Donnerstag, 31. Oktober 2013

Google und das alte Dilemma der Zeitungen

Aus der Wikipedia, Artikel Google News:

Situation in Belgien || Belgische Zeitungsverleger klagen gegen Google, da sie das Urheberrecht ihrer Zeitungen durch die Aufbereitung von Google News in Gefahr sehen. Schon 2006 reichten die Zeitungsverleger Klage gegen den Suchmaschinenbetreiber ein, woraufhin sie Recht bekamen. Google legte Einspruch gegen das Urteil ein. Im Mai 2008 reichten die Verleger erneut Klage ein. 2011 entschied ein Gericht, dass Textausschnitte und Bildmaterial der Zeitungen nicht mehr in Google News aggregiert werden dürfen. Darauf löschte Google alle Verweise auf französisch- und deutschsprachige Zeitungen in Belgien aus dem Suchindex.

Das wird den Belgischen Zeitungsverlegern dann auch wieder nicht recht sein, denn ohne Google-Zugang versinken sie alsbald in der Internet-Bedeutungslosigkeit. So ist das nun mal, wenn die Kräfte klar verteilt sind. Passende deutsche Wendungen: "Du kannst nicht alles haben, das Glück den Sonnenschein...", und wieder mal: "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass", das geht auf Dauer nicht. 

Abzweig zum Datenschutz ganz allgemein: Google nutzen wollen die Leute, aber zu ihren eigenen Bedingungen. Das geht nicht, liebe Leute! Denn Google, die starke Macht, sagt dann: Wenn es dir hier nicht passt -- geh einfach rüber! Zu Yahoo oder sonstwem! -- P. S. Ich bin nicht bei Google angestellt, besitze keine Google-Aktien und bekomme wie auch sonst hier für meine Meinung kein Geld.

Montag, 28. Oktober 2013

"Aussprache der deutschen Sprache"

Ich würde ja gerne was bei der Wikipedia-Diskussion einfügen, aber da funktioniert im Moment die Formuatierungsleiste nicht. Nichts mit Unterschreiben, Kursiv und so. Also erst mal hier:

So geht es der Wikipedia, wenn sie nach der Literatur geht und das Denken ausschaltet und ein Buch von einem anderen abschreibt, bis die Sache schließlich, mit extrem guter Beleglage, in der WP landet:

"Gegen Ende des 18. Jahrhunderts galt die sächsische Aussprache des Standarddeutschen als vorbildlich. Das lag am großen Einfluss der sächsischen Fürstentümer auf die deutsche Kultur."

Die sächsische ''Kanzleisprache'' war was Schriftliches. Das Geschriebene und die Aktenführung war ein Vorbild, aber doch nicht die Aussprache! Nun gut, wir haben Null Ahnung, wie die sächsische, angeblich vorbildliche Aussprache seinerzeit war und was als vorbildlich erachtet wurde, denn keiner hat Tonaufnahmen aus dieser Zeit. Das Sächsische hat mit -- diese Wendung stimmt ausnahmsweise -- ''mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit'' noch ursprünglicher und also kruder geklungen als heute. Keiner hat sich, sagt sich doch jeder, der ein wenig nachdenkt, an einem solchen Vorbild orientiert. Sonst würde die Tageschau heute sächsisch klingen. Tut sie aber nicht. Nedwoa, mai Guudster!

--

Leicht verändert hab ich das nun, unterschrieben, zur Diskussion gestellt. Mal schauen.

--

Hey, es hat doch tatsächlich jemand geantwortet!

Sächsisch wäre damals als nicht mehr und nicht weniger "krude" empfunden worden als jeder andere Dialekt, da es ja eine Norm nicht gab. Die Bezugsgröße, um Krudität eines Akzents zu messen, konnte für jeden Sprecher nur der Akzent der eigenen Heimat sein. Wenn man Texte vorgelesen hat oder nach der Schrift versucht hat zu sprechen, geschah das überall mit dem heimatlichen Akzent und wahrscheinlich mit einem Maß an dialektaler Interferenz, das heute völlig inakzeptabel wäre. | Ob Sächsisch je als Ausspracheideal galt, weiß ich nicht - es müsste sich recherchieren lassen, aber mir fehlt die Zeit. | Jedenfalls galt es als das korrekteste Deutsch, weil Sachsen nunmal eine Gegend war, in der ein typischer kolonialer Ausgleichsdialekt gesprochen wurde, der der Schriftsprache (die ja auf der sächsischen Kanzleisprache basiert) sehr nahe kam. | Die norddeutsche Aussprachenorm, die heute vorherrscht, geht auf das späte 19. Jahrhundert zurück, als das Bürgertum der norddeutschen Städte die Schriftsprache zur Umgangssprache erwählt hatte und als Theodor Siebs sie zur Bühnenaussprache erhob. Yupanqui , 1. Nov. 2013

Meine Antwort:

Danke, Yupanqui, für die Überlegungen. Es müssten dennoch Belege her. Bis es soweit ist, glaub ich in Sachen Sächsisch als Aussprachevorbild kein Wort. So schnell kann sich die Sprachästhetik einfach nicht ändern. Und ich habe auch, außer in Bücher über das Schriftliche der sächsischen Kanzlei -- dem Schriftlichen! -- noch nirgendwo was Zeitgenössisches gelesen, dass jemand die Aussprache von Sächsisch im 18. Jh. als vorbildlich angesehen hätte. Dafür kenne ich -- ich bin Linguist -- die Gepflogenheit, irgendwelche Behauptungen über Generationen hinweg immer wieder von den Altvorderen abzuschreiben. Das Ganze erinnert mich sehr an den Eisengehalt von Spinat. Oder an die angeblich vielen Wörter der Eskimos für Schneesorten. Keiner wusste, wie viele Wörter es genau sind oder gar wie diese Wörter denn lauten. Aber viele waren es auf jeden Fall, das wusste jeder Studienrat und dann auch jeder Schüler. Bis dann Laura Martin mal genauer hingeschaut hat. 2. Nov. 2013

Nachgesehen: "Ekstase der Ehebrecherin"


Vielleicht aber machte sie sich auch einfach nicht viele Gedanken um ihren Lebenswandel und genoss, was sich ihr bot: die Sicherheit und den Status als Frau eines angesehenen Arztes, die verbotene Ekstase der Ehebrecherin, die Abhängigkeit mehrerer Männer. Das ganze pralle aufregende Dasein, das ihr, der Krankenschwester aus kleinen Verhältnissen, inzwischen gehörte. | Im Laufe ihrer elfjährigen Ehe soll Nicole S. immer wieder Liebhaber gehabt haben, jeden einzelnen hatte sie im Griff. "Denen erzählte sie alles Mögliche", so der Nebenklage-Vertreter Reinhard Peters. Einem habe sie gesagt, sie studiere Medizin, einem anderen, sie gehe als Ärztin nach Afrika. Ihrem Gatten erklärte sie wiederum, sie sei bei Freunden, wenn sie diese Männer traf, mindestens einmal habe ihr auch eine Kollegin ein Alibi gegeben, so der Rechtsanwalt. | Doch dann wurde Nicole S. schwanger. (SPIEGEL Online, 13.02.2013)

Was ist eigentlich daraus geworden? Ich finde seltsamerweise so schnell kein Urteil des Gerichts.

--

Ok, nicht genau genug gesucht. Hier ist das mit dem Urteil:

30.05.2012 || Bankermord || Lebenslange Haft für Nicole S. || BOCHUM Die Bochumer Arzt-Ehefrau Nicole S. ist am Mittwoch wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die 32-Jährige hatte vor neun Monaten ihren Liebhaber, den Bochumer Banker Markus R. vergiftet und dann erstochen. Ihr Motiv: Ihr Ehemann sollte nicht erfahren, dass er [nicht] der Vater ihres Kindes ist. [...] Wie am Rande des Prozesses bekannt wurde, hat er [der Arzt und Ehemann] die 32-Jährige in diesem Jahr auch noch kein einziges Mal im Gefängnis besucht. (Ruhrnachrichten Online)

Seltsamer Satz am Schluss. Muss man in einem solchen Fall erwarten, dass der Ehemann seine Frau im Gefängnis besucht?

Angela Merkels Handy

Man kommt ja nicht drum herum, die Sache wahrzunehmen. Wenn alle Zeitungen schreiben, alle Rundfunk- und Fernsehsender und das Internet ständig melden. Also denn -- das Handy der Frau Bundeskanzlerin ist von der NSA abgehört worden. O je!

Nun habe ich in dieser Causa eine Frage seltsamerweise nirgendwo gesehen: Warum schafft es der technische Stab des Kanzleramtes nicht, das Handy der Kanzlerin abhörsicher zu halten? Ich meine -- was die NSA kann, das können die Russen und die Chinesen wahrscheinlich auch. Wären es die Chinesen, dann würde das Weinen, von wegen 'von Verbündeten belauscht', doch auch nichts helfen.

