S., 45, Lehrerin am Gymnasium. Ich habe ihr gesagt, daß ich jetzt auch einen Blog mache. Sie findet das "naiv". Ein Wort, an dem ich kaue wie mein Hund an einem künstlichen Knochen. Also bitte ich S. um eine Begründung, um eine Erläuterung. Sie könne ja einen oder mehrere Kommentare schreiben, biete ich an. Mal S. wörtlich: "Du weißt doch, daß ich mich zu so einem Schmarrn wie Blog-Kommentieren nicht herablasse."
Die Erläuterung von gestern, per Mail, fällt dann aber sehr ausführlich aus. Weshalb ich hier -- tatsächlich mit der Erlaubnis der Verfasserin -- zusammenfasse. Mein Blog, sie habe in dem Bisherigen rumgelesen, sei eine Mischung aus persönlicher Tagesmitteilung und abstraktem Allgemeindenken. So was könne nicht gutgehen.
Das vielleicht Klarste, was mir von S. mitgteilt wird, ist ihre Art der persönlichen Tagesmitteilung. Sie habe, schreibt sie, in der vergangenen Woche in ihren 15 Jahre alten, handschriftlich geführten Tagebüchern eine halbe Stunde herumgelesen, und das Gefühl sei gewesen, sie lese da die Aufzeichnungen einer Fremden. Eine Liaison, die damals für sie sehr wichtig gewesen sei, sehe sie, von heute aus gefühlt und betrachtet, vollkommen anders an als damals. Und die Tatsache, daß sie ihren Liebhaber ihrem Tagebuch immerzu X genannt habe, sei ihr auf einmal sehr peinlich gewesen. Er sei halt verheiratet gewesen. Schön und gut. Und ihr Chef. Ein schützenswertes Wesen mithin. Aber sie frage sich, warum sie ihn nicht ohne weitere Hinweise und ohne viel Aufhebens Manfred genannt habe. So was sei ihr heute ein komplettes Rätsel.
Thomas Mann (die Lehrerin spricht!) habe es in seinen Tagebüchern schon richtig gemacht. Einfachste, schörkellose, sehr kurze Berichte. Hoch persönlich. Wenig bis keine Reflexion. "Wenn einer reflektieren will, soll er einen Essay schreiben. Oder ein Sachbuch meinetwegen." In ein ordentliches Tagebuch gehöre rein, daß der Schreiber am Vortrag zu viel süßes Zeug gegessen habe. Am besten unter Markennennung. Das schaffe persönliche Atmosphäre. Am Nachmittag eine Tafel Ritter-Sport und dann noch drei Hanuta. Ungefähr so. Ich aber, ich brächte alles durcheinander. Und zu den wirklichen Alltagsbekenntnissen hätte ich nicht den Mut.
Soll ich jetzt über das nachdenken, was S. da mitteilt? Von meinen Whiskey-Vorlieben schreiben? Oder einfach aufhören mit diesem Blog? Kann ich einen kompletten Stilwechsel hinlegen, nur weil S. so kritisch ist? Und Aufhören wäre der kompletteste Stilwechsel, den man sich denken kann.
Daß ich über diese und ähnliche Fragen nachdenken muß, habe ich S. schon geschrieben.
Die Erläuterung von gestern, per Mail, fällt dann aber sehr ausführlich aus. Weshalb ich hier -- tatsächlich mit der Erlaubnis der Verfasserin -- zusammenfasse. Mein Blog, sie habe in dem Bisherigen rumgelesen, sei eine Mischung aus persönlicher Tagesmitteilung und abstraktem Allgemeindenken. So was könne nicht gutgehen.
Das vielleicht Klarste, was mir von S. mitgteilt wird, ist ihre Art der persönlichen Tagesmitteilung. Sie habe, schreibt sie, in der vergangenen Woche in ihren 15 Jahre alten, handschriftlich geführten Tagebüchern eine halbe Stunde herumgelesen, und das Gefühl sei gewesen, sie lese da die Aufzeichnungen einer Fremden. Eine Liaison, die damals für sie sehr wichtig gewesen sei, sehe sie, von heute aus gefühlt und betrachtet, vollkommen anders an als damals. Und die Tatsache, daß sie ihren Liebhaber ihrem Tagebuch immerzu X genannt habe, sei ihr auf einmal sehr peinlich gewesen. Er sei halt verheiratet gewesen. Schön und gut. Und ihr Chef. Ein schützenswertes Wesen mithin. Aber sie frage sich, warum sie ihn nicht ohne weitere Hinweise und ohne viel Aufhebens Manfred genannt habe. So was sei ihr heute ein komplettes Rätsel.
Thomas Mann (die Lehrerin spricht!) habe es in seinen Tagebüchern schon richtig gemacht. Einfachste, schörkellose, sehr kurze Berichte. Hoch persönlich. Wenig bis keine Reflexion. "Wenn einer reflektieren will, soll er einen Essay schreiben. Oder ein Sachbuch meinetwegen." In ein ordentliches Tagebuch gehöre rein, daß der Schreiber am Vortrag zu viel süßes Zeug gegessen habe. Am besten unter Markennennung. Das schaffe persönliche Atmosphäre. Am Nachmittag eine Tafel Ritter-Sport und dann noch drei Hanuta. Ungefähr so. Ich aber, ich brächte alles durcheinander. Und zu den wirklichen Alltagsbekenntnissen hätte ich nicht den Mut.
Soll ich jetzt über das nachdenken, was S. da mitteilt? Von meinen Whiskey-Vorlieben schreiben? Oder einfach aufhören mit diesem Blog? Kann ich einen kompletten Stilwechsel hinlegen, nur weil S. so kritisch ist? Und Aufhören wäre der kompletteste Stilwechsel, den man sich denken kann.
Daß ich über diese und ähnliche Fragen nachdenken muß, habe ich S. schon geschrieben.
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