Donnerstag, 30. August 2018

Rechtsradikale, die Oberwasser erhalten


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Aliaxe #4
Ja, es ist eine Schande, dass Rechtsradikale die Oberwasser erhalten und nun offen ihre Aggressivität zeigen. Es ist aber auch eine Schande, dass Medien unreflektiert aufgrund von twittermeldungen zweifelhafter Herkunft, news raushauen müssen.
Die organisieren Rechtsradikalen dringen dort in die Stuben der ‚Normalbürger‘ vor, wo diese sich von der etablierten Politik vernachlässigt fühlen. Es schleicht sich für viele der Eindruck ein, dass der Staat gegen insbesondere kriminelle Flüchtlinge keine Chance hat, während man die hiesige Bevölkerung mit scheinbaren Reformen hinhält. Da kommt ein solcher Anlass wie in Chemnitz nur recht. Wenn dann viele der demonstrierenden in die gewaltsame rechte Ecke gestellt werden fühlen diese sich bestätigt. Der beste Ausweg gegen Rechts ist, diesen Gruppen keine Gründe zu geben so stark zu werden.

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BDLB #4.1

"Der beste Ausweg gegen Rechts ist, diesen Gruppen keine Gründe zu geben, so stark zu werden."

Gut! Jetzt müssen Sie nur noch drei Stufen konkreter werden.

1. Wer sind die Bürger, die da gefährdet sind und welche Bürger sind eh schon nach Rechts hin verloren (Parteienspektrum und Ansichten)?

2. Was sind die "Gründe", und wie sollen diese Gründe abgeschafft oder beiseite geschafft werden?

3. Ist die Gesellschaft, wenn die Gründe abgeschafft sind, nicht die Gesellschaft, die die Rechten eh wollten?

Antwort auf #4 von Aliaxe

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Wendekind1989 #4.9
1.1 Gefährdete Bürger = Von extremen Gedankengut sind stets jene gefährdet, die sich bedroht fühlen oder das Gefühl haben nicht mitzukommen, ausgestochen zu werden oder vernachlässigt zu sein. Spaßfakt: Da es auf einer Gefühlsebene stattfindet ist das Ganze nur äußerst schwer mess- und greifbar.

1.2 Verloren sind wohl auch hier (wie bei jedem Extrem) all jene, die Gewalt gut heißen, diese provozieren oder selbst ausführen. Gewalt-"Tolerante" sollte noch rettbar sein.

2. Gründe für die Probleme:

2.1 Die fragwürdige Sicherheit der Rente
2.2 Die erlebte Vernachlässigung von Infrastruktur
2.3 Die Schwierigkeiten prekärer Arbeitsverhältnisse (Zeitarbeit, Minijobs, Arbeitslosigkeit im Alter)
2.4 Verfallene Schulen/Mangelnde Investitionen in Bildung
2.5 Rettung von "systemrelevanten" Kapitalhochburgen zur Finanzkrise - Das Ding scheint gradezu Katalysator zu sein
2.6 Leere Wohnungsmärkte / Steigende Wohnkosten / Mieten
2.7 Zinslosigkeit (der Kleinsparer liebt Zinsen, ob inflationsbereinigt noch etwas stehen bleibt spielt dabei einfach keine Rolle, so weit zu denken ist nicht jedem zumutbar)
2.8 Die dem gegenüberstehende Steuerbelastung

Wichtig: Auch hier sind gefühlte Gründe wichtiger als tatsächliche. Der Tunnelblick der Wut ist für Rationalität vieler Orts schon zu eng.

3. Nein. Es wäre ein starker Sozialstaat in dem ein "Wir schaffen das!" So gut wie niemanden gestört hätte - eher sogar einer in dem ein vertrauensvolles "Wir schaffen es alle gemeinsam, wie immer"1/2

Antwort auf #4.1 von BDLB

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Dank für die ausführliche Antwort!

Vieles kommt mir richtig vor; bei 3. habe ich aber noch so meine Zweifel. Es sind die bekannten Kosten, die Menschen mit niedrigem Einkommen das "Wir schafffen das!" in ein "Mit wieviel Steuermitteln schaffen wir das?" umformen lassen.  Und dann sind da, wie ich sie  nenne: "Leuchtturmvorkommnisse". Bestimmte Verbrechen wie die Ermordung von Maria L. in Freiburg stechen so aus den kriminellen Taten heraus, dass sie die Stimmung massiv belasten.

