitungsartikel ausgewertet. Zentrales Ergebnis der Studie: Die Medien, zumindest die Tageszeitungen, hätten in erster Linie die Perspektive der Politik eingenommen.

Frau Zimmermann fühlte sich von der Studie in ihrer vor eineinhalb Jahren geäußerten Kritik vor allem an den öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland bestätigt. Sie habe sich damals zwar von ihrer Aussage distanziert, dass Journalisten direkte Anweisungen zur Berichterstattung erhalten, an der generellen Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk, hält sie jedoch fest: „Vor allem die großen Fernsehsender ARD und ZDF werden immer als Staatsfernsehen kritisiert, und meiner Meinung nach stimmt das. Es wird zu wenig kritisch über die Regierung berichtet. Das liegt nicht daran, dass die Journalisten schlecht sind. Das System funktioniert von oben nach unten. Chefredaktionen oder Studioleitungen sorgen dafür, dass zu kritische Berichte gar nicht erst gesendet werden.“

Im Gespräch mit MEEDIA legt Frau Zimmermann Wert darauf, dass sie nicht die einzelnen Journalisten kritisieren will, die ihrer Meinung nach in der Regel einen guten Job machen. Allein die Einstellungspolitik der öffentlichen Sender und die Abhängigkeit vor allem der festen Freien Mitarbeiter (diesen Status hat auch sie selbst beim WDR) verhinderten ihrer Meinung nach, dass allzu kritisch über die Regierung und die Flüchtlingsfrage berichtet werde. „Wenn jemand hinsichtlich der Flüchtlingsproblematik kritisch berichtet, wird er sehr schnell in die rechte Ecke gestellt. Die Problematik mit den Flüchtlingen wird nach wie vor viel zu positiv dargestellt“, sagt sie zu MEEDIA.

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„Meine journalistische Karriere in Deutschland ist zu Ende”: die bittere Bilanz einer WDR-Journalistin nach ihrem umstrittenen Zitat in der Flüchtlingskrise › Meedia

Frau Zimmermann fühlte sich von der Studie in ihrer vor eineinhalb Jahren geäußerten Kritik vor allem an den öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland bestätigt. Sie habe sich damals zwar von ihrer Aussage distanziert, dass Journalisten direkte Anweisungen zur Berichterstattung erhalten, an der generellen Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk, hält sie jedoch fest: „Vor allem die großen Fernsehsender ARD und ZDF werden immer als Staatsfernsehen kritisiert, und meiner Meinung nach stimmt das. Es wird zu wenig kritisch über die Regierung berichtet. Das liegt nicht daran, dass die Journalisten schlecht sind. Das System funktioniert von oben nach unten. Chefredaktionen oder Studioleitungen sorgen dafür, dass zu kritische Berichte gar nicht erst gesendet werden.“ (meedia.de)

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Und die ZEIT, die Gouvernante mit dem Durchblick, hat sich auch zu Wort gemeldet:

WDR. Niemand wird zu schlechtem Journalismus gezwungen. Die WDR-Journalistin Claudia Zimmermann fühlt, der Sender habe seine Berichterstattung über Flüchtlinge freiwillig geschönt. Offenbar hat sie ihren Beruf missverstanden. Von Felix Stephan

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Zimmermann allerdings argumentiert nicht, sie spricht über ihre Empfindungen. Als Journalistin, der an der Wahrheit gelegen sein sollte, bleibt sie ausgerechnet an jenen Stellen seltsam vage, an denen sie ungeheuerliche Enthüllungen andeutet. Wer hat welche Tatsachen verschwiegen? Inwiefern tragen Polizei und Politik einen Maulkorb? Was ist es genau, das nicht gesagt werden darf? Zimmermann verrät es nicht. Sie unterstellt nur, dass es alle wissen.

Einen Hinweis gibt eine Frage der RP-Journalistin Annette Bosetti, die das Interview geführt hat. Seit Paris und Charlie Hebdo habe sich die Sprachregelung geändert, sagt Bosetti. Bis dahin hätten "sich nahezu alle Journalisten im Westen zurückgehalten und Täter, wenn sie Ausländer waren, nur selten als solche bezeichnet". Woraufhin Zimmermann die Formulierung mit dem "selbst auferlegten Maulkorb" einfällt. (zeit.de)

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Jetzt frage ich mich, ob das ernst gemeint sein kann? Ein Gegensatz zwischen Argumentation und Empfindungen? Umgekehrt wird ein Schuh draus, liebe ZEIT! Man muss unbedingt von seinen Empfindungen sprechen, die prüfen, wenn man argumentiert! Hast du nicht darüber nachgedacht, liebe ZEIT? Noch nie?!

Ach, du liebe ZEIT!

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Es lohnt sich, die Kommentare zu lesen. Die so beginnen:

Out the door #1 — 22. Januar 2016, 18:30 Uhr 276
Das Schweigekartell bröckelt.
atech #1.1 — 22. Januar 2016, 18:41

welt.de/politi...
""Nichts soll nach außen dringen" - So lautet die Anweisung für schwedische Polizisten bei Straftaten im Zusammenhang mit Flüchtlingen."
Antwort auf #1 von Out the door

BarbeQ #1.2 — 22. Januar 2016, 18:51 Uhr 173
Es bröckelt nicht, solange in den Chefetagen der öffentlich-rechtlichen Männer/Frauen mit dem "richtigen" Parteibuch sitzen. Nicht Frau Zimmermann hat ihren Beruf verfehlt, sondern die unzähligen Journalisten, die statt unabhängig und kritisch zu berichten, sich als Sprachrohr der Regierung fühlen.
Antwort auf #1 von Out the door

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