Also, ich bin Katholik. Und nach einem kleinen familiären Disput eben -- nun gut: Ich wollte Luther eins in den Kaffee tun. Auch wenn der den Kaffee ja nun nicht mehr trinken kann.
"Fälschlich zugeschrieben
"Wenn ich wüsste, dass morgen der jüngste Tag wäre, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen."
Der früheste Beleg für den Satz findet sich in einem Rundbrief der hessischen Kirche vom Oktober 1944. Alexander Demandt: Über allen Wipfeln - Der Baum in der Kulturgeschichte. Böhlau-Verlag 2002. S. 211 f., zitiert in der Rezension des Buches in Welt am Sonntag 20. April 2003"
Also, das mit dem Demandt, das ist der übliche schlechte Wiki-Stil. Aus dritter Hand die Belege herholen! Welt am Sonntag. Wie unpassend. Und was soll dieser Titel! Der Baum in der ... Da muss dann wirklich das Apfelbäumchen herhalten!?
Und statt wenigstens bei dem Demand direkt nachzulesen wird die WELT bemüht, passend zum Weltuntergang. Wir lesen also demnächst nach, recte:
Alexander Demandt:* Über allen Wipfeln. Der Baum in der Kulturgeschichte. Böhlau-Verlag 2002. S. 211f.
Mit anderen Worten: Luther hat das mit dem Apfelbäumchen gar nicht gesagt?!
Wenn das stimmt, dann kann ich nur den Protestanten, die das immer zitieren, eins in den Kaffee tun. Nicht Bruder Martin selbst. Das mit dem Kaffee jedenfalls, das geht so:
Das mit dem Apfelbäumchen ist großer Quatsch. Groß, weil in doppelter Hinsicht.
- Glaubt Luther an Gott -- Ist der Papst katholisch? --, dann sollte er angesichts des Jüngsten Tags mit seinem Gott reden. Vulgo: Beten. Statt einfach so als Gärtner zu arbeiten. Wenn anschließend alles weg ist. Auch das Bäumchen. Luther könnte Gott immerhin erst mal fragen: "Wenn ich einen kleinen Kirschbaum pflanzen würde, würdest Du, Herre Gott, den mit in die Neue Welt nehmen? Damit ich ihn übermorgen aufwachsen sehe."
- Wenn Luther aber Rationalist ist und nicht an Gott glaubt -- Wer sagt eigentlich, dass der Papst an Gott glaubt? --, dann sollte Luther sich, lebte er heute, eine gute Prise Kokain, einen Streifen LSD und eine wirklich exzellente Flasche Whiskey besorgen, sich auf seine Terrasse setzen und andächtig wartend in den Sternenhimmel schauen.
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|* Fußnote: Woher hat der Demandt das? Schauen wir doch mal schnell
hier nach:
„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, soll Martin Luther einst gesagt haben. Dieser Satz lässt sich ihm aber nicht belegbar nachweisen. Wahrscheinlich wurde dieser Spruch dem Reformator in der schwierigen, zwischen Verzweiflung und Hoffnung schwankenden Situation nach dem Zweiten Weltkrieg in den Mund gelegt, vermutet Volkmar Joestel, Autor des Buches "Legenden um Martin Luther und andere Geschichten aus Wittenberg"."
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Und auch das soll der Luther nicht gesagt haben!
"Warum rülpset und furzet ihr nicht? Hat es euch nicht geschmacket?"
Angeblich aus Luthers Tischreden. Dort wie auch anderswo in der Gesamtausgabe jedoch nicht feststellbar. Christoph Drösser, DIE ZEIT 6/2001 1. Feb. 2001