Gestern einiges zum Thema „
Panpsychismus“ gelesen. Dabei schnell festgestellt, dass es viele Überschneidungen mit einem alten Gedanken von mir gibt. Ich habe diese Überlegungen immer unter dem Label
Billard-Materie versus Ziel-Materie gefasst. Die Überlegungen gehen bei mir so:
Unsere normale Vorstellung von Materie, wie sehr auch Elektronen, Positronen und was auch immer damit angenommen wird, geht von einem ungeistigen, unbeseelten Etwas aus. Die beste Vereinfachung scheint mir zu sein, wir sehen da vor uns: Billardkugeln, die auf verschiedene Weise magnetisch sind und die sich darum auch auf verschiedene Weise anziehen und abstoßen. Solche Billardkugeln würden zwar sehr unterschiedliche Muster bilden, Zusammenballungen unterschiedlicher Komplexität, aber sie würden nie und nimmer sozusagen das Bedürfnis in sich tragen, sich weiterzuentwickeln, schon gar nicht hin in Richtung Leben. (Und wer da noch kommt und sagt, wenn die Sache nur komplex genug wäre, dann würde sich genau das ergeben – eine Ausrichtung der Zusammenballungen in Richtung Leben, der hat nicht verstanden was ich sagen will.)
Das heißt auf der anderen Seite, dass die Materie in unserem Kosmos, die am Ende Einzeller, Fische, Hunde und Menschen hervorgebracht hat, anders ausgestattet sein muss. Dieser Materie muss von Anfang an das Konzept Ziel innewohnen. Ziel als, und das ist wichtig, Potentialität, die sich, liegen geeignete Bedingungen vor, in Richtung Leben entwickelt.
Diesen Begriff Innewohnen zu interpretieren, ist eine höchst schwierige Angelegenheit. (Und ich komme mir gleich ein wenig wie Heidegger vor, wenn ich einen solchen Satz laut ausspreche. Ich drifte in Richtung philosophische Sprachspielereien davon und laufe Gefahr, mich demnächst auf Holzwegen wiederzufinden. Dessen bin ich mir sehr wohl bewusst.) Auf jeden Fall hat unsere Materie von Beginn an diese Potentalität, und ist somit mit einem potentiellen Weg hin zu Geist und Leben getränkt. Wie wir dieses Konzept dann weiter ausgestalten – hier ist viel Diskussion vonnöten.*
--
* Das Problem erinnert ein wenig an die ethische Diskussion um die Frage „Wann beginnt eigentlich menschliches Leben?“ Gewisse extreme Denker sehen dem Beginn da schon in den noch vereinzelten Ei- und Samenzellen angelegt. Andere gehen vom Zeitpunkt der Befruchtung aus. Wieder andere wollen erst den Embryo, der eine gewisse menschliche Ausformung erfahren hat, als Beginn des Menschenlebens gelten lassen. Die nächste Stufe legen die fest, die den Augenblick der Geburt als Menschwerdung ansehen. Und dann gibt es schließlich noch die Extremseite, die ein Kleinkind erst Mensch sein lässt, wenn es die Fähigkeiten eines Schimpansen überschreitet. (Was allerdings spätestens mit den ersten Wörtern, die gesprochen werden, erreicht ist. Bestimmte Extremisten gehen aber noch einen Schritt weiter und sehen die Sache "lösungsfähig-orientiert": Erst wenn das Kleinkind viel bessere Lösungen als der Schimpanse anstrebt, ist es wirklich Mensch.)