Es ist in dieser Internet-Welt einfach am realistischsten, nicht über das Elend in dieser Welt zu klagen, sondern sich gegen Angreifer zu wappnen. Wird nicht uns, allen Usern, dauernd gesagt, wir sollten auf Anti-Viren-Programme und Firewalls achten? Wir armen privaten Tröpfe! Wenn nicht einmal die Techniker der Regierung das mit dem Abschirmen für die Große Kanzlerin schaffen!? 

Freitag, 25. Oktober 2013

Homo Georgicus


Amazon-Alternative?

Ich gebe bei Google ein: "gibt es alternativen zu amazon?" Und ich bekomme viele Site-Angebote, wie immer. Unter anderem auch einen Link auf eine WDR-Sendung zu dieser Frage. (Autor: Timo Cornelius Metzger. Stand: 25.02.2013) Die Sendung beginnt allerdings mit dem ganz und gar falschen Aufhänger. Es wird gezeigt: Bücher kann man auch sonst, sogar bei Buchhandlungen, sehr bequem bestellen. Schon klar, aber das hat mit dem Amazon-Konzept -- und seinem Erfolg! -- so gut wie gar nichts zu tun.

Ich liste mal, aus Käufersicht, auf, was Amazon groß macht. Es sind wirklich nur wenige Punkte. Sieben, um genau zu sein.

  1. Umfassendes Angebot, eben nicht nur Bücher, sondern praktisch "alles", zur Not auch Rasierapparate, Bogen und Pfeile und Strümpfe
  2. Aus 1 Hand, nicht aus vielen Händen 
  3. Bei Fremdanbietern wird die Bestellung unter Amazon-Voraussetzungen und Bedingungen abgewickelt und nicht unter je unterschiedlichen AGBs (So sieht es in der Praxis jedenfalls aus.)
  4. Rückgabe praktisch ohne Begründung und mit ziemlich geringem Aufwand
  5. Abbuchung und Geldverwaltung von ziemlich zuverlässig bis nahezu perfekt (Die E-Bay-Frage: "Hab ich das eigentlich schon überwiesen?" + Zeitaufwand für Überweisungen entfällt. Wichtig!)
  6. Oft sehr schnelle Lieferung
  7. Fast immer "der günstigste Preis" oder nur geringfügig über dem besten Angebot, das im Netz zu finden ist.

Ich habe vor ein paar Wochen mal an die Rest-QUELLE -- die es ja tatsächlich noch gibt, in 96224 Burgkunstadt -- die Frage gerichtet: Warum hat sich das einstmal so große Versandhaus Quelle seinerzeit nicht das Amazon-Geschäft einfallen lassen? So kompliziert ist die Sache ja nicht. Natürlich: keine Antwort. Die Frage bleibt aber. Ja, sie bleibt!

Also, warum tun sich nicht ein paar findige deutsche Manager zusammen und gründen den Deutschland-Versand, alternativ: German-Trader. Mit diesen sieben Punkten als Vorgabe. Wenn dann noch die Steuern in Deutschland bezahlt und die Arbeiter fair behandelt werden, würde ich wechseln und mal auch ein wenig mehr bezahlen. Wenn das Mehr auch bei den Arbeitern und nicht nur bei den Aktionären ankommt, wohlgemerkt.

--

P. S. Utopisch und faire-trade-angehaucht darf das Ganze eher nicht sein, glaube ich. 


Abhören? Skandal?

Aus der historischen Entfernung wird der angebliche "Abhörskandal" Züge einer Komödie annehmen. Und vielleicht ist das alles heute schon eine Komödie. Ich meine -- natürlich muss ein anständiger Geheimdienst so viel wie er nur kann erlauschen! Dazu ist er ja da. Und dass er sich von Politikern, diesen fachfremden Knallchargen, nicht kontrollieren lassen will, das ist doch auch klar. Hübsch sind dann freilich auch Meldungen wie diese:

Spähskandal in klein: Ex-NSA-Chef im Zug belauscht | Er war der mächtigste Spion der USA, leitete NSA und CIA. Nun wurde Michael Hayden selbst Opfer einer Abhöraktion: Er führte im Zug vertrauliche Gespräche am Telefon -- und ein Sitznachbar twitterte die Äußerungen in die Welt. Hayden reagierte stocksauer. || Washington - Vielleicht hätte sich Michael Hayden einfach in die Ruhezone setzen sollen, dann wäre ihm die ganze Episode wohl erspart geblieben. Doch so wurde der Mann, der früher das Kommando über den wohl mächtigsten Abhördienst der Welt hatte, selbst belauscht. Und die Öffentlichkeit konnte in Echtzeit mitverfolgen, wie der frühere Leiter der US-Geheimdienste NSA und CIA Opfer eines Lauschangriffs wurde. (SPIEGEL Online)

Ja, noch einmal: Wir sollten die US-Fernsehserien ernster nehmen! Sie sind der Wirklichkeit abgelauscht. Wenn es etwas gibt, das für die Ermittlungen notwendig ist, dann findet Special Agent Timothy McGee das doch an seinem schlichten Büro-Computer, also ohne die großen Mittel der NSA, binnen Minuten heraus.

Montag, 21. Oktober 2013

Die spinnen, die Dotcomler!

Es wurde und wird über die für die Steuerzahler überaus kostspieligen Banken-Fehler gesprochen. Was sagen eigentlich die Aktionäre, wenn in einem Jahr eben mal durch einen Fehleinkauf 500 Mio. Euro versenkt werden? Risiko, das man eingehen muss, wenn man ein Global Player in seinem Sektor sein sein will? Oder wurden die 500-Mio gar nicht versenkt?

Das Online-Bewertungsportal Qype wird zum 30. Oktober eingestellt, wie der Dienst auf seiner Website mitteilt. Die deutsche Webplattform wurde im vergangenen Jahr vom US-Konkurrenten Yelp für rund 50 Millionen Euro gekauft. Qype startete 2005 als eine Art europäischer Klon von Yelp, gegründet wurde der Dienst vom Hamburger Unternehmer Stephan Uhrenbacher. (STERN Online)


Gut, ist schon klar: Einen Mitbewerber durch Aufkauf aus dem Wettbewerb zu nehmen, das generiert auch einen geldwerten Vorteil. (Um mal den Slang der Startups nachzuahmen.)

Und was macht eigentlich Herr Uhrenbacher mit dem vielen Geld? Oder war er mit Yelp-Aktien bezahlt? Immer noch -- den Verlust herausgerechnet -- ein guter Schnitt.

Bild lese ich seit ich 14 bin


"Ich heiße Barbara Eligmann. Und ich bin im Fernsehen. Und Sie nicht!"

[ Korrektur. Ok, sie wird gesagt haben: "Mein Name ist Barbara Eligmann. Ich bin im Fernsehen. Und Sie nicht!" ]

stoße ich auf die folgende Seite und diesen Kommentar zu BILD:

"SuperSteveGesche vor 25 Monaten | MOIN MOIN , also ich bekomme schon ne KRISE wenn ich nur höhre das der Bild leserbeirat nur aus Frauen besteht. Seit es den Leserbeirat gibt wird die Zeitung immer schlimmer und Langweiliger. Die Bams ist bis auf den Sportteil nur noch misst und desshalb habe ich auch das abo gekündigt. Bild lese ich seit ich 14 bin , also 20 Jahren. Damals habe ich teilweise ne Std. gebraucht um die Bild zu lesen, heute ist es knapp noch ne halbe Std. und der großteil ist leider landweilig kaum interessant und es lohnt sich nichtmehr sie zu lesen. Wenn ich bild der Frau lesen will dann gehe ich zum Frisör ( wo ich schon seit 12Jahren nicht mehr war ) und ich finde das sollten doch die leute machen die Bock auf Promi gelaber , auf Mode und auf FRAUENTHEMEN haben. Ich für meinen teil will ne Tageszeitung mit aktuellen und spannenden berichterstattungen, aktuelle Bilder , Politik und Sport."

Die Gedanken, die mir durch den Kopf gehen: Schön, dass so viele Menschen sich im Internet äußern! Und eben nicht nur die, die gelernt haben, sich mit allem Drum und Dran -- vernünftiger Inhalt, Grammatik, Rechtschreibung -- auszudrücken. Dann: Wenn dieser SuperSteve irgendwo arbeiten müsste, wo es auf den schriftlichen Ausdruck ankommt, dann -- nun ja, dann müsste er gleich Unternehmer werden. Geht schon. Seinerzeit, beim BSE-Skandal, gab es einen Fernsehbericht, in dem auch eine belgische Versteigerungshalle gezeigt wurde. Am Bildrand, schattenhaft, ein Mann, auf den gesondert hingewiesen wurde. Das sei dem Vernehmen nach der Drahtzieher hinter dem allen, der durch diesen Fleischskandal und durch den Schmuggel noch reicher geworden sei. Er sei, so heiße es, ein belgischer Metzger, Analphabet. Und SuperSteve ist ja, wie man sehen kann, keineswegs ein Analphabet! Also, warum nicht Großunternehmer werden? Und dann Leute anstellen, die aus hingeworfenen Gedanken vernünftige, korrekte Schriftstücke machen.

