Samstag, 23. April 2011

Berührung

Heute. Vor allem andern das:

"Beim Zuprosten [...] schlägt doch Glas an Glas. [...] Im umgangssprachlichen Sinne haben sich die beiden Gläser natürlich berührt - ganz ohne Zweifel. Doch wenn man den Vorgang im Detail betrachtet, dann ist die Sache nicht mehr ganz so klar. Alle Gegenstände, auch Weingläser, bestehen aus Atomen. An der Stelle, an der sich die beiden Weingläser "berühren", müssten sich also Atome berühren. Doch können sich Atome überhaupt berühren?"

Ein wunderbares Beispiel für die vielen Fälle, in denen sich die alltägliche -- und dann alltagssprachlich formulierte -- Sicht auf die Welt und die Dinge mit den Augen des Naturwissenschaftlers betrachtet plötzlich ganz anders darstellt. Neue, so grundsätzliche wie seltsam klingende Fragen tauchen auf. Dahinter, hinter dieser Doppelsicht, steckt aber noch etwas ganz anderes. Etwas Beunruhigendes. Gibt es, fragt der strenge Analogist, dort, wo es zwei Sichtweisen gibt, nicht auch eine dritte, vierte, fünfte ...? Warum sehen wir die nicht? Wo verstecken sie sich?

Gleich noch dazu: Es gibt komplexe Weltsichten, die für solche Fragen nicht oder, was zum Beispiel die katholische Kirche angeht, nicht mehr zuständig sind. (In der Scholastik hätten sich kirchliche Gelehrte selbstverständlich auf solche Finessen gestürzt.) Überhaupt die Religionen. Könnten wir einen Islam-Gelehrten für so etwas interessieren? Wohl kaum. Hingegen die magisch-symbolischen Weltbilder, die würden hier, einmal auf die Frage gestoßen, gerne zupacken. Wie würden sie es tun? Man müßte sie, besser: ihre Vertreter einmal danach fragen.

Die Macht der neuen Sicht, der Verfremdung durch Wissenschaft.

Wer neugierig geworden ist, kann weiterlesen (die Quelle oben):


"[...] Die Wechselwirkung der Elektronen mag ein kompliziertes Gewirr von Kräften sein, doch davon, dass sich hier Elektronen berühren, kann man sicherlich nicht sprechen. Und die Atomkerne, also die eigentliche Materie, berühren sich schon gar nicht."

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