Mittwoch, 26. Juli 2006

Kritik

Im SPIEGEL 28 / 10.07.2006, auf der Seite 6, der Abdruck eines Leserbriefs, einer Leserzeile zum Thema "Gesundheitsreform":

"Avanti, avanti, Dilettanti!!!"

Genau so. Die Dilettanti groß geschrieben.

Mal abgesehen davon, daß wir genau das, die Formulierung mit den dilletanti, in der JUNGEN WELT und auch sonst und lang vorher schon mal lesen konnten, ist das ein Hinweis in Sachen Argumentationskultur: "Die da unten" (oder "die halb da unten") werfen "denen da oben" Dilettantismus vor. Na gut. Das ist befreiend für die Seele. Und war wahrscheinlich zu allen Zeiten das Vorrecht der Regierten. Aber keiner geht einen Schritt zurück und fragt mal ganz ruhig:

  • Nehmen wir mal an, es ist so, das mit dem Dilettantismus. Wie kommt es, daß dann die, die nichts können, an der Spitze sind? Warum ist nicht dieser Leserbriefschreiber der Gesundheitsminister? Oder zumindest doch die von der Versammlung der kritischen Leserbriefschreiber gefundenen wirklichen Fachleute?

  • Gibt es in einem vom Interessengezerre geprägten Ge- meinwesen überhaupt die geringste Chance, so was sie eine Gesundheitsreform hinzubekommen?

  • Und was wäre die rechte Alternative zum Inter- essengezerre-Gemeinwesen (IGZG)? Eine Meritokratie der Leserbriefschreiber? Oder doch gleich der "gute Diktator"?

  • Ist nicht das politische Denken im IGZG inzwischen eine einzige Konstruktionszeichnung für eine Maschine mit der Markenbezeichnung WPNN. (Dahinter die Firma: "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß!") Variante also hier: "Ich will, wenn's drauf ankommt, alle medizinische Versorgung, auch die mit den sehr teuren Medikamenten und den extrem teuren Maschinen. Aber bezahlen will ich dafür wenig bis nichts."


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