Beim Lesen eines Romans: Ich sehe wieder, wie unterschiedlich die Autoren (mehr oder weniger verborgen hinter der Instanz 'Erzähler' natürlich) zu ihren Gestalten stehen. Manche Autoren sind ihren Gestalten mit viel, viel Sympathie verbunden. Oft wahrscheinlich, weil die Gestalten Autoren-Stellervertreter sind. Andere Autoren führen ihre Gestalten vor wie Zirkuspferde oder Elephanten und lassen sie erstaunliche Kunststücke machen und durch aberwitzige Unwahrscheinlichkeiten hindurchpendeln und überleben. Dan Brown macht es so. Manche aber siedeln ihre Gestalten irgendwo zwischen dämlich und kleinbürgerlich an, um ihnen dann, in einer Kumpanei mit dem Leser, zuzuschauen. Noch einmal andere genießen es, in der Welt, die sie geschaffen haben, oben zu stehen und herabzusehen. Die Kälte der Macht auszukosten. Gott zu spielen. Alle da unten sind ihre lächerlichen, abhängigen Geschöpfe. Literarische Laborratten, an denen sie demonstrieren, was sie, die Autoren, demonstrieren wollen. Vielleicht sogar mit einem soziologisch-anthropolgischen Interesse: Herausfinden, was sich über das Menschliche herausfinden läßt im literarischen Labor.
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