Freitag, 18. Oktober 2013

Wenn Europa seine Grenzen öffnen würde

Da habe ich noch vor Tagen geschrieben: "Klar ist auch: Europa kann nicht alle Menschen aufnehmen, die in ihren Ländern verfolgt sind oder keine wirtschaftliche Zukunft in ihrem Heimatland sehen." Dann wird heute in der SZ durchdekliniert, dass es gar nicht unmöglich sei, dass Europa alle Flüchtlinge aufnimmt. Alles leider redet die Expertin Hess da extrem vage daher, ohne Zahlen bzw. ohne Zahlen, die man halbwegs nachvollziehen könnte. Und solche Größen wie die Akzeptanz von Fremden in der Bevölkerung. Akzeptanz -- eine einfache Größe. Denn man kann die Menschen ja nicht einfach ändern. Sie haben, in unterschiedlichen Formen und Reaktionsweisen, etwas gegen Fremde. Wenn in einem U-Bahn-Wagen laut gefühlt 17 verschiedene Sprachen und drei nordostdeutsche Dialekte gesprochen werden, dann muss man den Alt-Münchenern, die im Abteil sind, mal ins Gesicht sehen!


Etwas ausführlichere Textprobe:



Feuilleton
'Wir verschwenden Potenzial'

Die Migrationsbestimmungen für Menschen bleiben restriktiv. Was aber wäre, wenn Europa seine Grenzen öffnen würde? Ein Gespräch mit der Kulturanthropologin Sabine Hess


Interview: Kathleen Hildebrand

Es erscheint paradox, dass trotz der umfassenden Globalisierung von Geld- und Warenströmen die Migration von Menschen nach wie vor streng reglementiert ist. Die Migrationsforscherin Sabine Hess sieht den Grund dafür in einer öffentlichen Debatte, die der Lebensrealität hinterherhinkt. Sie ist Professorin für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie an der Universität Göttingen und leitet dort das Labor für Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung.

SZ: Ein unwahrscheinliches Szenario: Was würde passieren, wenn Europa morgen alle seine Grenzen öffnete und jeden aufnähme, der kommen will?

Sabine Hess: Das ist gar nicht so unwahrscheinlich, die Politik tut nur so, als sei das undenkbar. Etliche führende Thinktanks spielen das mittlerweile durch. Neoliberale Wirtschaftsdenker sehen darin zum Beispiel gar kein Problem. Sie finden vielmehr, dass Grenzkontrollen unnötige staatliche Eingriffe sind. Es gibt dazu auch schon viele Papiere wie die Studie 'People Flow', die der überparteiliche britische Thinktank Demos erstellt hat. Auch das Bundesamt für Migration spielt Szenarien für Grenzöffnungen durch. Uns wird nur vorgegaukelt, das sei eine absurde, linksutopistische Forderung. Aber so absurd ist sie gar nicht. Zum anderen ist es ja auch so, dass gar nicht alle hierherkommen wollen. Es ist eine totale eurozentristische Überschätzung, dass alle Migrationsbewegungen der Welt nach Europa führen. Wenn man den globalen Maßstab anschaut, gibt es andere Migrationssysteme, die in die arabischen Staaten führen, in die Ölstaaten und in die boomenden Industrien Lateinamerikas. Nur ein verschwindend geringer Anteil kommt nach Europa.

Wenn die Migration legal besser möglich wäre - würden die Flüchtlingsströme dann nicht wachsen?

Auch wenn es legal würde, gäbe es immer noch die Frage, wer es sich leisten kann, nach Europa zu kommen. Das sind sowieso immer nur die Menschen, die über finanzielle Ressourcen und Netzwerke verfügen, die das Know-how haben, ein solches Migrationsprojekt zu realisieren.

Die Bevölkerungsgruppen, die da übers Mittelmeer kommen sind also gar nicht die Ärmsten der Armen?

Nein, überhaupt nicht, das zeigen alle Studien. Die Ärmsten der Armen können nur regional migrieren. Hierher kommen nur Leute, die bereits Kontakt nach Europa haben, eine Tante oder einen Bruder. Leute aus der Mittelschicht. Wir tun so, als würden wir in einer nicht vernetzten Welt leben, als wären das irgendwelche Fremden, die sich aus irrationalen Gründen oder aus Armut heraus aufmachen und uns überrennen wollen. Aber wir leben in einer hochvernetzten Welt mit internationalen Diasporen, die Produkte der Kolonialzeiten sind. Frankreich, Spanien, Großbritannien und auch Deutschland haben koloniale Geschichten, die bis in unsere Tage reichen. (SZ von heute, S. 12)

Ausbreitung der Frühmenschen

Und noch einmal eine Frage von mir, in einer Wikipedia-Diskussion, die ich hierher kopiere, damit sie nicht untergeht und ich später wieder darauf stoße.

Art, Richtung und Geschwindigkeit der Ausbreitung

Ich komme auf diese Frage durch einen Artikel in der heutigen SZ (S. 16, Hubert Filser, Der Stammbaum schrumpft. -- Über die Funde in Dmanissi). Da steht, eher nebenbei: "In 100 000 Jahren überbrückten die Auswanderer einer Entfernung von cira 4300 Kilometer Luftlinie." Macht also knapp 25 km pro Jahr. Ich erinnere mich, dass ich einmal gelesen habe -- ich glaube, in Johann Grolle, Darwins Finken, dass man von ca. 50 km / Jahr ausgehen kann. Hier im Artikel heißt es: "... Dabei handelt es sich nicht um zielgerichtete Wanderungen; in den meisten Fällen genügt es anzunehmen, dass eine Gruppe ihren Siedlungsbereich um wenige Kilometer pro Generation erweiterte [?]."

Wie dem auch sei, meine Überlegung ist die Folgende: Frühmenschen hatten keinen Kompass und keine Landkarten. Sie hatten auch kein Ziel, etwa Europa, Asien oder Australien zu erreichen. Sie haben sich wahrscheinlich in bestimmte Richtungen bewegt: a) aus Neugierde ("Was ist hinter dem nächsten Berg?"), b) aus Notwendigkeit (unüberwindbare Hindernisse, Bergketten, Flüsse, Seen) und c) zur Verbesserung ihrer Ernährung (hinter diesen Herden her). Nun aber die Frage: Wenn dem so ist, dann würden diese Menschengruppen sich vollkommen unregelmäßig bewegen. Vom Ausgangspunkt aus gesehen vorwärts, seitwärts und auch mal rückwärts. Oder seitwärts, dann rückwärts. Auf diese Weise müssten dann viel, viel mehr Kilometer / Jahr zurückgelegt werden, um nach Zufallsgesichtspunkten 1000 Kilometer von Afrika weg oder z. B. in Richtung Europa zu kommen.

Gibt es zu dieser Frage Forschungen, die man hier einbauen könnte?

--

Soeben gefunden:

Stammen wir von nur einer Art ab? || Ein 1,8 Millionen Jahre alter Schädel könnte den Stammbaum des Menschen grundlegend verändern. Gemeinsam mit anderen Überbleibseln, die Forscher in Georgien ausgegraben haben, legt er den Schluss nahe, dass unsere ältesten Vorfahren einer einzigen Homo-Art entstammten - und nicht aus mehreren, wie bisher gedacht. (orf.at)

--

Nachtrag: Die Funde von Dmanisi (auch: Dmanissi geschrieben) locken alle Zeitungen. Gestern Nacht auch im SPIEGEL, E-Paper, gelesen. (21.10.2013)




Donnerstag, 17. Oktober 2013

Feinripp

Das wollte ich schon lange mal anmerken. Heute habe ich es endlich getan. Mal sehen, ob das vor den Augen der Wikipedia-Puristen Gnade findet. -- Geschrieben in Erinnerung an Kollegen, die, Jahre her, sich nicht einkriegen konnten vor Kichern, wenn sie nur das Wort 'Feinripp' hörten. Ein universelles, auf die eigene Mittelmaß-Überlegenheit setzendes Wertesystem zeigte sich da.


