Mittwoch, 13. April 2011

Prantl zu Häberle: Einzelfragen 6

Nun kommen wir zum "Summa cum laude".


... war da vielleicht auch die Bewunderung des Musikliebhabers Häberle für Guttenbergs Vater Enoch, den Dirigenten. Dies alles addierte sich zu einer Note, die Guttenberg auch ohne Plagiat für diese Arbeit nie hätte kriegen dürfen; es war eher die Note für Guttenbergs achtjährige Präsenz und für seine mündlichen Vorträge, die der Abgabe eines Machwerks vorausgegangen waren. Häberle hatte sich wohl die Arbeit Guttenbergs als Glanzpunkt am Ende seiner Laufbahn gewünscht; sie ist ein Schandfleck geworden.



Da müsste man jetzt einmal weit, weit -- ganz weit ausholen. Wie kommen akademische Noten zustande? Blindbeurteilungen, wie in Frankreich vielfach üblich, sind hierzulande nicht eingeführt. (Doch, in Bayern, beim Staatsexamen. Erfährt man da, wie die Vornoten und die 'Blindnoten' übereinstimmen?) Ob solche Anonymisierungen gut sind? Von vorneherein sollte man da nicht Ja sagen. Die Sache ist eh sehr komplex.

Die Beurteilungen von akademischen Prüfungen sind, sagen wir es doch offen, ein Amalgam aus Vorannahmen, persönlichen Vorlieben und persönlichen Maßstäben, nicht selten auch gepaart mit strategischen Überlegungen. 'Legst du meinem Assistenten keine Steine in den Karriereweg, lass ich deine Niete dann auch gewähren.' Es muss nicht immer der Musikliebhaber sein, der da dem Dirigenten-Vater aufsitzt. Viel häufiger sind irgendwelche Vorstandsposten, die Eindruck machen. Oder der Vater ist schon mal Professor. Gehört zur Kaste. Es gibt Studenten, die das mit dem Professoren-Vater so nebenhin durchaus anmerken.

Wie kann Herr Prantl also sagen, dass die Guttenberg-Dissertation, auch ohne die Plagiatsstellen als Machwerk hätte gelten müssen? Ist ihm klar, dass er damit auch Häberle sagt, dass der ein klares Machwerk falsch beurteilt hat? Denn der Professor Häberle hat diesen Text gründlich gelesen. Das mit dem Machwerk ist ja kein geringer Vorwurf. Und selbst wenn Häberle heute selbst sagt, dass er da ein Machwerk nicht als solches erkannt hat -- das dann auch zu sagen ist nicht sonderlich höflich. Um Höflichkeit geht es immer. 

Und vielleicht sollten wir doch mal wieder hinschauen, wie denn Noten zustande kommen. In den 1970er Jahren gab es Forschungen am Gymnasium, mit Deutschaufsätzen. Ein und derselbe Aufsatz wurde da bei anonymer Beurteilung in der Regel mit den Noten 2, 3, 4 und 5 benotet. In Einzelfällen gab es auch für ein und denselben Text eine 1 und eine 6. Warum sind diese Forschungen eingestellt worden? Ist es falsch zu vermuten, dass da die Gefahr bestand, dass Eltern, die keine Angst vor einem Gerichtsverfahren haben, Rechtsanwälte bevorzugt, die anonyme Beurteilung einklagen und dass dann öffentlich, vor Gericht ein Fiasko dem anderen folgt? Wäre es bei Dissertationen anders? Wohl kaum. Aber das ist erst mal eine Hypothese.

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