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Fortzsetzung (eingefügt am 31.08.2018, 09:30)

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Lorenz_01 #4.20


Hier meine Sichtweise:

"1. Wer sind die Bürger, die da gefährdet sind ..."

Alle, die sich weder zu den politischen Rändern hingezogen fühlen (NPD, freie Kameradschaften, Antifa) noch zu den wohlhabenden 10-15% gehören, die in den "besseren Vierteln" wohnen, kaum ÖPNV nutzen bzw. sich Sicherheit kaufen können.

2. Was sind die "Gründe", und wie sollen diese Gründe abgeschafft oder beiseite geschafft werden?

Fehlende Differenzierung zwischen Asylberechtigten und Migranten, Nichtabschiebung abgelehnter Asylbewerber, vor allem von Straftätern, zu wenig Polizei und zu geringe Kompetenzen, Recht und Sicherheit durchzusetzen (anlasslose Kontrollen, Videoüberwachung, Platzverweise und Aufenthaltsverbote)

3. Ist die Gesellschaft, wenn die Gründe abgeschafft sind, nicht die Gesellschaft, die die Rechten eh wollten?

Die Gesellschaft, die die extremen Rechten will, wollen die wenigsten. Allerdings durchaus eine Gesellschaft mit einem "starken Staat", der im Zweifelsfall die Interessen der Mehrheit der Bürger denen der Minderheit überordnet. Wenn man das als "rechts" sehen wil,, meinentwegen. Ich halte es für demokratisch geboten und notwendig, um der Radikalisierung auch "ganz normaler Bürger" entgegen zu wirken.

Antwort auf #4.1 von BDLB



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chri.s #4.24

1. Alle, die nicht radikal Links sind

2. Zu hören, Lebenswirklichkeit verstehen, diese in progressive Politik münzen, nicht bevormunden. Keine als falsch Emotionalisierung deren Anhänger. Fakten, ansonsten braucht man sich nicht wundern, wenn diese nicht mehr Wahrgenommen werden, auch wenn es Tatsachen sind.

3. Nein, denn wenn nur radikale Methoden Wirkung zeigen, werden nur radikale Methoden Wirkung zeigend angewandt. War denn FJS ein Nazi? Aber er hat die Rechten gut aufgefangen (klar, die Linken hassen Ihn trotzdem, aber besser ein Stramm Konservativer CSUler, als die NSDAP, oder?)

Antwort auf #4.1 von BDLB


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MoliSame2 #4.46

Intelligente Politik, das Interesse an den Menschen, die hier seit Generationen leben und die ehrliche öffentliche Auseinandersetzung mit den Themen, die seit 2015 hochintensiv in diese deutsche Gesellschaft eindringen (ja!) und die Bereitschaft mit den Betroffenen zu reden, kann die Mitte wieder stärker machen. Zur Erinnerung die Wanderungsbewegung der Wähler bei der vergangenen BW zur AfD: 400.000 Wähler der Linken, 500.000 der SPD und 1 Mio. der CDU/CSU!
Wenn es nicht gelingt, diese Wähler zurückzuholen, dürften sich die Sorgen des Autor verfestigen. Ich bezweifele aber, dass seine Apelle in die richtige Richtung gehen und in einer angemessenen Sprache verfasst sind. Und dann brauchen wir für die Überzeugungsarbeit bei den weniger Privilegierten nicht Leute, die in die eigenen Projekte verstrickt sind, sondern seriöse Analysten und Beobachter der Gesellschaft, die in der Lage sind nach beiden Seiten überzeugend zu wirken. So zum Beispiel
Heinz Buschkowski, Constantin Schreiber, Rüdiger Safranski, Julian Nida-Rümelin, in Teilen Peter Scholl-Latour oder Paul Collier. Solange diese Journalisten, Philosophen, Lokalpolitiker oder Ökonomen nicht einen vergleichbaren Stellenwert auch in diesem Medium eingeräumt bekommen wie "die üblichen Verdächtigen" aus der linksliberalen Ecke, die in schönem sozialpsychologischen Jargon ganze Bevölkerungsteile pathologisieren, wird die Gesellschaft weiter gespalten und den rechten "Ratten"fängern in die Hände gespielt.

Antwort auf #4.1 von BDLB

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