Trivia

Feinripp ist ein Schlüsselwort, das in der Diskussion der Frage, was als 'spießig' bzw. als 'cool' zu gelten hat, eine wichtige Rolle spielt. [1][2]

Einzelnachweise

[1] Hochspringen↑ Harry Luck: Wie spießig ist das denn? München 2013. (Online. Stand: 17.10.2013)
[2] Hochspringen↑ Typologie der Jogger. Der "Coole" rennt im Feinripp-Unterhemd. (Süddeutsche Zeitung, 9. April 2010.Online. Stand: 17.10.2013)

Gottes eigene Sprache

Wert, weitererzählt zu werden:

Als Gott die Dialekte verteilte, sagte er zu den Bayern: "Jo mai, so sogt ma dös!" Zu den Sachsen: "Ei verbibsch, nu reded ihr soo!". Als die Schwaben an der Reihe sind, ist kein Dialekt mehr übrig. Gott überlegt kurz und sagt: "Gell fei, no schwätzet ihr äba so wia i!"

ibiber.de • Sonntag, 31. Oktober 2010 • Kategorie: Schwabenwitze

Dienstag, 15. Oktober 2013

In die Hand beißen, die einen füttert

Man geniert sich natürlich. Aber die dümmsten Sprüche haben unter der Voraussetzung der umfassenden menschlichten Blödheit ihre Berechtigung: Man soll, heißt es, nicht in die Hand beißen, die einen füttert. So oder so ähnlich.

"Seit mehrere Staaten ihre Marine-Patrouillen in der Region verstärkt haben, ist die Piraterie zurückgegangen. Viele Seeräuber haben sich mittlerweile auf die Entführung von Touristen und Mitarbeitern von Hilfsorganisationen im Norden Kenias und in Somalia verlegt."

Da taumeln immer wieder europäische und us-amerikanische Totalhilfswillige in die Krisengebiete, offenbar, weil sie zwanghaft gut sein müssen, und dann werden sie von den einheimischen Realos entführt, und die Regierungen der Good-will-Bürger sollen Lösegeld zahlen. Welches Gefühl beschleicht da zwangsläufig den Normalo in Deutschland, den USA, usw.?

--

PIRATERIE
Somalischer "Pirat 001" kommt nicht ins Kino
Der somalische Piratenchef war dümmer, als die Polizei erlaubt: Er flog mit einem Komplizen nach Brüssel, um einen Filmvertrag zu unterzeichnen. Aber das war eine Falle. Jetzt sitzen die Seeräuber hinter Gittern.

Mit einem erfundenen Filmprojekt haben belgische Polizisten zwei führende somalische Piraten nach Brüssel gelockt und bei der Ankunft auf dem Flughafen verhaftet. Dies teilte Staatsanwalt Johan Delmulle vor der Presse mit. Die beiden Männer sollen die Entführung des belgischen Schiffes "Pompei" im April 2009 geleitet haben. Das Schiff war zwei Monate später gegen Zahlung eines hohen Lösegeldes wieder freigekommen.

Der Somalier Mohammed Abdi Hassan, auch als Afweyne ("Großmaul") bekannt, galt als einer der wichtigsten Piratenführer an den Küsten des Indischen Ozeans. Er trug den Spitznamen "Pirat 001", berichteten belgische Medien. Auch bei der Kaperung und Entführung des belgischen Schiffs spielte er nach Zeugenaussagen des zweiten Steuermannes eine zentrale Rolle.

Per Totalzufall dann noch der Front National, wie die Schweizer ihn sehen

Montag, 14. Oktober 2013

Letzte Anmerkung heute

Also auch das noch!

"Jetzt ärgert sich auch der Take-That-Sänger. So lästert Robbie Williams über „Wetten, dass..?“"

Muss "Wetten dass..." eigentlich so cindymäßig plemplem sein, dass es dauernd im Ausland weitergetratscht wird?

Oskar Beck (Journalist)

Die Welt zerfällt in Einzelaspekte, und wer glaubt, man könne da einfach konsequent selektieren, der ist schief gewickelt. Ein Aspekt, gleich nach el-Masri: Ein WELT-Journalist namens Oskar Beck, der sich offenbar gern schreiben hört. Um es mal so zu sagen:

Meinung 14.10.13 Kolumne "Querpass" | Gute Gründe gegen einen neuen Vertrag für Löw | Ende dieser Woche soll der Vertrag mit Bundestrainer Joachim Löw vorzeitig verlängert werden. Aber warum hat es der Deutsche Fußball-Bund so eilig? Du musst nicht heute tun, was bis morgen Zeit hat. Von Oskar Beck

Wir könnten ja mal Trappatoni fragen, ob er Löw ablöst. Trapp scheint gerade frei zu sein. Also unterm Strich -- warum müssen ... <Ausdruckskontrolle!> immer alles, was ihnen so durch den Kopf schießt, gleich in der WELT veröffentlichen? Sie könnten doch einen kleinen persönlichen Blog anlegen. :-)

"El-Masri in neuem Prozess freigesprochen"

Ich halte einmal fest: Wenn in 50 Jahren die Geschichte dieser Zeit (1980 - 2013) geschrieben werden wird, dann erst wird man wirklich sehen, wie seltsam die Zeiten waren. Ein Aspekt unter vielen: Die Völkerwanderung in dieser Zeit und ihre sonderbaren Aspekte.

Ich lese also soeben auf Google News (das wir sich morgen geändert haben):

El-Masri in neuem Prozess freigesprochen. DIE WELT - ‎vor 16 Minuten‎ || Seit seiner Verschleppung durch den US-Geheimdienst gilt Khaled el-Masri als traumatisiert. Mehrfach wurde er straffällig, im Gefängnis saß er viele Jahre. Jetzt ist er ein freier Mann. Khaled El Masri am Montag im Amtsgericht Kempten (Bayern) auf dem ...

Die Wikipedia führt ihn an:

Khaled al-Masri (* 1963), deutscher Staatsbürger, der von der CIA entführt wurde

Das kommt mir gewollt politisch korrekt und unsäglich formalistisch vor. Ausformuliert heißt es dann:

Khaled al-Masri (auch el-Masri; arabisch ‏خالد المصري‎ Chālid al-Masrī, DMG Ḫālid al-Maṣrī; * 29. Juni 1963 in Kuwait) ist ein deutscher Staatsbürger, der wegen seiner Entführung (Extraordinary rendition) und Folter durch den amerikanischen Auslandsgeheimdienst CIA im Rahmen des Kriegs gegen den Terror im Jahr 2003 bekannt geworden ist.

Also ein in Kuwait geborener Libanese, der Deutscher geworden ist. 

Weiter, es ist alles sehr verwirrend:

Ende Januar 2007 erließ das Amtsgericht München Haftbefehle gegen 10 CIA-Mitarbeiter, die im Verdacht stehen, an al-Masris Entführung nach Afghanistan beteiligt gewesen zu sein. Ihnen werden Freiheitsberaubung und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.[26] Das Bundesministerium der Justiz gab die Haftbefehle zur internationalen Fahndung frei. Die USA protestierten dagegen und versuchten erfolglos, die internationale Fahndung zu verhindern. So sind seitdem 10 der 13 mutmaßlichen CIA-Agenten, die an al-Masris Entführung beteiligt gewesen sein sollen und durch von spanischen Behörden übermittelte Hotellisten enttarnt worden sind, in den 186 Interpol-Mitgliedsstaaten „mit dem Ziel der Festnahme zwecks Auslieferung nach Deutschland“ zur Fahndung ausgeschrieben – und damit für die USA praktisch nicht mehr international einsetzbar.

Weiter:

Anfang Februar 2007 wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Ulm gegen al-Masri wegen vorsätzlicher Körperverletzung ermittelt. Al-Masri hatte einen Mitarbeiter der Prüfgesellschaft Dekra verprügelt. Dieser hatte ihn abgemahnt, weil er zu viele Stunden seiner Ausbildung zum LKW-Fahrer verpasst hatte, woraufhin al-Masri ausrastete und zuschlug. Über seinen Anwalt bedauerte er den Vorfall und kündigte an, sich bei seinem Opfer zu entschuldigen und die Verantwortung zu übernehmen, und gab als Grund für seinen Ausraster seine „schwere Traumatisierung“ an.

Weiter:

Am 11. September 2009 überfiel al-Masri den Neu-Ulmer Oberbürgermeister Gerold Noerenberg in dessen Büro und schlug ihn so, dass Noerenberg anschließend ärztlich versorgt werden musste.

...

Während der Verbüßung dieser Haftstrafe schlug er im Juli 2010 in der Justizvollzugsanstalt Kempten einem Bediensteten so heftig ins Gesicht, dass der Mann fünf Wochen lang dienstunfähig war.

Das können jetzt alles Folgen einer Traumatisierung durch die CIA-Entführung sein. (Wie sind diese Leute nur darauf gekommen, el-Masri zu entführen? Was hatten die nur für Informationen?) Es kann aber auch sein, dass es Einzelmenschen gibt, die, aus welchen Gründen auch immer, sozial nicht angepasst sind und in jeden Schlamassel kommen, der am Weg liegt. Und eine gewisse Zahl solcher Leute können ein "Gemeinwesen" ganz schön aufmischen. Von den Kosten nicht zu reden, die da entstehen. Nun denn -- die neue Völkerwanderung in dieser Zeit und ihre sonderbaren Aspekte.



Patti D’Arbanville




1933-2013. Das nackte Entsetzen.
David Hamilton zum 80. Geburtstag
(SPIEGEL Online)

Literarische Skizze: Das blaue Bidet

Literarische Skizze:

Holger Behrmann hatte die Arbeit als Ferienjob übernommen. Für 10 Euro die Stunde. Er führte gewissenschaft Buch. Arbeitsbeginn und Arbeitsende. Das Abarbeiten der Papierstapal in Zentimetern dazu. Die Papiere gehörten seinem Onkel, dem Schriftsteller K., der, wie jedes zweite Jahr, zu einer Weltreise aufgebrochen war. In dieser Zeit sollte Holger die Papiere ordnen, die in großen Stapeln im Regal lagen. K. legte, wenn etwas auf seinen Schreibtisch kam und er es angesehen hatte, einfach alles in diesem Regal aufeinander. Holger machte die Arbeit keine besondere Freude, er verdiente damit einfach Geld. Er sagte sich, dass es Schlimmeres gab, als die Papiere eines bekannten Schriftstellers zu ordnen.

Hin und wieder las er, was ihm in die Hände kam, ein wenig genauer. Genauer, als es für das bloße Ordnen notwendig war. An diesem Morgen war ihm eine handschriftliche Notiz seines Onkels aufgefallen. K. hatte geschrieben:

"Was um alles in der Welt ist das? Ich lese in der Zeitung, dass Das blaue Bidet von Joseph Breitbach bei Wallstein neu herauskommt. Da steht dann auch, dass dieses Buch 1978 zum erstenmal erschienen ist. Ich habe es gleich im Internet überprüft. Man kann Erstausgaben mit Widmung des Autors kaufen. Erschienen 1978. -- Und ich? Ich hätte schwören können, dass 1972 ein junger Literaturdozent in Erlangen mir in einem Café, in das wir nach einer Vorlesung von Professor Fülleborn alle gegangen waren, dieses Buch empfohlen hat. An das Jahr kann ich mich genau erinnern, weil ich im Herbst dann mit meinem Fullbright-Stipendium nach Boston gegangen bin. Helen studierte damals schon in Wellesley. Ich war ihr gefolgt. Also ist das eine wirklich genaue zeitliche Eingrenzung, und ich war mir bis heute der Sache mit Breitbach vollkommen sicher, ohne sonderlich viel darüber nachzudenken. Ich erinnere mich sogar, dass dieser junge Dozent mir den Inhalt des Romans erzählt hat. Soll ich nun an meinem Gedächtnis zweifeln? Da zweifle ich doch lieber an der Realität als an meinem Gedächtnis!"

Wohin, überlegte Holger Behrmann, sollte er diesen Zettel legen? Nach kurzem Nachdenken ordnete er den Zettel in die Kategorie ein, die K., der Schriftsteller, vorgegeben hatte: Zweifel an der Realität. Dort lagen nur wenige Zettel und ein Buch. Aber diese, Zettel, wie Buch, 'hatten es in sich', wie Holger später in seine Arbeitsheft schrieb.

Freitag, 11. Oktober 2013

"Waffengleichheit" ...

... so heißt ein Artikel im SZ-Magazin von heute, 11.10.2013, S. 66. Mary Jennings Hegar hat durchgesetzt, dass sie in vorderster Front kämpfen = schießen, töten und ggf. sich verwunden und töten lassen darf. In ihren Augen eine Sache der karrierefördernden Gleichberechtigung zwischen Männen und Frauen. Hegar ist Hubschrauberpilotin. Als ihre "schönsten Momente in Afghanistan" bezeichnet sie die Augenblicke, in denen sie vor einheimischen Frauen ihren Pilotenhelm abgenommen hat. Ihre Hoffnung: afghanische Frauen ermutigt zu haben.

GOLDMAN SACHS: Der Bauer und der Fuchs

Alles erinnert auf einmal an Geschichten über die Freimaurer von ehedem: ein Bruderbund, der sich gegenseitig deckt und die Posten zuschanzt. Die Jesuiten werden genannt in dem Film. Man könnte an alle möglichen Geheimbünde denken. Die Illuminaten. In der Öffentlichkeit wirken und im Geheimen verlinkt sein, einfach die gleiche Sprache sprechen und die gleiche Denke denken.

---

How close are Goldman Sachs's connections with the US treasury? | What can we make of 'two dozen' conversations between treasury secretary Henry Paulson and Goldman's Lloyd Blankfein last September during the AIG rescue? (The Guardian, online)

---

Aus den vielen Statements ist etwas hänge geblieben. Einer der Interviewten sagt: Nein, er mache Goldman Sachs gar keinen Vorwurf. Es sei halt so: Wenn der Bauer das Gatter offenlasse, und der Fuchs hole die Gänse -- könne man dann dem Fuchs einen Vorwurf machen?

---

Schlussfolgerung, mit Blick auf das Ganze: Ich betrachte Boris Becker und Goldman Sachs und sage mir -- Arbeitshypothese --, dass ich auf einem Narrenschiff [1] lebe.

---

Und auch das noch schnell:

Goldman-Sachs-Mitarbeiter Fabrice Tourre

Zu den Geschädigten gehörte auch die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB, die eine wichtige Rolle am US-Hypothekenmarkt gespielt hatte, sich verspekulierte und vom deutschen Steuerzahler mit Milliarden gerettet werden musste. Sie war eines der ersten Opfer der Finanzkrise.

Die Entscheidung des Gerichts stellt einen der größten Siege für die US-Börsenaufsicht SEC dar, die das Zivilverfahren angestoßen hatte. Die Anwälte der Börsenaufsichtsbehörde (SEC) nannten Tourre das Gesicht der Wall-Street-Gier. Tourres Anwälte bezeichneten ihn hingegen als Sündenbock in einer Wirtschaftsflaute, die von größeren ökonomischen Mächten ausgelöst worden sei.

"Größere Mächte"? Das ist: Das Böse an sich, das ungreifbare? Oder gibt es am Ende doch: Namen, Personen, Verantwortliche?

GOLDMAN SACHS: Die Geschichte ...

... geht weiter.

Natürlich suche ich nach Informationen an der Quelle. Und bin vollkommen überrascht. GS geriert sich ganz öffentlich wie eine Mischung aus Ferienreise-Unternehmen (.com) und Geheimdienst (.de). Was ist denn da los?



===


(Vergrößern = Draufklicken)

Das muss man durchsuchbar machen. Ich wandle um:

Goldman Sachs
SECURITIES DIVISION
Zertifikate I Anleihen I Optionsscheine
Wichtige Hinweise und Nutzungsbedingungen
Erfahren Sie mehr über Cookies
Wichtige Hinweise
Die auf diesen Internet-Seiten genannten Wertpapiere werden insbesondere in den Vereinigten Staaten
oder an bzw. zu Gunsten von US-Personen nicht angeboten oder verkauft. US-Personen in diesem Sinne
sind solche, wie sie in Regulation S des United States Securities Act of 1933 definiert sind und umfassen
insbesondere Gebietsansässige der Vereinigten Staaten sowie amerikanische Kapital- und
Personengesellschaften.
Goldman Sachs International
In Pop-Fenster anzeigen Drucken
Ich bestätige, dass ich meinen Wohnsitz in Deutschland oder Österreich habe.
Ich akzeptiere die obenstehenden wichtigen Hinweise, Nutzungsbedingungen und Datenschutzerklärung und bin mit der Verwendung meiner Daten entsprechend der Datenschutzerklärung einverstanden.
Seite betreten

Ok, ich akzeptiere erst mal alles. Es ist ja auch alles der Wahrheit entsprechend. Ob ich damit der Securities Division das Recht einräume, meinen PC zu entern, ist mir nicht klar. Ich mache das, nur um an das zu kommen:

Goldman Sachs International
Zweigniederlassung Frankfurt am Main
MesseTurm
Friedrich-Ebert-Anlage 49

D-60308 Frankfurt am Main


Telefon: 0049 - (0)69 - 75 32 10 00
E-Mail: warrants@gs.com
Internet: www.gs.de
Amtsgericht Frankfurt - HRB 73884
USt.-ID: DE239597301

GOLDMAN SACHS: Die Geschichte geht so: ...

Ich habe auf dem Festplattenrecorder eine Sendung von arte aufgezeichnet. Eher nebenbei. Nichts Besonderes. Nach einer. ebenfalls aufgezeichneten, Folge von Navy CIS sehe ich sie mir an, diese Sendung. Bereit gleich auszuschalten und ins Bett zu gehen.

Dann auf einmal schaue ich, schaue zu, bin fasziniert. Werde innerlich atemlos. Kann das denn sein? Diese Kartelle. Mario Draghi, nur ein Beispiel? Und Trichet sagt: Auf diese Frage zu Draghi sei er nicht vorbereitet gewesen. Atmet tief durch. Vor laufender Kamera ist jemand am Ende. Nein, dazu, zu Draghi, werde er nichts sagen. Ende.

Ich schaue bis zum Ende. Diese Zusammenhänge! Diese Personen-Kartelle! Es ist unglaublich. Wer von unserer vergangenen Bundesregierung weiß wieviel über diese Dinge? Wissen nicht im Sinne von mitschuldig sein, sondern wirklich einfach: wissen. Informiert sein.

Am Ende gehe ich zum PC. Und bin dankbar, dass die Sendung im Internet bereitgestellt wird. Jérôme Fritel, Marc Roche. Das wird vieles leichter machen. (Vollständig hier!)

GOLDMAN SACHS - EINE BANK LENKT DIE WELT || Die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs ist in den letzten Jahren zum Symbol für Maßlosigkeit und ausufernde Spekulationen im Finanzbereich geworden. Ihre Geschäfte mit der Zahlungsunfähigkeit amerikanischer Privathaushalte haben sie zwar an den Rand des Bankrotts gebracht, aber letztlich wurde sie dank ihrer politischen Verbindungen vor dem Aus bewahrt. Auch gegen den Euro soll Goldman Sachs spekuliert haben und an der Wirtschaftskrise Griechenlands nicht unbeteiligt sein. || Erstausstrahlungstermin: Di, 24. Sep 2013, 20:15. || Themen: Dokumentationen, Gesellschaft

Natürlich wird mir klar, wie geschickt und manipulativ der Film aufgebaut ist. Aber er ist dadurch nicht falsch. Und er ist sicher nicht geschickter und manipulativer als GOLDMAN SACHS.

GS: The Very Big Subject


GOLDMAN

SACHS

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Haderers Boris (Buchmesse!)

Genie? Der Begriff hat nur Sinn, wenn man das Gebiet dazu nennt. Ja, Haderer ist ein Genie* des karikierenden Zeichnens. Leute, kauft nicht nur die Zeitungen, in denen er seine -- die seine Bilder veröffentlichen! Kauf auch seine Bücher! Stellt sie, diese Bücher, nun, meinetwegen: auf eure Gästetoiletten. In den halböffentlichen Raum jedenfalls. Auf dass diese Bücher mehr Menschen erreichen. Blättert im STERN, online meinetwegen!

Die Gegenwart: Boris Becker veröffentlicht sein Leben. Ein Ereignis zur Buchmesse.** Zum zweiten Mal schon, so weit ich weiß. Gerhard Haderer hat dieses Leben vor längerer Zeit schon, als Boris noch nicht mit Sharlely Kerssenberg*** verheiratet war, kommentiert.


Frauen im gebärfähigen Alter, aufgepasst: Boris ist wieder Single!

---

| * Das Genie! | 18. Dezember 2008 | Von M. Wiedemann | Wunderbar. Der Meister des Lichts! [...] Der Herr Haderer ist ein Genie der Illustration.

|** Ach ja, die Buchmesse! Wer hat in diesem Jahr eigentlich kein Buch geschrieben (oder doch zumindest: veröffentlicht)?

|*** Da ich nicht ganz auf dem Laufenden war, habe ich nachgesehen: "2005 trafen Boris Becker und sie sich zum ersten mal in einem Restaurant. Nach 2 Jahren Beziehung trennte Boris sich von ihr. Nach der gescheiterten Beziehung mit Sandy Meyer-Wölden[,] die 83 Tage dauerte[,] kehrte Becker zu Lilly Kerssenberg zurück. Sie empfing ihn mit offenen Armen und machte ihm keine Vorwürfe, was Boris sehr an ihr schätzte. [!] Am 28. Februar 2009 machte er ihr bei der Show "Wetten, dass …?" einen Heiratsantrag. Am 12. Juni heirateten sie in St. Moritz. Am 09. Februar kam ihr erstes gemeinsames Kind Amadeus Benedict Edley Luis zur Welt."

Amadeus Benedict Edley Luis Becker! Der arme Kleine!

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Flüchtlinge und Asylanten

Ich bin, meinem Selbstverständnis und meiner Selbsterfahrung nach, weder hartherzig noch abweisend gegenüber Fremden. Ich glaube nur, dass wohlfeiles Gutsein ohne das Durchrechnen der Folgen immer etwas leicht Seltsames hat. Hier also jemand (Nickname emporda, 8. Oktober 2013) der rechnet.

Wie viele Wirtschaftsflüchtlinge mit etwa 90% Analphabeten ohne Ausbildung und Fähigleiten kann ein Land der Hochtechnologie integrieren ohne den Wohlstand seiner Bürger zu gefährden. Länder der westlichen Hochtechnologie erzeugen ein BIP 35.000 – 50.000 US$/Jahr/Einwohner, die islamischen Länder mit etwa 2 Milliarden Menschen 500 – 3.500 US$/Jahr/Einwohner. Die internationalen Konzerne beschäftigen in den Ländern der Hochtechnologie weit unter 10% der Arbeitnehmer, leisten aber bis zu 50% der Forschung mit Patenten und sichern die Arbeitsplätze. Ein kleines Land wie Südkorea meldet 1990 – 1999 etwa 17.000 Patente an, Ägypten schafft bei 90 Millionen Einwohnern bei über 50% Analphabetismus 77 Patente.

Warum stellt eigentlich niemand an die deutsche Bevölkerung die Frage, wie viel jeder Einzelne bereit ist, für Immigranten, steuerlich und insgesamt, aufzubringen? Weil das populistisch wäre? Und warum ist das nicht demokratisch? Weil "das Volk" ein Kind ist -- vielleicht Infant, aber eben doch: Kind --, dass man so konkret nicht fragen darf? Weil man das Ergebnis fürchtet? 

Dienstag, 8. Oktober 2013

Franz-Peter Tebartz-van Elst (Bischof)

Ich habe mich schon vor Jahren gefragt, was der mangelnde Priesternachwuchs für Folgen für die deutschen Bischofsämter haben wird. Es scheint ja zwangsläufig: Wenn die Auswahl geringer wird, dann bestehen sehr gut Chancen für die Mediokren und Schrägen und irgendwann für die ganz Schrägen. Jetzt scheint es also so weit zu sein.

Limburger Bischofsresidenz deutlich teurer | „Wir sind durch den Bischof hinters Licht geführt worden“ || 07.10.2013 Ursprünglich waren für die neue Limburger Bischofsresidenz drei Millionen Euro eingeplant, jetzt ist nach Informationen der F.A.Z. von mindestens 31 Millionen die Rede. | Von VOLKER ZASTROW | Ihm wird Verschwendung vorgeworfen: Bischof Tebartz-van Elst. (faz.net online)


(Foto hier*)

Gutwillig würde ich, nach dem Foto-Augenschein, den Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst -- schöner Name übrigens -- als schrägen Vogel bezeichnen. Verzeihung, Euer Eminenz, iss so!

Was wohl der neue Papst im Herzen von solchem Verhalten seines Bischofs hält? Könnte ihn nicht jemand mal fragen, bei einer Privataudienz?**

--

|* Interessanter Blog, den ich im Auge behalten werde. Brights. Die Natur des Zweifels. De omnibus dubitandum.

|** Ok, gesehen: Der Bischof Robert Zollitsch fragt in diesen Tagen beim Heiligen Vater nach. Auch in Ordnung. (14.10.2013)

Montag, 7. Oktober 2013

Shi Ming

Ich komme auf den Journalisten Shi Ming zurück...

Und wünsche mir ein Buch von ihm. Inhalt (nicht der Titel!): Alles über China. (Eine Utopie, schon klar.) -- Meine Erwartungen:

  • Geschichtlicher Abriss
  • Tradition und heutige Politik (Religiöse und politische Traditionslinien)
  • Die chinesische Seele (verglichen mit der europäischen / deutschen)
  • Die Regionen / Stämme / Völker des heutigen China
  • Gefahr des Auseinanderbrechens des Landes
  • Deutschland und China: Wirtschaftsbeziehungen und wechselseitige Vorurteile



Sonntag, 6. Oktober 2013

Copernic. Mal wieder.

Aus der schönen Welt des technischen Fortschritts: Gestern Abend eingeladen. Das Gespräch kommt unversehens auf Festplattenindizierer. Windows-Suche, nicht gut. Google Desktop Search, Entwicklung wurde eingestellt. (Am 14. September 2011 schon. Wusste ich Ignorant gar nicht!) Dann Copernic. Ich vermelde, dass ich das mehrfach auf dem PC hatte, aber jedesmal hat es nach 6 Wochen nicht mehr funktioniert. Es fand einfach keine Dateien mehr. Dabei hätte ich das Programm und seine Möglichkeiten sehr geschäftzt. -- Nein, sagt H., er habe da nie Probleme damit gehabt. Nein, wirklich nie!

Wieder zuhause installiere ich das Programm. Es hat jetzt, Version 4, eine neue Oberfläche. Ich bin zuversichtlich. Lasse den PC laufen, auf dass in der Nacht der Index erstellt werde. Als ich heute morgen hoffnungsfroh nachsehe, erscheint das:

Noch gebe ich nicht auf. Ich setze die Copernic-Indizierung auf "Volle Leistung", heißt jetzt: "Uneingeschränkt". Aber das Gefühl von Enttäuschung macht sich schon wieder breit.

Samstag, 5. Oktober 2013

Obdachlosenzeitungen

Obdachlos ist ein hartes, manchmal aber auch ziemlich frei gewähltes Schicksal. Aber, wenn ich ehrlich bin, ich frage mich: Sollte diese Gruppe von Menschen Zeitungen herausbringen? Berichte, Erläuterungen, ja, aber Zeitungen? Was kann da drin stehen, das die Menschen interessiert? Es müsste mich interessieren? Wirklich? Warum? Ich krieg das alles nicht mehr unter! Ich soll mich für alles interessieren? Das ist einfach zu viel.

TAGESSPIEGEL Online:

Obdachlosenzeitungen in Berlin | Schon wieder so einer || Von Alicia Rust || Gar nicht obdachlos. Markus W. hat eine kleine Wohnung, arbeitet fünf Tage die Woche und will keine Almosen. || Viele Leute sind genervt, wenn Markus W. in die Bahn einsteigt. Er verkauft Obdachlosenzeitungen – doch das lohnt sich immer weniger. Großfamilien drängen in das Geschäft, und arme Rentner hoffen auf ein paar Euro extra. Ein Straßenreport.

„Einen schönen guten Tag, meine Damen und Herren. Ich bitte um Entschuldigung für die Störung. Ich verkaufe die neue Ausgabe des Straßenfegers mit dem Thema Orte. Die Zeitung unterstützt Obdachlose und so arme Teufel wie mich. Und sie kostet 1,50 Euro. Neunzig Cent davon gehen an mich. Da ich aufgrund einer Gehirnhautentzündung zum Invaliden wurde, wäre es sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie mich durch den Kauf einer Zeitung oder durch eine kleine Spende unterstützen würden. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen noch einen guten Tag.“

Der Hintergrund des Problems ist doch: Eine liberale (!) Grundtendenz in der heutigen Gesellschaft lässt alle gelten, die ehedem ausgegrenzt waren. Das kostet erst mal nichts und bringt ein gutes, flauschiges Gefühl von Fortschrittlichkeit. An der Lage und wohl auch an der Einschätzung der verschiedenen ehedem ausgegrenzten Gruppen hat sich aber erst einmal nichts geändert. Der entscheidende Punkt bleibt nämlich jetzt: Haben die Gruppen a) Macht, b) Geld, c) ein eigenes Interesse, in der Öffentlichkeit aufzutreten. Jetzt die Beispiele: Schwule haben b) und c), manchmal sogar a). Also, ok -- eine Zeitung würde sich rechnen. Prostituierte haben in unterschiedlichem Umfang b), kaum a), nicht c). (Spezielle Werbung in den Abendzeitungen gilt da nicht.) Behinderte? Obdachlose?

You've got swag!

Eine Twitter-Äußerung einer alten Bekannten: "You've got swag!" Was mag das wohl heißen? || swag -- Leo sagt: die Beute, die Diebesbeute, Gewinn aus einem Diebstahl, die Girlande, der Raub, die Sore [sl.] - Gaunersprache | Das kommt doch alles nicht hin!

Suche und da das

What does "you've got swag" mean? Sahi asked 4 years ago. My friend said "you've got swag"? I have a doubt that it could mean 'style'? Well, what would you say? || Best Answer: Tareksgirl64, answered 4 years ago. -- Kind of. It means style, the way you carry yourself, your personality, all that rolled up in one package. Source: Working at a high school.

Jesses, wie kann man da auf style kommen? Na ja, Jugenssprache! Leo-Diskussion, den Tonfall beachten! Und wenn das in einem Text vorkommt, wie übersetzen wir es jetzt?


Kontrafaktur mit Marlene Dietrich

NDR Kultur Sendedatum: 05.10.2013 08:30 Uhr. Ich brauche das Buch. Joachim Meyerhoff liest seine bisher unveröffentlichte Erzählung.

Die wahrhaft skurrile Geschichte: Ein Bildband in der Buchhandlung. Vorne drauf Marlene Dietrich mit endlos langen Beinen. Im Buch die Bild-Geschichte einer Hyänin, die sich, weil die Fressgier größer ist als der Schmerz, sich selbst auffrisst.

Tatsächlich findet sich im Netz eine klärende Sache. Meyerhoff hat das in Klagenfurt vorgelesen:

Hubert Winkels dankte dem Autor für die „rasant vorgetragene“ „rasante“ Geschichte. Dem Up-Tempo-Lesen des Autors entsprechend, werde man wie in einem Film mitgerissen. Das sei „unterhaltsam und gut“, das Bücherklauen münde ein in eine „Souveränitäts- behauptungsgeschichte“ mit „klassischer Humorstruktur“. Die Hyäne fresse sich selbst – eine Motiv das sein Kontrafaktur mit dem Bild Marlene Dietrichs auf dem Titelblatt finde und in den Körper des Helden überführt werde, wenn dieser während der Flucht das Buch an sich klammere. „Ganz großartig, subtil und rasend komisch“, so Winkels. Der Detektiv sei der Dämon des Protagonisten und zerstöre ihn mit dem Satz: „Du Depp…“, indem er seine Prätention kaputt mache. Einziges Problem sei das Ende: der Cicero-Satz sei „reine Erbauung“ , eine Sentenz die dem Leser nahelege: was erlebt wurde, sei parabelhaft zu verstehen. „Der Text will am Ende bedeutsamer sein, als er es ist". Allein die Geste des Detektivs, das Buch wie ein zürnender Gott auf den Dieb zu schleudern, mache das „moralische Wollen“ des Textes augenscheinlich.

Freitag, 4. Oktober 2013

BioShock

Mir hat der Name BioShock bis vor kurzem nichts gesagt. Dann bin ich auf ihn gestoßen, als ich ein schönes und wunderbar gesungenes Lied gesucht habe. Ausgerechnet. "Bioshock Infinite Soundtrack - 28 - Will The Circle Be Unbroken".



Also habe ich ein wenig weitergeforscht. Und ich stoße auf das, in der Wikipedia!

BioShock wurde in Deutschland zwar als USK-18-Version veröffentlicht, die dennoch geschnitten ist, um einer Indizierung zu entgehen. Die Blutmenge bei Treffern wurde vermindert, blutige Schadenstexturen durch Treffer und offene Fleischwunden bei verbrannten Gegnern wurden entfernt und es ist nicht mehr möglich, tote Gegner mit Telekinese durch die Luft zu schleudern. Zudem wurden diverse Filmsequenzen entschärft, allerdings blieben die gescripteten Deko-Leichen und das in Deutschland oft modifizierte Ragdollverhalten unangetastet.

Da kommt mich das Grausen an! Der Wahnsinn wabert durch die Welt und die Leute merken es nicht. Und ich erinnere mich wieder an die Killerspiele-Freunde in der Wikipedia, die ihre Spiele auf keinen Fall Killerspiele nennten wollten. Mal hingeschaut auf meine Resignation vom 19. Okt. 2009.

Letzte Einlassung meinerseits. Das hier ist eigentlich nicht meine Baustelle. Ich finde halt gelegentlich, dass reale gesellschaftliche Abläufe in einen Artikel gehören. Nun also -- ich habe den klaren Eindruck, dass hier Killerspiele-Liebhaber ihr Spielzeug verteidigen. Dagegen vorgehen zu wollen, ist mir einfach zu blöd.

In diesem Archiv auch so manch anderes, das mich den Kopf schütteln lässt. Kann man es wirklich dabei belassen zu sagen: 'So sind die Menschen heute. Und besser Killerspiele-Spieler als SS-Männer.'

Nachtrag (07.10.2013): Endlich die richtige Variante des Texts gefunden, unter so vielen Varianten!

"Will The Circle Be Unbroken"

There are loved ones in the glory,
Whose dear forms you often miss:
When you close your earthly story,
Will you join them in their bliss?

Chorus:
Will the circle be unbroken
By and by, by and by?
Is a better home awaiting
In the sky, in the sky?

In the joyous days of childhood,
Oft they told of wondrous love.
Pointed to the dying Saviour;
Now they dwell with Him above.

(Chorus)

You remember songs of heaven
Which you sang with childish voice.
Do you love the hymns they taught you,
Or are songs of earth your choice?

(Chorus)

You can picture happy gath'rings
'Round the fireside long ago,
And you think of tearful partings,
When they left you here below.

(Chorus)

One by one their seats were emptied,
One by one they went away;
Now the family is parted,
Will it be complete one day?

(Chorus)

Kommentare, gecancelte

Mittagspause mit Blick in die ZEIT vom 2. Oktober. Viele wichtige Artikel, zu wenig Zeit um sie alle zu lesen. Am Ende die Frage, zu was ich etwas sagen will.
  • Robert Gast: Expedition zum Urknall. (Übersichtsartikel über die Fortschritte und Probleme der Grundlagen-Physik; noch nicht online)
  • Jan Schweitzer: Kein Kommentar (Popular Science Online schaltet die Kommentar-Funktion ab)
  • Reinhard Osterroth / Sarah Schaschek: Er schreibt, wie es war (Klaus Kordon erzählt Geschichte in Geschichten)

Die Sache mit Kordon ist mir – persönlicher Grund, weil ich an einem sehr speziellen Geschichtsbuch schreibe – am nächsten. Die Sache mit dem Urknall ist sicherlich der Artikel mit der größten Tragweite und Relevanz. Dennoch fällt meine Wahl auf die Sache mit der Abschaltung der Kommentar-Funktion. Man hat also bei Popsci und anderswo herausgefunden, dass starke, laute Meinungsäußerungen oft die Wahrheitsfindung stören, gar verhindern. Das lässt jetzt fragen, wie es mit der Wikipedia und ihrem Fakten- und Relevanz-Modell steht. Ich hatte ja immer im Verdacht, dass auch in der Wikipedia diejenigen, die am lautesten sind, bestimmen, was Fakt ist und was überhaupt behandelt wird = einen Artikel bekommt. Auf diese Idee sind also auch noch andere gekommen. Schau an!

Und immerhin -- steht auch bei Jan Schweitzer: Die Leser dürfen die Popsci-Entscheidung kommentieren! Schaun wir doch mal hin!

Und sehen wir uns die Begründung für das Abschalten genauer an.

Why We're Shutting Off Our Comments. 
Starting today, PopularScience.com will no longer accept comments on new articles. Here's why.

Der Apfel fällt

Haben Sie heute etwa schon einen Apfel gegessen? Oder den Apfel gar angebissen liegengelassen? Das dürfen Sie nicht! Apple hat das weltweite Recht auf alle Äpfel!

Oder halte -- vielleicht doch nicht! In Bonn ist eine Asterixine aufgestanden und hat sich den Römern* von Apple tapfer zum Kampf gestellt. Und hat obsiegt! Man stelle sich das mal vor! Hängt der Apple-Apfel etwa an einem absteigenden Ast, nicht nur börslich gesehen?!

Christin Römer ist in diese Rolle geraten, als sie es wagte, vor rund zwei Jahren das Logo für ihr Bonner Café „Apfelkind“ beim Deutschen Patent- und Markenamt schützen zu lassen. Es zeigt in einer raffinierten Zusammensetzung einen Apfel und einen Kinderkopf. Nicht einmal angebissen war er. Da selbst Café-Betreiberinnen das Marketinginstrument des Merchandising nicht mehr fremd ist, wollte sie das Logo auf Kaffeetassen und Lätzchen drucken lassen und in ihrem kleinen Laden verkaufen. || Computergigant wehrte sich gegen Café-Betreiberin || Leider bekam der amerikanische Computergigant davon Wind -- wieso das geschah, ist nicht überliefert. Und in Zeiten, wo der Apfel nicht mehr wie seit Jahrtausenden mit Adam und Eva, sondern nur noch mit Computern in Verbindung gebracht wird, reifte die Überzeugung im Konzern, dagegen vorgehen zu müssen. Das tat Apple denn auch -- und wie immer mit großer Verve. Mit großem anwaltlichen Engagement legte er beim zuständigen Markenamt Protest gegen die in seinen Augen widerrechtliche Vereinnahmung der runden Frucht ein. Der Fall erhitzte die Gemüter, nicht nur in Bonn war die Betroffenheit über das vehemente Auftreten groß. Bis zu diesem Donnerstag, als das Deutsche Patent- und Markenamt nüchtern verkündete, dass der Widerspruch sang- und klanglos zurückgenommen wurde. Wieso eigentlich, weiß schon wieder niemand. (faz.net)

|* Nun ja, ok. Von den Namen her geht es durcheinander, zugegeben. Die Frau heißt Christin Römer. Aber anyway.

"Selbstjustiz gegen Organhändler?"

Google News verweist darauf.

Wütender Mob lyncht drei Menschen auf Madagaskar || Aktualisiert am Donnerstag, 03.10.2013 | Grausamer Fall von Selbstjustiz: Ein wütender Mob hat auf einer Touristeninsel in Madagaskar drei Männer gelyncht. Die Männer, darunter zwei Franzosen, stehen im Verdacht, Organhändler zu sein. Ihnen wird vorgeworfen, einen achtjährigen Jungen getötet und verstümmelt zu haben. | Drei Männer sind in Madagaskar wegen des Verdachts, illegale Organhändler zu sein, von aufgebrachten Dorfbewohnern gelyncht worden. Der Mob habe am Donnerstag am Strand des Dorf Ambatoloaka auf der Insel Nosy Be zwei Ausländer zunächst schwer misshandelt und dann angezündet, berichtete Polizeisprecher Richard Ravalomanana. | Später wurde dann nach Polizeiangaben ein dritter Mann, der zeitweise in Polizeihaft war, von einer wütenden Menge umgebracht. Der 30 Jahre alte Onkel des getöteten Kindes soll an der Tat beteiligt gewesen sein soll. (FOCUS Online)

Die Frage am Ende, nicht beantwortet in dem Artikel: Entssprachen die Anschuldigungen des "wütenden Mobs" der Wahrheit oder nicht?

Und man findet natürlich Parallelen, in der Randspalte. Die eiskalten Grenzen des Kapitalismus, wenn der Preis die Verlockung für Kriminelle groß werden lässt.

Sechsjähriger Chinese verstümmelt | Schlimmer Verdacht: Tante schneidet Neffen Augäpfel raus 

(Da war vorher gemeldet worden, dass es sich wahrscheinlich um Organhandel geht. War wohl aber nicht so. Der Wahnsinn kann auch pur auftreten.)

Haussklaven, Sexarbeiter, Bettler Verschleppt, vergewaltigt, für den Organhandel getötet: Indiens vermisste Kinder

NSU-Prozess | "Mordprozess in Verden"

Nein, nichts ist vergleichbar, nichts aufzurechnen. Alles ist einmalig. Aber natürlich kann man Straftaten argumentativ und politisch nur einordnen, gewichten, kann man mit Gegenmaßnahmen antworten, wenn die Strukturen klar werden.

"Einer wird diese Nacht nicht überleben" | Von Hendrik Ternieden, Verden | Mahnwache für Daniel S.: Prozessauftakt in VerdenZur Großansicht || Der 25-jährige Daniel S. wurde im niedersächsischen Kirchweyhe totgeprügelt. Vor dem Landgericht Verden hat nun der Prozess begonnen. Die Anklage zeichnet das Bild einer verstörend brutalen Tat. | Ruth S. sitzt neben ihrem Anwalt, angespannt wartet sie auf den jungen Mann, der ihren Sohn getötet haben soll. Die Kameraleute müssen den Saal verlassen, so hat es die 3. große Jugendstrafkammer des Landgerichts Verden angeordnet. Keine Bilder des Angeklagten. | Sechs Monate sind vergangen, seit Daniel S. am Bahnhof in Kirchweyhe so brutal zusammengeschlagen wurde, dass er starb. Er wurde 25 Jahre alt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Anklagten heimtückischen Mord vor. Ruth S. versucht, die Fassung zu wahren. Man spürt, wie schwer es ihr fällt. Auch ihre drei verbliebenen Söhne sind als Nebenkläger vertreten. Tobias und Christian sitzen rechts von ihr im Gerichtssaal, Davids Platz bleibt heute leer. | Die Tür öffnet sich, Cihan A. wird hineingeführt, 20 Jahre alt, Sportschuhe, Jeans, dunkles Hemd, Handschellen und Fußfesseln. Auszubildender Metallbearbeiter, geboren im niedersächsischen Verden, türkischer Staatsbürger. (10.09.2013, SPIEGEL Online)

Die Strukturen hier: NSU. Junge deutsche Rechtsradikale. Leute, die sich, wegen der "Fremden" als Verlierer empfinden, ohne das zuzugeben. Die Politisches zur Rechtfertigung ihrer irren Taten konstruieren. Junge Türken, die ... Die keine politischen Gründe brauchen. Die Verbindung ist die Verlorenheit der beiden Gruppen, ihre uneingestandenen Minderwertigkeitskomplexe, die nach Gewalt schreien. Was kann man da tun?

Donnerstag, 3. Oktober 2013

デイヴィッド・ハミルトン

DAVID HAMILTON 
(* 15. April 1933)

Bayern : ManCity

Ich weiß nicht, warum mich dieses Bild aus der SZ an Biblisches erinnert.


Vielleicht weil Lahm so eine himmlische Freude ausstrahlt? 'Preiset den Herrn, denn er ist groß!'